Die Türkische Riviera als Radsportdestination
Radfahren in der Türkei – daran hatte ich in der Tat noch nicht gedacht, doch… die Türkei unternimmt vieles und mausert sich als Destination für den Radsport.
Im Februar wollte ich das genau wissen und mich davon überzeugen lassen. Ich wurde in die Türkei eingeladen, um vielerlei Facetten des Radsports im türkischen Ausland kennen zu lernen.
Die Prämisse lautet, jede Art von Radfahrenden anzusprechen, egal ob Profi- oder HobbysportlerIn, MountainbikerIn, RennradlerIn oder E-BikerIn. „Gefördert werden soll der Radsport-Tourismus“, so hieß es, „um die Türkei mit ihren vielfältigen Routen und Destinationen für Fahrrad-Enthusiasten noch attraktiver zu machen“.
GoCyclingTurkiye
Mit gocyclingturkiye.com ist ein Programm entstanden, das u.a. Unterkünfte auf Fahrradtauglichkeit und -freundlichkeit testet und zertifiziert. Mittlerweile gibt es bereits mehrere Einrichtungen, die konkrete Eigenschaften erfüllen, um schließlich das Zertifikat zu erhalten.
Überprüft werden folgende Kriterien:
- Personal vor Ort, das Gästen Infos über Radrouten geben kann
- Bereitstellen schriftlicher oder digitaler Infos über den kulturellen, historischen und natürlichen Reichtum der Region
- Informationen über aktuelle Wettervorhersagen und Straßenbedingungen für anvisierte Radziele
- Geschlossene Fahrradabstellplätze mit gerechter Ausstattung und Überwachungssystem für das Abstellen und Sichern der Fahrräder
- Gekennzeichneter und zugewiesener Bereich mit Ausstattung zum Waschen von Fahrrädern
- Schnellwäsche- und Trocken-Service
- Angebot spezieller Menüs für Radfahrer, einschließlich Nährwertinformationen in Einrichtungen mit Restaurant und Frühstückshalle
- Einkaufsmöglichkeit von Energie-Gels bzw. Energieriegel, isotonischen Getränken und/oder Elektrolytgetränken,
Kooperationspartner BDR
Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR), ist Kooperationspartner von GoCyclingTurkiey und hat bereits einige Regionen in der Türkei und damit auch Routen und Unterkünfte angesehen und beurteilt. Bereits im November 2021 reisten drei Experten des BDR in die Gegend um Alanya und Kappadokien.
Wer Abenteuer und Naturschönheiten sucht, kommt in Türkiye voll auf seine Kosten. Super Terrain, schöne Ausdauerrunde und zwischendurch mal richtig steil.
BDR-Vertreter nach ihrer ersten Türkei-Reise
Der Bundestrainer U23 empfiehlt die Türkei für Radurlaub – und training
Zahlreiche Radsportteams nutzen unsere kalte Jahreszeit, um in der Türkei, an der türkischen Riviera oder später in den Bergregionen weiter im inneren des Landes z.B. Erciyes, ihre Trainingscamps abzuhalten. Sie sind mittlerweile häufig auf den Küstenstraßen und im Hinterland zu sehen.
Mancherorts finden hochklassige Rennen statt, sowohl in der Sparte Mountainbike als auch Rennrad. Von zwei Veranstaltungen für den Rennradsport konnte ich mir während meines Aufenthalts vor Ort ein Bild machen, nämlich bei den UCI-Rennen GP Alanya und GP Justiniano, bei denen Teams aus der ganzen Welt antraten.
Im Gespräch mit dem Bundestrainer der U23 Nationalmannschaft, Ralf Grabsch, durfte ich erfahren, dass die Türkei sich sowohl für Rennen als auch als Trainingsort kaum von bekannten Destinationen wie Mallorca unterscheide. Das Klima, so Grabsch, eigne sich hervorragend, die Infrastruktur sei in allen erforderlichen Punkten gegeben und die Streckenvielfalt optimal. Schließlich sprächen die Küstengegend und das Meer, das Hinterland und die Berge, aber auch die schönen Altstädte so ziemlich jeden Reisenden an.
Auf die Frage, ob der Verkehr auf türkischen Straßen und Radfahrende vereinbar seien, wurde mir berichtet, dass es bislang keine negativen Erlebnisse gab. Der motorisierte Verkehr sei Radgruppen gegenüber rücksichtsvoll. Ebenso solle man bedenken, dass mehr Zweiradverkehr auf den Straßen schließlich auch ein immer bekannteres Bild darstelle, woran sich dann der Verkehr generell gewöhnen würde.
Das Interview mit Bundestrainer Ralf Grabsch findest Du am Ende der 30. Folge unseres Podcasts Rennrad-WG, ab 1:36h.
Das Angebot von GoCyclingTurkiye.com
Auf der Seite von gocyclingturkiye.com findet man nicht nur die zertifizierten Hotels, sondern auch ca. einhundert empfohlene Radrouten für Rennrad, MTB und E-Bike. Diese sind auf der Website Bikemaps verknüpft und zeigen Streckenlänge und Höhenmeter. Schwerpunkte des Radwegenetzes sind die Küsten an der türkischen Ägäis und der türkischen Riviera, die Metropolen Istanbul, Ankara, Antalya und die spektakuläre Landschaft Kappadokiens.
Auch für Gravelbike-LiebhaberInnen soll die Region ein Schmankerl sein. Eine Reihe ausgewählter Hotels erhielten bereits die grüne Plakette „fahrradfreundliche Unterkünfte“. Sie zeichnet es aus, besonders auf die Bedürfnisse von RadsportlerInnen abgestimmt zu sein und sie wurden gemäß der o.g. Kriterien streng beurteilt. Ein echter Service und Zugewinn, wie ich finde. Die Suche nach möglichen Urlaubs- und Trainingsorten und die notwendige Planung gestalten sich somit einfacher.
Schön und ansprechend gemacht sind auf der Homepage gocyclingturkiye.com die Zusatzinfos zu den jeweiligen Orten. Dabei kann man durch das Klicken auf die Sinneswahrnehmungen wertvolle Tipps und Must-Dos erhalten. Darunter sind zahlreiche sehenswerte Naturschönheiten, historische Kultstätten und interessante Attraktionen, die auf der Seite vorgestellt werden, zu finden. Geschickt gemacht, Hut ab.
Der Weg dorthin
Von allen bekannten deutschen Flughäfen ist es einfach Flüge in die Türkei zu buchen. Airlines wie Sun Express, Pegasus und Turkish Airlines fliegen täglich mehrmals. Turkish Airlines soll 2022 sogar Radgepäck/Koffer ohne Mehrkosten transportieren. Ein Direktflug von München nach Antalya dauert gerade mal drei Stunden. Die Zeitverschiebung beträgt zwei Stunden.
Mein Fazit
Die Türkei unternimmt viel, um auf der RadfahrerInnen-Karte präsent und eine weitere ernste Option für einen Radurlaub zu sein. „Probieren geht über Studieren“ – so meine Devise. Ein befürchteter Culture-Clash blieb von meiner Seite aus, ganz im Gegenteil. Eine große Portion Gastfreundschaft und jede Menge positive Anstrengung der Gastgeber haben mich beeindruckt.
Die Türkei bietet sicherlich noch eine bislang ungeahnte Streckenvielfalt und sollte einen Stellenwert im Saisonkalender für uns Radfahrende haben. Das Klima ist in der Tat ein besonderer Pluspunkt und lockt mit vielen Sonnenstunden.
Die Straßen abseits der Küsten sind ansprechend, der Belag mancherorts abseits sicher noch verbesserungswürdig, aber kein Hindernis für großen Radfahrspaß. Die Kooperation mit dem BDR, die vielen praktischen Inhalte und die Umsetzung zusammen mit gocyclingturkiye.com haben mich angesprochen.
Einen besonderen Mehrwert bieten auch die außergewöhnlich schmackhafte und vielfältige türkische Küche und die gelebte Gastfreundlichkeit, die mir während der Tage dort auffielen. Man begegnete mir stets respektvoll und überaus hilfsbereit.
Landestypische kulinarische Highlights sind nicht schwer zu finden. Ich möchte behaupten, dass hier wirklich jedem was geboten wird. Mit einem Schmunzeln erinnere ich mich an die zahlreichen Obstverkäufer am Straßenrand. Also für Bananen und sonstige Verpflegung auf der Strecke ist größtenteils gesorgt. Die Trikottaschen müssen somit nicht vollgestopft werden.
Letzten Endes bin ich gespannt, wie die Entwicklung auf Rad-touristischer Ebene in der Türkei weiter voranschreitet.
Türkei, ich komme wieder. Versprochen!
Während und nach einer Pressereise berichtet Sarah auf CyclingClaude und in der Rennrad-WG über Region, Events und die Kooperation zwischen Türkiye und dem Bund Deutscher Radfahrer e. V. (BDR). Im vergangenen Herbst haben Bundestrainer und Spitzensportler Routen und Hotels auf Fahrradtauglichkeit geprüft und selbst getestet. Dies geht mit der Kooperation einher, welche darauf abzielt, die Reisedestination Türkiye für Fahrrad-Enthusiasten und Radsportler noch attraktiver zu machen.
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