Bringen die neuen Shokz Open Fit ein offenes Ohr für Verkehrslärm – auch ohne Knochenschalltechnologie?
Leser des Blogs wissen, dass ich auf längeren Radfahrten und auf dem Arbeitsweg gerne Podcasts höre, manchmal sogar Musik. Dafür nutze ich aber weder „over ear“ noch „in ear“ Kopfhörer. Schließlich darf man sich als Verkehrsteilnehmer von Gesetz wegen, aber auch aus Eigenschutz nicht von seiner Umwelt abschotten.
§ 23 StVO besagt, dass das Gehör eines Fahrzeugführers (auch eines Radfahrers) nicht durch die Besetzung, Tiere, die Ladung, Geräte oder den Zustand des Fahrzeugs beeinträchtigt werden darf.
Bei Bone Conduction bzw. Knochenschallkopfhörern bleibt der Gehörgang frei und man hört, je nach Lautstärke, den Verkehr mehr oder weniger gut. Bei Podcasts, also Sprache, ist der Verkehr auch bei hoher Lautstärke der Knochenschallkopfhörer gut wahrnehmbar.
Shokz, ehemals Aftershokz, als Markt- und Qualitätsführer
Markt- und m.E. auch Qualitätsführer bei Produkten mit Bone Conduction ist Shokz, ehemals Aftershokz. Deren Produkte haben sich in den letzten 12, 13 Jahren enorm verbessert, was Tragegefühl, Akkulaufzeit, Robustheit und Sound betrifft.
Referenz in diesem Segment ist das Modell Shokz OpenRun Pro*, das ich seit zwei Jahren regelmäßig nutze, und nach wie vor für Indoor- und Outdoor-Sport empfehle.
Nicht viel schlechter, aber günstiger, ist das Schwestermodell Shokz OpenRun*. Einen Vergleich zwischen beiden Modellen findest Du ebenfalls hier im Blog.
Sarah, meine Podcast-Partnerin in der Rennrad-WG, nutzt die OpenRun* mit Begeisterung.
Bei mir liegen die OpenRun Pro griffbereit neben dem KICKR BIKE. Outdoor, und im Büro bei Microsoft-Teams-Besprechungen, freue ich mich nun regelmäßig über die neuen Shokz OpenFit*, um die es in diesem Testbericht geht.
Besserer Sound mit Shokz OpenFit?
Bei allen Bone-Conduction-Kopfhörern darf man nicht verschweigen, dass die Knochenschalltechnologie nur bedingt Klang für verwöhnte Hifi-Ohren bietet. Jedoch sind die beiden oben genannten Shokz-Modelle in dieser Kategorie absolute Referenz. Der Wettbewerb reicht an den Shokz-Klang nicht ran.
Im Sommer 2023 brachte Shokz ein neues Spitzenmodell auf den Markt, die Shokz OpenFit. Die OpenFit sind noch leichter, ohne störenden Bügel zwischen den Höhreinheiten und kommen mit einer Ladebox zum Nachladen zwischendrin. Shokz versprach in der Launch-Kommunikation nicht nur eine lange Akkulaufzeit, sondern v.a. ein wesentlich besseres Klangerlebnis, ohne Umweltgeräusche – also auch Verkehr – abzuschirmen.
An den Fachbesuchertagen der Eurobike durfte ich die Shokz OpenFit antesten …
… und war angefixt.
Der Klang der OpenFit ist um Längen besser, v.a. im Bassbereich! Er erreicht nicht an das Klangerlebnis meiner Apple AirPod Pro 2, aber jeder, der bisher Kopfhörer mit Knochenleittechnologie nutzt, wird begeistert sein,
Warum ist das so? Ganz einfach: Die Shokz OpenFit verzichten auf Bone Conduction. Sie übertragen den Klang, wie andere Kopfhörer, mittels Schallwellen. Nur sitzen die Shokz OpenFit nicht im Ohr. Sie liegen links und rechts auf dem jeweiligen Ohr, ohne den Gehörgang abzuschließen.
Ob man dabei ausreichend Verkehrslärm wahrnimmt, war auf der Eurobike nicht zu testen – wie auch?
Kurze Zeit später waren die OpenFit bestellbar – für 199 EUR* – und bei mir zuhause.
Der Transparenz halber sei erwähnt, dass ich die Shokz OpenFit auf Amazon* gekauft habe. Aber selbst bei kostenlosen Teststellungen gibt es bei mir immer einen neutralen Test, der meine eigene Meinung widerspiegelt … und keine Influencer-Fake-Kacke. Leider muss man in heutigen Zeiten immer wieder darauf hin weisen.
Beschreibung und technische Daten der Shokz OpenFit
Akkulaufzeit
Die OpenFit versprechen 7 Stunden Akku-Laufzeit, die mit gelegentlichem Aufenthalt in der Ladeschale, bzw. Ladebox, auf bis zu 28 Stunden Hördauer verlängert werden kann. In der Ladeschale sind die Ohrstöpsel in ca. 60 Minuten von 0 auf 100% aufgeladen. Die Ladeschale selbst braucht 120 Minuten um ihren Akku gefüllt zu haben. Zur Ladung benötigt man ein USB-C-Kabel, das mit zum Lieferumfang gehört. Ein USB-Lader wird nicht mitgeliefert. Ich nutze unterschiedliche die USB-C-Schnellladegeräte von Anker* für alle meine Geräte, egal ob iPone, iPad, Apple Watch …
In der Praxis kann ich die Ausdauer der OpenFit bestätigen. Eine Ladung hält bei mir mindestens einen Arbeitstag, incl. 1 bis 2 Stunden Arbeitsweg mit dem Rad, und häufiger (nicht andauernder) Teams-Konferenzen.
Bluetooth
Die Kopfhörer funken per Bluetooth 5.2 und sollen eine Reichweite von 10 Metern haben.
Im Büro kann ich mit den Dingern in die „Teekücke“ laufen und habe dort gerade noch Empfang. Die Teeküche ist mindestens 10 Meter entfernt und drei Wände befinden sich zwischen Küche und meinem Arbeitsplatz. Im Homeoffice spiele ich während Teams-Besprechungen „Home-Barista“ und bringe den Siebträger zum Glühen. Selbst in der Waschküche im Keller, also einem Stockwerk unter meinem Heimarbeitsplatz, habe ich Empfang. Beim Kaffeekochen oder gelegentlichem Beladen der Waschmaschine empfehle ich die Mute-Funktion der Teams-Konferenz. Die Kolleginnen und Kollegen sollten nicht alles mitbekommen. 😉
Sprachqualität / Mikrofon(e)
Die Mikrofonempfindlichkeit liegt bei -38 dB ±1dB. Für Teams-Konferenzen und Telefonate ist die Qualität des Mikrofons exzellent. Die anderen Konferenzteilnehmer verstehen einen perfekt. Auf dem Rad ist das leider nicht ganz so. Wie die meisten andern Headsets ist der Fahrtwind der Spielverderber bei Telefonaten. Bei Geschwindigkeiten über 20 km/h ist man meist nicht mehr zu verstehen.
Tragekomfort und Sitz
Meine beiden Ohrteile wiegen 8,2 bzw. 8,3 Gramm. Das entspricht der Werksangabe.
Das Tragegefühl ist unbeschreiblich gut. Man spürt sie fast nicht und da der Gehörgang frei ist, merkt man beim Tragen keinen Unterschied was die Umgebungsgeräusche betrifft. Manchmal muss ich zu einem der Ohren greifen, um zu fühlen, ob ich die OpenFit trage.
Die Kopfhörer sitzen absolut sicher auf den Ohren, sodass man sie normalerweise nicht verlieren kann. Aber Achtung. Nimmt man zwischendurch den Helm ab, kann es sein, dass der hintere Teil des Helmriemens unbemerkt einen der Ohrhörer vom Ohr zieht. Dieser fällt dann zu Boden, was man wegen des kaum wahrnehmbaren Tragegefühls einfach nicht merkt.
Mir ist das bisher zweimal passiert. Einmal im Ladengeschäft von Ciclos Quintana auf Mallorca. Als ich den Laden verlassen hatte piepte es links in meinem Ohr. Das linke Teil meckerte, weil es den Kontakt zum rechten Ohrhörer verloren hatte. Glück gehabt.
Wenige Tage später ging es aus dem Radkeller direkt an die Hotelbar. Beim Absetzen des Helms passierte es wieder. Das Teil landete direkt vor den Füßen eines andern Hotelgastes. Wer weiß, ob ich den Verlust sonst bemerkt hätte. Man muss also aufpassen.
Klangqualität
Zum Sound habe ich oben schon einiges gesagt. Podcasts sind selbstverständlich klar zu verstehen und Musik wird zum Hörgenuss. Weil die Ohrhörer auf den Ohren liegen, strahlt der Sound bei höherer Lautstärke auch nach außen. Beim Krafttraining ernte ich deshalb manch bösen Blick (Kieser-Training ohne Musikbeschallung, oft ältere Menschen), wenn ich die Rodgau Monotones „volle Lotte“ höre. Doch das ist mir egal.
Shokz App
In der Shokz kann man die OpenFit einfach konfigurieren und den Sound über einen Equalizer individuell anpassen. Mir reichen allerdings die Modi „Standard“, „Gespräch“, „Bässe“ und „Höhen“. Mit „Standard“ bin ich täglich auf dem Rad und im Büro unterwegs.
Ein absoluter Komfortgewinn ist die MultiPoint-Pairing-Funktion. Einmal mit meinem iPhone und dem Firmennotebook über die App konnektiert, finden die OpenFit immer automatisch ihre Verbindung. Manuelles Wechseln zwischen den Geräten ist überflüssig. Ich liebe diese Funktion!
Sind die Shokz OpenRun gesetzeskonform?
Oben im Artikel erwähnte ich §23 StVO. Hört man Sprachpodcasts in hoher Lautstärke, ist der Verkehr trotzdem gut hörbar. Man verstößt nicht gegen §23. Hört man stattdessen (zu) laute Musik, ist das grenzwertig. Beim Autofahren ist das nicht anders. Nur hat der Autofahrer Blech um sich rum. Deshalb höre ich Musik meist leise(r), oder im Wald, wenn ich alleine fahre. Dann dürfen die Rodgau Monotones schon mal „volle Lotte“.
Fazit
199 EUR ist ein strammer Preis für (Sport-)Kopfhörer, selbst wenn sie „true wireless“ und hoch qualitativ sind. Aber weil sie das sind, viel Akkupower besitzen und für Office und Radfahren (oder andere Sportarten) gleichermaßen gut geeignet sind, würde ich die Shokz OpenFit* jederzeit wieder kaufen.
Bei den anderen Shokz-Modellen empfehle ich immer, auf Aktionen wie bspw. die Amazon-Prime-Days, Black Friday oder Cyber Monday zu warten. Dann sind die Shokz bis zu 30% günstiger. Leider waren die OpenFit beim ersten Prime-Day nach Erscheinen vom Rabatt ausgenommen. Ich hoffe das ändert sich jetzt im November. Ich sag‘ Euch Bescheid. Versprochen!
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