Update: Im ersten Kommentar wurde ich darauf hin gewiesen, dass die Pirelli Smartube vermutlich aus der Produktion von Tubolito stammen. In der Tat ist die Beschriftung der Pirelli TPU-Schläuche, was Schriftart und Anordnung betrifft, mit meinen Tubolitos aus 2019 vergleichbar. Bei den extraleichten Tubolito ist das nicht so eindeutig. Auffällig ist, dass die Verklebestelle der Pirelli an der Naht anders ist. Bei Pirelli überlappt weniger Material und man fühlt die Kante der äußeren Schicht kaum. Auch scheint der Bereich ums Ventil bei den gelben Pirelli sauberer gearbeitet zu sein. Naht und Ventilbereich waren die bisherigen Schwachstellen bei Tubolito, was die Fehler ab Werk betrifft. Sollten die 2021er Tubolito so wie die Pirelli geklebt sein, hat Tubolito Hausaufgaben gemacht. Leider kann ich das momentan nicht vergleichen, weil mir kein aktueller Tubolito-Schlauch vorliegt.




Fahrradschläuche aus TPU
Fahrradschläuche aus TPU (thermoplastisches Polyurethan) sind nicht neu. Tubolito aus Österreich ist damit seit Jahren auf dem Markt*.
Die Vorteile von TPU liegen auf der Hand: Gewicht und Packmaß. Angeblich sollen die Schläuche im Vergleich zur Butyl-Verwandschaft für weniger Rollwiderstand sorgen und pannensicherer sein. Das mit dem Rollwiderstand kann ich nicht bestätigen. Beim Umstieg auf Tubolito war der Unterschied nicht wahrnehmbar, im Gegensatz zum fühlbar besseren Rollen im Tubeless-Set-up.
Pannensicher waren die Tubolito bei mir nicht. Allzuoft musste ich die nicht ganz billigen Schläuche tauschen. Manche Tubolitos waren sogar ab Werk nicht dicht. Die wurden allerdings anstandslos ausgetauscht.


Letztendlich bewog mich die Tubolito-Produkterfahrung zum Umstieg auf Tubeless. Tubolito fuhr aber immer noch mit, in der Satteltasche. Schließlich kann es auch bei Tubeless zur Panne kommen.
Irgendwann war Schwalbe mit TPU-Schläuchen im Geschäft. Aerothan heißen die Schwalbe-TPU-Schläuche, die ich selbst nie getestet habe. In Facebook-Gruppen gaben Aerothan-Nutzer gemischtes Feedback. Wie bei Tubolito wurde oft die Pannensicherheit bemängelt.
Pirelli Smartube
Seit 2021 ist Pirelli ebenfalls im TPU-Geschäft. Smartube heißen die gelben TPU-Schläuche der Italiener. Die gibt es, 35 Gramm leicht, als Pirelli Zero Smartube fürs Rennrad und decken 23 bis 32 mm Reifenbreite ab.
Cinturato Smarttube sind für den Gravel- und MTB-Einsatz gedacht und sind in verstärkter und leichter Ausführung zu haben – allerdings nur in 700C. 650B bzw. 27,5″ werden nur in der Leichtversion angeboten. Das verstehe, wer wolle.


Im Sommer wurde ich von Pirelli für einen Test angefragt. Begeistert war ich nicht. Schließlich hatte mich Tubolito-TPU nicht überzeugt. Pirelli meinte jedoch, sie hätten ihre Hausaufgaben gemacht und wären von der Pannensicherheit der Smartube-Modelle überzeugt. Überzeugen sie auch mich?
Der Transparenz halber sei erwähnt, dass Teststellungen wie diese kostenlos erfolgen, aber an keinerlei Bedingungen geknüpft sind. Wie bei anderen Online- und Printmagazinen gehören Erfahrungsberichte und Produkttests, die auf kostenlosen Testellungen basieren, zum redaktionellen Teil einer Publikation und müssen nicht als WERBUNG gekennzeichnet werden. Der Transparenz halber ist es mir aber wichtig, meine Leserinnen und Leser über kostenlose Teststellungen zu informieren.
Cinturato Smartube 650B
Da ich gerne auf breiten Reifen unterwegs bin, entschied ich mich für die 650B-Variante. Nachgewogen bringen die Cinurato Smartube knapp 50 Gramm auf die Waage. Das ist ein Wort. Schließlich braucht es bei diesen Reifendimensionen schlauchlos ungefähr 120 ml Dichtmilch.



Die ersten Wochen testete ich die Smartube in Kombination mit den Pirelli Cinturato Gravel H*, einem der besten Gravel-Reifen, den ich für meine Nutzungsbereiche kenne. Mit dem robusten Gravelreifen blieb ich pannenfrei.
Danach wechselte ich mit den Cinturato Smartube auf die René Herse Switchback Hill, die ich eigentlich für den schlauchlosen Einsatz gekauft hatte.



Mit diesem Set-up war ich seither etwa 1.500 km unterwegs – pannenfrei. Woran es liegt? Sind die Pirelli Cinturato Smartube wirklich so pannensicher? Liegt es an den Reifenmodellen mit denen ich die TPU-Schläuche getestet habe? Oder hatte ich bisher einfach Glück?
Vom Fahrverhalten haben mich die gelben Schläuche überzeugt. Mit nur unwesentlich mehr Druck rollen die Reifen so gut wie im Tubeless-Set-up. Die schnellen René Herse fahre ich vorne mit 1,7, hinten mit 1,9 bar – auf Asphalt und auf der Waldautobahn.
Würde ich die Pirelli Smartube kaufen? Im Sommer hätte ich nein gesagt. Jetzt gebe ich ihnen eine Chance. Im April kommen sie mit nach Mallorca. Dort will ich sie mit 32 mm breiten Pirelli Cinturato Velo und den 38 mm breiten René Herse Barlow Pass probieren. Dann sehen wir weiter.
Update:
Ich fahre nun seit einem Jahr mit Pirelli Smartube – pannenfrei! Das mag Glück sein, aber ich habe die 38 mm breiten René Herse Barlow Pass auf Mallorca beim Graveln über Stock und Stein geprügelt. Alles top. Mehr kannst Du dazu im Artikel zur Kombi René Herse + Pirelli Smartube lesen.
Wegen meiner guten Erfahrungen mit Smartube sehe ich momentan keinen Grund, zu tubeless zurück zu kehren.

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Die Pirelli kommen wohl aus der gleichen Fabrik wie die Tubolito. Beide „Made in Austria“, beide mit gleicher Schrift.
Sehr groß kann der Unterschied dann wohl nicht sein…
Die Vermutung liegt nahe. Da gebe ich Dir recht. Bei alten Tubolito ist die Schrift eine andere, bei neueren fast identisch. Allerdings ist die unterbrochene Linie, die rund um den Schlauch gedruckt ist, bei allen vorhanden. Von der Haptik sind die Pirelli leicht unterschiedlich, was vermutlich an der Materialdicke liegt. Außerdem sind sie an der Nahtstelle anders verklebt. Auch die eingeklebte Ventilstelle scheint wertiger/sauberer gearbeitet. Da ich aber keine 2021er Tubolito zuhause habe, kann ich das aber nur bedingt vergleichen.
Hey,
ist denn die Verwendung mit Dichtmilch bei den Pirelli TPU Schläuchen unproblematisch? Bei den Aerothan wird ja explizit von der Verwendung mit (Latex)- Dichtmilch abgeraten. Nutzt du Latex-freie Dichtmilch mit den Pirelli oder ist das Mischungsverhältnis der Cinturato hier unproblematischer als das des Schwalbe Äquivalents? Finde dazu leider keine Angabe von Pirelli.
Möchte die Pirelli, ähnlich wie du, als Notfall-Alternative zum Tubeless Set-up nutzen, in erster Linie bei Gravel Rennen, wo man auch nicht immer die Möglichkeit hat, schnell die Dichtmilch restlos zu entfernen…
LG Lisa
Dazu kann ich nichts sagen, würde mir aber keine Sorgen machen. Was soll denn passieren? Latex frisst das TPU sicher nicht auf.
Normalerweise fahre ich übrigens Maxalami Wurstwasser mit synthetischem Latex.
Moin Claude, habe gerade durch Zufall gesehen, dass es auch selbstklebende Patches für TPU vopn Revoloop gibt. Weiss nicht ob Du das schon wusstest. 🙂