Oh Mann, du kennst die Antwort, wenn du den alten Rennradhasen erzählst, dass du drei Stunden auf dem Bock im Wohnzimmer gesessen hast. Klar, wers nicht ernsthaft probiert, kommt mit den alten Vorurteilen: Langweilig, keine Natur, Playstation. Dann sollen die auf der Couch sitzen bleiben, wir schnallen das Rennrad auf den Kickr. Zwift, Sufferfest und TrainerRoad sei Dank, müssen wir nicht aus dem Küchenfenster glotzen, sondern fahren Rennen, Workouts mit mehrwöchigen Trainingsplänen und Group-Rides mit Freunden. Die Features und Schwerpunkte der Indoor-Training-Apps unterscheiden sich aber.
Zwift
Bei Zwift fährt man nie alleine, oft mit Freunden und das am PC, Mac, iOS und Android. Bei Rennen wird auch um Platz 47 von 300 gebattelt und vor dem höchsten Punkt der Alpe d Zwift Tour wird nicht aufgegeben. Zwift profitiert von der unglaublich großen Mitgliederzahl, während es gleichzeitig auch eine Fraktion gibt, die sich vom Playstation-Style nicht animieren lässt.
Zwift ist von allen Indoor-Traning-Apps die vielseitigste. In einen Event-Kalender gibt es wöchentlich hunderte Aktivitäten, Group-Rides, Rennen und Workouts. Mit dem integrierten Text-Chat bleiben die virtuellen Mitfahrer in Kontakt, mit mehr oder weniger lustigen Sprüchen oder Leidensgeschichten. Um bei Gruppenausfahrten den Blob, dass ist die Gruppe, zusammenzuhalten, kann der Anführer einen Fance aufbauen. Wer länger als eine Minute über diese Grenze hinausfährt, fliegt aus dem Ride. So ist sichergestellt, dass keiner die Gruppe kaputt fährt.
Rennen, Workouts, Trainingspläne
Bei Workouts, wie der GCA-Serie, werden die Trainingseinheiten nach dem persönlichen FTP angepasst. Das bedeutet 100 % Max ist für den einen 300 Watt und für den anderen 100. Die Trainingsgruppe bleibt so zusammen. Außerhalb der offiziellen Events haben die Zwifter auch die Möglichkeit eigene Meetups mit Freunden zu erstellen. So kann der Blob mit unterschiedlichen Leistungsklassen zusammen fahren, wenn das vom Organisator so eingestellt wurde.
Andere Sportler werden nicht nur mit Kommentaren motiviert, sondern auch mit Likes, die heißen bei Zwift Ride-On. Verschiedene Welten sorgen für Abwechslung. Indoor-Rennen sind wohl die großartigste Eigenschaft von Zwift. Doch was für ständig steigende Beliebtheit sorgt, wird auch gleichzeitig zum größten Problem. Bei der jährlichen Tour-de-Zwift-Serie sind so viele Radfahrer dabei, dass es zu Performance-Problemen kommt. Nicht selten bleiben dann hunderte Athleten ohne Wattwerte an der Startlinie stehen.
Preis: 14,99 Euro im Monat
Abo: verlängert sich automatisch, monatlich kündbar
Test: 7 Tage kostenlos, Punkte und mit Schweiß erkaufte Ausrüstung bleibt auch bestehen, wenn das Abo pausiert. Wenn nicht bezahlt wird, können 26 km im Monat gefahren werden.
Sufferfest
Sufferfest holt Radsportler ab, die strukturiert trainieren möchten. Hier fährt man nach geplanten Workouts und durchdachten Trainingsplänen. Motiviert wird mit realen Videos von Profirennen. Die zeigen mehr als bei Eurosport von der Tour de France zu sehen ist, nämlich viel Backstage und den Onboard-Cams.
Der virtuelle Trainer spornt bei Intervallen mal ernst, mal zynisch an. Es geht um Cash für die Mannschaftskasse oder „Du hast die Wahl: Geschirr abtrocknen oder in die Pedale zu treten!“ Dabei wird mit Upbeats gepusht und klassische Musik in Recovery-Phasen. Das Display kann auch auf die Leistungsdaten reduziert werden. So bleibt am Bildschirm Platz für Amazon Prime und Netflix.
Sufferfest: Leiden beim Full Frontal Workout
Zur Festlegung des FTP fährt Sufferfest mit einem eigenen Konzept: 4DP. Das ist anders als der übliche FTP-Test. Beim Four Dimension Power werden verschiedene Faktoren gemessen. Je nach Ergebnis schlägt Sufferfest spezielle Workouts vor, die die Stärken des Sportlers verbessern und an den Schwächen arbeiten. Paradox ist, dass Trainingspläne zwar Indoor und Outdoor-Einheiten enthalten, diese aber nicht aufs Wahoo Elemnt übertragen werden können.
Eine Möglichkeit, Workouts selbst individuell zu erstellen oder wenigstens vorgeschlagenes zu verändern, gibt es ebenfalls nicht. Individuelle Trainings, wie bei TrainingPeaks, können gekauft werden. Weil Sufferfest nicht an den Radcomputer sendet, braucht der Athlet auch noch TrainingPeaks. Das ist dann insgesamt nicht günstig.
Sufferfest ist für die, die sich nicht mit anderen batteln müssen oder wollen. Rennen und Group-Rides gibt es nicht, dafür sind die Trainingspläne ausgefeilter als bei Zwift und ein Kalender, der sich mit Outlook & Co synchronisiert.
Ich habe mit Dylon von Wahoo über die am häufig gestellten Fragen der Mitglieder gesprochen:
Wird es eine App für Android geben? Ja und nach einigem Bohren habe ich sogar erfahren, dass die mobile App im 2. Quartal gelauncht werden soll.
Können zukünftig geplante Trainings auch am Wahoo Elemnt angezeigt werden, so wie das jetzt schon mit TrainingPeaks und Today’s Plan funktioniert? Weil die Trainingspläne auch Outdoor Einheiten beinhalten können, macht das nämlich für mich sinn. Auch hier ein klares Ja von Dylan.
Kritisiert wird von vielen Sufferfest-Sportlern, dass in dem Kalender nur komplette Trainingspläne eingefügt werden können. Wer sich also einen Trainingsplan aus der Workout-Bibliothek selbst zusammenbauen will, kommt nicht weiter. Auf der Roadmap von Sufferfest ist dieses Feature allerdings in sichtbarer Nähe.
Ein Wermutstropfen bleibt allerdings. Workouts vollständig selbst zu gestalten, wie das bei TrainingPeaks oder Today’s Plan möglich ist, wird es auf absehbarer Zeit nicht geben.
Preis: 14,99 $ im Monat, 129 $ bei Jahresabo
Abo: verlängert sich automatisch, monatlich oder jährlich kündbar
Test: 14 Tage kostenlos
TrainerRoad
TrainerRoad setzt ganz auf konzentriertes Training und verzichtet auf Unterhaltung. Fans von TrainerRoad schwärmen vom strukturiertem Intervalltrainings die gezielt darauf ausgerichtet sind, Fitness und Kraft aufzubauen. Eine Vielzahl an Leistungsdaten werden in Echtzeit angezeigt. Dazu ein Diagramm des Workouts – mehr nicht. Ganz am Anfang steht ein Ramptest, damit die Trainingseinheiten auch richtig eingetacktet werden. Aktivitäten werden nicht nur an Strava geschickt, sondern auch umgekehrt. Damit ist der Trainingsplan komplett abzuarbeiten, das heißt drinnen und draußen wird getrackt.
Seit einiger Zeit sind Group-Rides mit Freunden in einer Art Video-Chat möglich. Also die professionelle Lösung anstatt Video-Calls mit WhatsApp. Das TrainigerRoad sowas integriert ist eine gute Sache, solange man Freunde zum mitmachen bewegen kann.
Einen Testzeitraum gibt es bei TrainierRoad nicht. Zwar wird die Rückzahlung versprochen, wenn man nach 30 Tagen nicht zufrieden ist, aber erstmal Paypal oder Kreditkarte einzutragen bleibt eine Hürde. Um mit TrainierRoad zu trainieren, muss man eine Menge Selbstmotivation mitbringen.
Preis: 18,95 $ im Monat, 129 $ im Jahresabo
Abo: verlängert sich automatisch, monatlich kündbar
Test: Keine Testzeit, dafür 30 Tage Geld-zurück-Garantie
Zwift, Sufferfest oder TrainerRoad?
Wer zuhause nur durch den Winter kommen will, ist mit Zwift gut bedient. Draufsteigen und los geht’s mit Group Rides, Workoutserien und Rennen. Viel einzustellen gibt es nicht und das Web ist voll mit Tipps. Die Trainingspläne sind allgemein gehalten, eigene Pläne können aber erstellt und auch importiert werden. Zwift ist auch die UCI-Plattform für E-Sports.
Sufferfest richtet sich dagegen mehr an ambitionierterte Sportler und stellt nach dem 4DP (Four Dimension Power) Test ein paar passende Workouts zusammen. Das ist kein perfekt abgestimmter Trainingsplan, aber zumindest eine passende Unterstützung. Die Unterhaltung am Bildschirm ist gut. Um die eigene Entwicklung zielgerichtet zu verfolgen, braucht man aber TrainingPeaks oder Todad`s Plan.
Was ist mit TrainerRoad? Ich kann meine Fitnesskarriere rudimentär verfolgen, einen eigenen Trainingsplan erstellen und den Smartt rainer damit steuern. Das geht aber auch mit dem Elemnt oder Garmin Edge. Einen wirklich relevanten Mehrwert zu TrainingPeaks habe ich nicht entdeckt. Warum ist TrainerRoad eurer Favorit?
Solange 4D nicht zuhause eingebaut wird, bleibt es jedenfalls bei allen Indoor-Apps trocken, windstill und autofrei.
Mehr zum Thema Indoor Cycling und anderen Apps, erfahrt Ihr hier auf cyclingclaude.de.
Nachdem ich von Zwift aufgrund der doch gehäuften technischen Probleme etwas genervt war, mit Sufferfest nicht warm wurde (gefühlt wurden alle Videos vor über zehn Jahren aufgenommen), bin ich grade recht glücklich mit Fulgaz.
Claude, bzgl Sufferfest muss ich widersprechen. Gerade für ambitionierte Sport taugt Sufferfest nur bedingt, nämlich nur dann, wenn man sich auf Trainingspläne und/oder Trainer von Sufferfest einlässt. Arbeitet man mit einem Trainer, der einem Trainingspläne in Trainingspeaks schreibt oder hat man sich dort selbst einen Plan erstellt, kann man die Workouts nicht in Sufferfest importieren. Das geht bei Zwift, bei RGT, bei Rouvy , die Plattformen bei denen ich es getestet habe, automatisch. Und sorry damit ist Sufferfest für mich und viele andere, die mit eigenen Plänen oder einem Trainer Wahl arbeiten, automatisch raus.
Hallo Sven. Danke für deinen Kommentar. Das ist für viele tatsächlich ein No Go. Ist es bei TrainingPeaks nicht auch so, dass nur Trainer Trainingspläne erstellen können?
Nein Andi, bei TP kann entweder Dein Coach Pläne erstellen, dazu benötigst Du keinen Premium Account. Oder Du arbeitest mit Premium Account, dann kannst Du alles selbst machen. Ich habe zwar einen Coach nutze aber TP Premium, weil ich so Einheiten nach Bedarf (Arbeit, Familie..) verschieben oder Tauschen kann und zudem in die Planung eingreifen kann, um bei geplanten Outdoor Einheiten einzelne Blöcke einer Einheit wie , z.B. das Warmfahren, zu verlängern, damit ich in neutraleren Terrain ohne viel Verkehr und Ampeln bin, wenn Intervalle anstehen.