Hoch hinaus: die steile Schleife
Wenn man den Süden Frankreichs als Ziel hat, dann kommt man unweigerlich an diesem Col nicht vorbei: dem Col de la Bonette.
Wer von ihm bereits gehört hat, oder besser ihn schon befahren hat, der wird vermutlich erfahren haben, dass er mit 2.802 Metern erstens der höchste Punkt der Tour de France jemals ist und zweitens „theoretisch“ auch die höchste Passstraße Europas ist.
Letztere Tatsache ist nur so halb richtig. In Wahrheit findet man die höchste Passstraße in 3.392 am Pico de Veleta in der südspanischen Sierra Nevada. Auch in den Alpen findet man höhere dieser Art. Die Ötztaler Gletscherstraße oberhalb Sölden, selbst wenn sie eine Sackgasse ist, ist die höchste Asphaltstraße der Alpen. Außerdem führt die Straße am Col de la Bonette in Wirklichkeit nur auf 2.715 m, von dort wiederum kann man die steile Schleife in den 2.880 Meter hohen Cime de la Bonette, einen windumtosten und kahlen, fast unansehnlichen Schuttkegel. Von dort aus allerdings hat meinen einen sagenhaften Blick über eine unberührte Alpenlandschaft bis nach Italien.
Das allgegenwärtige braune Straßenschild mit der Aufschrift „La Route de la Bonette – La plus haute d‘Europe – alt. 2.802“ ist somit eine Falschinformation für die Radsportler, leider auch Motorrad- und Autofahrer.
Wahr ist schließlich, dass an der Bonette in der Tat die höchste Auffahrt der TdF war und es die zweithöchste asphaltierte Straße der Alpen ist.
Wie dem auch sei, die Umgebung, der Mercantour Nationalpark, ist sensationell. Die Flora und Fauna wird des Öfteren als alpiner Garten Eden bezeichnet. Nicht umsonst (z.B. ist hier die Heimat des Gletscher Hahnenfußes und weiterer, besonderer und seltener Hochgebirgspflanzen).
Von Jausiers aus schlängelten wir uns bei durchschnittlich völlig passablen 6,7% ca 23,4 km hoch bis zur Passhöhe und dann an der Kehre die Ringstraße gegen den Uhrzeigersinn hinauf auf meine bisher höchsten Meter üNN per Vélo, eben die magischen 2.802m. Am Ende sind es mal 22-23% aber, da das Ende ja auch in Sicht ist, „harmlos“. 😉
Diese Variante hieß es, sei bergab die einfachere. Die Südrampe von Saint- Étienne-de-Tinée hingegen ist zwar mit 26 km länger, aber dafür mit weniger Höhenunterschied (1.582 statt 1.652 Meter). Beide Anstiege werden als wild, exponiert, teilweise karg und mit kriegerischer Vergangenheit beschrieben. All dem kann ich zustimmen.
An der Nordseite findet man auf über 2.322m die zwischen 1901 und 1906 erbauten Casernes de Restefond. 8 km unterhalb der Gegenseite, also an der Südrampe, befindet sich ein Must-Stop. Dort stehen 26 Hütten, zwischen 1896 und 1910 erbaut, welche schwer bewaffnete Gebirgsjäger beherbergten. Dem Verfall ausgesetzt, erinnern sie an eine Miniatur-Geisterstadt in einer skurrilen Landschaft. Wirklich ein Must-Ride Berg der besonderen Art.
Schade, dass oben auf der Passstraße bereits ein Schild nach Nizza zeigte, in Richtung des nächsten Stopps. Gerne also wieder!
Eure Sarah
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Tolle Leistung, ich war lediglich mit dem Motorrad da. Der Blick von ganz oben ist wirklich einzigartig. Ich hoffe, es kommen bald mehr Touren bzw. Tourenvorschläge.