Mein Litespeed Cherohala SE wurde 2018 vom Hersteller mit schlanker 32 mm Bereifung geliefert. Die Idee war ein „Allroad-Set-Up“, das auf Asphalt und im Wald gleich viel Spaß bereiten sollte.
Der Ansatz war gut. Es scheiterte schlicht an den Reifen. Die ab Werk montierten Continental Gatorskin waren auf glatten Waldwegen akzeptabel, aber auf Asphalt kam keine Freude auf. Die Conti waren viel zu träge, im Vergleich zu schmaleren Rennradreifen.
Dabei machen etwas breitere Rennradreifen am Gravelbike durchaus Sinn, falls der Straßenanteil hoch und ein zweiter Laufradsatz mit geländegängigen Gravel-Reifen zur Hand ist. So wird ein Gravel-Rad zum Allroad-Bike für jeden Tag und darf gerne mit zur Ausfahrt mit der Rennrad-Crew.
Allroad mit 32 mm
So spendierte ich meinem Hunt 28-Zoll-Laufradsatz ein Paar der von der Fachpresse durch die Bank gelobten Pirelli Cinturato Velo – natürlich im Tubeless-Set-Up. Optisch macht die LRS-Reifen-Kombi am Litespeed Grave (meinem Unfallersatz des Cherohala SE) eine gute Figur.
Das Gewicht des Cinturato Velo ließ mich nicht jubeln. Ca. 370 Gramm pro Reifen, das ist schon eine Hausnummer im Vergleich zu reinrassigen Rennradreifen schmalerer Breite. Beruhigt war ich, als mir Google für den GP 5000 TL ähnliche Werte ausspuckte.
Tubeless
Im Gegensatz zu den oben erwähnten Gatorskin sind die Pirelli Cinturato Velo tubeless-fähig. Die Tubeless-Montage ging relativ leicht von der Hand. Nicht so einfach, wie man das von normalen Clinchern kennt. Es war aber auch kein Hexenwerk oder besonders zeitaufwändig. Bspw. hatte ich mit den GP 5000 TL in 28 mm wesentlich mehr zu kämpfen.
Falls Du generell Probleme mit der Tubeless-Montage hast, empfehle ich Dir meine Anleitung zum Aufziehen eines Tubeless-Reifens.
Fahrvergnügen
Nicht schlecht, Herr Specht, dachte ich schon nach wenigen Metern auf Asphalt. Nach einigen Monaten im Testbetrieb kann ich bestätigen, was auch andere über den Reifen schreiben. Tubeless bietet die 32mm-Variante eine Menge Komfort, ohne träge zu wirken. Dabei gefällt mir das Handling im Kurvenbereich. Der Reifen ist direkt und gut berechenbar und gibt ein Gefühl von Sicherheit. Natürlich ist er nicht ganz so schnell wie die schmaleren Kollegen aus dem Wettkampfbereich. Aber das merkt man im Alltag nicht. Fahrvergnügen ist auf Asphalt eigentlich immer gegeben. Auch abseits der Straße, auf Waldwegen und im Park, bietet der Reifen genügend Sicherheit, aber auch Speed. Matsch und tiefen Sand, das ist klar, mag so ein Reifen nicht besonders.
Pannenschutz und Haltbarkeit … in der Praxis
Der Cinturato „Gürtelreifen“ verspricht lt. Hersteller einen erhöhten Pannenschutz, hervorragende Schnittfestigkeit und lange Haltbarkeit. Begriffe wie „Armour Tech“, „SmartNet Silicia“ und „Aramidfasern“ zieren das Werbeversprechen, sind aber nichts sagend. Vielleicht ist er auch deshalb kein Leichtgewicht?
Aber was nützt das beste Marketingsprech, wenn die Reifen in der Praxis nichts taugen? Käufer des Cinturato Velo müssen sich in der Hinsicht aber keine Sorgen machen. Selbst vermehrter Gravel-Einsatz konnte der Lauffläche wenig anhaben. Schnitte und Einschlüsse von scharfkantigen, spitzen Steinchen? Fehlanzeige … jedenfalls bei mir.
Preis
59,99 EUR als UVP ist leider nicht wenig, aber auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb. Online gibt es die Reifen schon günstiger, bspw. bei r2-bike, bei denen ich gerne bestelle, weil Bestellabwicklung und Versand bei Lagerware unheimlich flott geht. (Selbst zu Corona-Zeiten war die Ware immer spätestens nach 2 Werktagen bei mir zuhause! So viel einfach mal als Tipp, weil immer mehr Online-Händler Blogger-Wahlen durchführen. Da kann man als Blogger auch mal Online-Händler bewerten.)
Fazit
Du willst Dein Rennrad zu Gunsten eines Gravel-Rads abschaffen und trotzdem ein Rennrad haben? 28-Zoll Laufräder mit Pirelli Cinturato Velo in 32 mm bieten Dir Fahrvergnügen, das fast an ein reinrassiges Rennrad heran kommt – aber mit mehr Komfort. Und wenn der Asphalt einfach mal aufhört, wird weiter geballert, ohne dass Du Dir Gedanken ums Material machen musst. Der Pirelli Cinturato Velo ist nämlich ein prima Allroad-Reifen. Für gröberes, matschiges oder sandiges Gelände ist er nicht zu empfehlen. Dafür hast Du aber sicher einen zweiten Laufradsatz mit richtiger Gravel-Bereifung, oder?
Hallo,
wie breit ist der Pirelli Cinturato Velo (32 mm) real? Welche Innen weite hat die Felge?
Freue mich über eine Info!
Grüße
Stefan
Ich habe diesen Reifen gerade nicht aufgezogen.
Habe extra für Dich noch mal auf die Cinturato gewechselt. Auf den Zipp 303s bauen sie zwischen 33 und 34 mm, je nach Luftdruck.
Hallo Claude,
mit welchem Luftdruck fährst du damit? Ich habe sie jetzt mal mit Schlauch probiert. Bei dem von Pirelli angegebenen Druck (5,2 bar bei einem Fahrergewicht von 70-79kg) fährt sich der 32er wie aus Vollgummi. Bei 3,5 bar wird es langsam ok, aber natürlich nicht fluffig, dafür ist wohl die Decke zu dick und der Schlauch wird auch etwas ausmachen.
Meine Felge hat ein Innenmaß von 19,5mm, da ist der Reifen 31mm breit.
Gruß
Jürgen
So wenig wie möglich. Jede Felge ist anders. 5,2 ist aber viel zu viel.
Fluffig werden 32er Reifen aber nie. Dafür sind sie zu schmal.
Wie schneiden denn die Cinturato im Vergleich mit den GP 5000 ab? Ein Vergleich in Fahreigenschaften und Pannenschutz wäre echt cool, vor allem, falls Du beide schon einige km gefahren bist… 😉
Na ja, da erwartest Du von einem Hobby-Radblog wohl etwas zu viel. Das wäre sehr zeitaufwändig und würde ne Menge Geld kosten. Ich teste das, was ich gerade fahre und gebe mein, zugegebenermaßen, subjektives Empfinden wieder. Der Cinturato Velo ist sicherlich nicht der schnellste Race-Reifen. Dafür ist er nicht konzipiert. Aber er läuft erstaunlich gut. Wenn es um Performance geht, rate ich persönlich zum Schwalbe Pro One in 32 mm statt zum Conti GP5000.
Hab seit gestern einen neuen Laufradsatz mit den Reifen (mit Schlauch) für mein Slate. Die erste Testrunde war sehr überzeugend. Bei einem Druck von ca. 4 Bar fühlte sich der Reifen auf der Straße flink und sicher an und auf der Waldautobahn ging es ebenfalls erstaunlich gut und war nicht unkomfortabel (wie groß der Beitrag der Lefty Oliver zum Komfort war, weiß ich natürlich nicht, hab ja keinen Vergleich). Genau dafür ist der Cinturato ja auch gedacht: auf allem fahren können, was kein MTB-Terrain ist. 🙂
Danke für Dein Feedback. Je nachdem wie schwer Du bist, kannst Du ggf. beim Druck noch nach unten gehen.
Ich fahre den 32mm Cinturato auf meinem Winter Disc Rennrad als Tubeless. Bin wirkich wahnsinnig zufrieden. Sowohl was den Komfort, als auch Pannensicherheit und Speed angeht. Fahre den Reifen um die 4 Bar und er rollt wirklich leicht und sehr komfortabel. Meine Trainingsrunde fahre ich kaum langsamer als auf meinem Sommer-Rennrad mit GP 5000 mit Butylschläuchen und 6 Bar. Pannen hatte ich bisher keine, wobei ich bei genauer Hinsicht schon ein paar kleine Schnitte und Löcher finde wo die Dichtmilch aber ihren Job getan hat. All in all im Tubeless Setup super für den Einsatz als Allwetterreifen und bei allem wo es nicht auf das letzte Zehntel Speed ankommt.