Nachdem Du im ersten Teil bereits viele Details zum neuen Wahoo ELEMENT ACE erfahren hast, zeige ich Dir hier weitere Features, die für Nutzer Relevanz haben, inklusive des innovativen Windsensors. Mein Testfazit und eine Produktzusammenfassung findest Du im Teil 3 des Tests.
Im ersten Teil des Tests schrieb ich von der einfachen Installation, Konfiguration und Bedienung des Wahoo ELEMNT ACE, sowie über die Wahoo App. Wie gesagt ist die Bedienung einfach, aber nicht nur simpel. Wahoo ist in Sachen UX eine „Smart Simplicity“ gelungen, die mir gut gefällt und ein wirkliches Kaufargument gegenüber dem Konkurrenten Garmin Edge 1050 ist.
Auch bei anderen Funktionen ist der Wahoo ELEMNT ACE einen Schritt voraus – und bei der elektronischen Klingel wurde wenigstens nachgezogen. Hier hätte ich mir unterschiedliche Klingeltöne gewünscht, u.a. eine Art Kuhglocke, die durch einmaliges Antippen bspw. 20 Sekunden bimmelt. Bei ungewohnten Klingelgeräuschen werden Waldspaziergänger und Hundeausführer schneller aufmerksam, wenn sie keine Kopf- oder Ohrhörer tragen.
Die Klingel
Die elektronische Klingel wird durch tippen auf den unteren Bereich des Touchscreen ausgelöst, dort wo „Pause“ steht. Es klingelt allerdings nur wenn eine Fahrt gestartet wurde. Ist der ELEMNT ACE lediglich eingeschaltet, ist die Klingel deaktiviert.
Auf dem Screen der Trainingsseite mit den max. 11 Datenfeldern kann nicht nur durch das Antippen von „Pause“ geklingelt werden. Tippt man zweimal schnell irgendwo auf den Touchscreen, klingelt der Ace ebenfalls. Auf anderen Seiten funktioniert das leider nicht. Matthias. GPS-Rader fragte sich in unserem Podcast, „ist das ein Bug, oder ein Feature?“ Einen Tag später schreib Wahoo, es ist ein Feature.
Das Klingeln des ACE ist übrigens genauso laut wie meine lauteste Fahrradklingel, die Spurcycle Bell. Die Hidemybell hingegen ist nicht ganz so laut.
Navigation mit Sprachausgabe
Ausdauer
30 Stunden soll der Akku des Wahoo ELEMNT ACE halten. Natürlich ist dies abhängig von vielen Faktoren, aber grob kann das in kommen. Bei zwei Stunden Fahrt mit aktiver Navigation und häufiger Routenneuberechnung verliert mein Gerät momentan zwischen sechs und sieben Prozent Akkuladung. Falls die Entladung linear verläuft, können die 30 Stunden erreicht werden.
Damit dürften selbst Langsreckenfahrer zufrieden sein und bei vielen Hobbysportlern muss der ACE nur noch einmal im Monat ans USB-C-Ladekabel. Auch Bikepacker und Radreisende düfrten sich freuen, wenn nur alle zwei bis drei Tage aufgeladen werden muss.
Navigation
Alles rund um die Navigation ist beim ACE „best in class“. Das ist mein Testergebnis, das sich mit dem vom GPS-Radler deckt.
Das optimierte Routenmanagement des Wahoo ELEMNT ACE macht es einfach, Routen hinzuzufügen, zu verwalten, zu verfolgen und zu teilen. Man soll in der Zukunft sogar von Google Maps und Apple Karten eine Strecke auf den ACE schicken können. Die Teilen-Funktion dieser Kartenanbieter zeigen bereits das Logo der Wahoo-App.
Die Strecken-Synchronisation von Planern wie Komoot, Strava & Co. ist wie gewohnt einfach. Direkt auf dem Ready-to-Ride-Screnn wählt man „Strecken“ und gelangt in eine sehr übersichtliche Tabelle mit Suchfunktion. Die ausgewählte Route lädt sehr schnell.
Die Navigation selbst funktioniert mit dem ACE tadellos und die Darstellung der Strecke mit schwarzen Chevrons, die die Richtung anzeigen, wie schon bei den bisherigen Geräten, Benchmark.
Auch beim Re-Routing ist Wahoo mit dem ACE ganz vorne. Ist man von der Strecke abgekommen, passiert das Neuberechnen bzw. Re-Routing innerhalb eines Wimpernschlags. Eine blaue Chevron-Linie zeigt den Weg zur Ursprungsstrecke. Dabei bleibt die ursprüngliche Strecke eingeblendet. Man ist deshalb nie im Unklaren, wo man sich gerade befindet, und ob die gewählte Weg zum Rückführen die bestmögliche Strecke ist.
Abbiegehinweise zeigt der Bildschirm des ACE als Overlay im unteren Bereich des Bildschirms. Die Wegstrecke bis zur nächsten Abbiegung wird dabei nicht nur als Zahl, sondern auch als aufbauende Farbveränderung des Overlays visualisiert, siehe unten. Das blaue Datenfeld verändert seine Farbe von links nach rechts, je näher man zur Abbiegung kommt.
Sobald man sich der Abbiegung nähert, verwandelt sich außerdem die Kopfzeile in eine Leiste, die anzeigt ob nach links oder rechts abgebogen werden muss.
Sprachhinweise
Dass die Navigation außerdem Sprachhinweise geben kann, ist bemerkenswert. Andere GPS-Computer piepen nur. Für die Sprachausgabe nutzt der ACE den Lautsprecher über den auch der Klingelton ausgegeben wird. Man sollte den Wahoo ELEMNT ACE also lieber für die Sprachausgabe feiern, statt wie beim Edge 1050 die Klingel zu hypen.
Bei Markteinführung steht zunächst nur Englisch zur Verfügung. „Multi-Language Voice Turn by Turn“ wird im ersten Halbjahr 2025 bereitgestellt werden, verspricht Wahoo.
Dual Band GPS
Die Navigation mit einem Radcomputer ist immer nur so gut wie die GPS-Genauigkeit des Geräts. Ist diese nicht gegeben, hilft das beste Kartenmaterial nichts. Man verfährt sich zu häufig, bzw. muss öfter umkehren, weil man die Abbiegung verpasst hat.
Dual-Frequenz- oder „Dual-Band“-Systeme, wie sie der ACE verbaut hat, nutzen mehrere Frequenzbänder und ermöglichen konsistentere Tracklogs und eine verbesserte Positionierung, wenn das Gerät in schwierigen Umgebungen (Wald, hohe Gebäude, Berge, etc.) verwendet wird.
Dual Band ist natürlich nicht nur beim ACE an Bord. Bereits der ELEMNT ROAM v2 nutzte diese Technologie, genau wie die großen Garmin-Geräte Edge 1040 / 1050 oder die Apple Watch.
Trotz bester Hardware kann es bei Geräten aller Hersteller ab und an zu GPS-Aussetzern kommen, aber wesentlich seltener und nicht so krass abweichend, wie man das von Geräten kennt, die nur ein Frequenzband nutzen. Schließlich wird ein schwaches GPS-Signal von einem Dual-Band-Gerät besser empfangen, als wenn nur ein Band zur Verfügung steht.
in meinem vierwöchigen Test war die Genauigkeit des ACE überall sehr gut. Selbst bei meinen Ausfahrten im Wald wurden die kreuzenden Wege, sogar Singletrails, bis auf wenige Meter genau angezeigt.
Kartenmaterial
Wahoo liefert auf den 64 GB Speicher des ACE detailreiche Karten der gesamten Welt mit. Mit allen Karten hat mein Gerät immer noch mehr als 6 GB freien Speicher.
Die Kartendarstellung ist gewohnt gut, wobei nunmehr mit Kartenoverlays gearbeitet wird, über die der Nutzer Details ein- bzw. ausblenden kann. Weitere Overlays sollen noch hinzu kommen.
Ausreichend Power für den Kartenaufbau?
Wichtiges Testkriterium ist für mich, wie schnell ein GPS-Computer seine Karte aufbaut, und wie lange es dauert, wenn man zoomt, oder den Kartenausschnitt verschiebt.
In dieser Disziplin ist der Wahoo ELEMNT ACE recht gut, der Garmin Edge 1050 hingegen erschreckend schlecht. Weil die Leistung eines Geräts sich negativ auf die Akkulaufzeit niederschlägt, hat Garmin einen Kompromiss gewählt, der für mich schwer nachvollziehbar ist. Wahoo hat den Spagat wesentlich besser hin bekommen.
Killerfeature Windsensor?
Die Aerodynamik spielt im Radsport eine entscheidende Rolle. Bisher war die Messung des Windeinflusses proprietäre Geräte beschränkt. Nun hat Wahoo als erster einen Drucksensor über eine Öffnung an der Vorderseite in den ELEMNT ACE integriert, der es dem Radfahrer ermöglicht, die Auswirkungen des Luftwiderstands in Echtzeit zu messen.
Das ELEMENT ACE gibt dem Fahrer eine Echtzeit-Information zu seiner Windposition. Befindet sich der Nutzer im Aero Boost (wenn die Bodengeschwindigkeit durch Rückenwind oder Windschatten begünstigt wird) oder Aero Drag (wenn die Bodengeschwindigkeit durch Gegenwind behindert wird). Anhand dieser Info kann die Position beim Windschattenfahren in der Griuppe optimiert werden.
Weil dieses Feature im Rennen Vorteile bietet und auch für das Training hilfreich sein kann, ist es für mich ein Killerfeature, solange die Konkurrenz nicht nachgezogen hat.
Die Idee von Wahoo ist so einfach wie genial. Ist die Luftgeschwindigkeit am Lufteinlass des ACE geringer als die Geschwindigkeit des Fahrrads, herrschen für den Sportler vorteilhafte Luftbedingungen (Aero Boost), hervorgerufen durch Rückenwind oder Windschatten. Ist der Messwert des Windsensors größer als die Geschwindigkeit des Fahrrads (Aero Drag), herrscht Gegenwind.
Über das Airspeed-Datenfeld (oder Info als Kartenoverlay) wird die Windgeschwindigkeit in km/h bzw. mph angezeigt und, je nach Geschwindigkeitsdifferenz, farblich hinterlegt.
Dunkelgrün: Das Luftgeschwindigkeitsdatenfeld erscheint dunkelgrün, wenn man sich in einem „Heavy Airboost“-Szenario befindet. Dies ist der Fall, wenn das Fahrtempo deutlich höher ist als die Luft- bzw. Windgeschwindigkeit. Dies ist der Fall bei starkem Rückenwind oder wenn der Fahrer in einer sehr guten Windschattenposition ist.
Hellgrün: Das Datenfeld wird hellgrün hervorgehoben, wenn man sich in einem „Light Airboost“-Szenario befinden. Dies ist der Fall, wenn die Geschwindigkeit des Rads etwas höher ist als der Airspeed. Dies ist der Fall bei leichtem Rückenwind oder bei einer mäßig guten Position im Windschatten.
Blau: Das Datenfeld für wird blau markiert, wenn die Radgeschwindigkeit und die Windgeschwindigkeit relativ gleich sind.
Orange: Das Datenfeld wird orange hinterlegt, wenn der Sportler sich in einem „Light Airdrag“-Szenario befindet. Dies ist der Fall, wenn die Geschwindigkeit des Sportlers etwas geringer ist als die gemessene Luftgeschwindigkeit. Dies ist typischerweise bei leichtem Gegenwind der Fall.
Rot: Das Airspeed-Datenfeld wechselt in einem „Heavy Airdrag“-Szenario zu rot. Dies ist der Fall, wenn Ihre Vorwärtsgeschwindigkeit deutlich geringer ist als die Luftgeschwindigkeit. Dies ist bei starkem Gegenwind der Fall.
Hier zwei Fotos von der Kartenansicht inkl. Airspeed-Datenfeld, einmal inn blau, einmal in hellgrün, sowie dem entsprechenden Kartenoverlays mit derselben Information. Bitte verzeih die bescheidene Bildqualität, aber ich habe die Screenshots aus meinen Videos gemacht.
Selbst die Veränderung vom Ober- in den Untergriff quittiert der Windsensor des ELEMNT ACE im Test mit einer veränderten Windgeschwindigkeit.
Wie genau der Windsensor misst, kann ich nicht messen. Doch gefühlt passen die Werte die ich bei meinen Testfahrten sah. Gut finde ich die farbliche Hinterlegung des Datenfelds. Wünschenswert wäre eine Option, im Datenfeld alternativ die Differenz zwischen Fahrt- und Luftgeschwindigkeit dargestellt zu bekommen. Wird bspw. +/-5 km/h angezeigt, weiß man wo man dran ist.
Spannend finde ich die Wahoo Wind Dynamics, die der ACE nach jeder Fahrt anzeigt und an die Wahoo-App liefert. So wird bspw. die Leistung auf der Hausrunde vergleichbar, genau wie die bei Strava-Segmenten – jedenfalls was den eigenen Vergleich betrifft.
Lt. Wahoo werden die Windwerte auf der Kartendarstellung der Trainingsauswertung angezeigt, hier im Beispiel zu sehen. Bei meiner letzten ELEMNT-Version war dies aber noch nicht der Fall.
Austauschbare Gehäusefarben
Was kommt noch?
Im Teil 1 hatte ich bereits die neue Strava Live Segment Integration erwähnt, die noch im Dezember kommen soll.
Im Ersten Halbjahr 2025 sind weitere Verbesserungen angekündigt, u.a. die Mehrsprachigkeit der Ansagen und etwas zur Akku-Optimierung. Vermutlich geht es da um Energiesparfunktionen.
Im zweiten Halbjahr wird es zusätzliche Funktionalitäten für den Windsensor geben und weitere Karten-Overlays sollen verfügbar sein.
Außerdem wird es bereits im Januar 2025 farbig werden. Es kommen Wechselgehäuse in den Handel, die man im Tausch gegen die montierte Geräteober- und Unterseite aufstecken kann.
Die Gehäuse sind nur aufgesteckt und lassen sich sehr leicht wechseln, wie man hier sieht.
Matthias machte mich im Podcast darauf aufmerksam, dass sich hinter dem hinteren Gehäuserahmen Schrauben verstecken. Es ist zu vermuten, dass man damit an die Innereien des ACE ran kommt, um bspw. einen Akku wechseln zu können. Falls dem so ist, wäre das super nachhaltig und kundenfreundlich
Vermutich wird es diese Wechselgehäuse später in weiteren Farben geben – im Sommer bestimmt auch in Tour de France Designs, also in gelb, grün, weiß und den do genannten Polka Dots für die Trägern der jeweiligen Trikots?
Was die Gehäuse kosten werden, steht noch nicht fest.
Was der ACE im UVP kosten wird, das wissen wir schon. Den Preis, die anderen Specs, sowie mein Testfazit findest Du im dritten Teil dieser Artikelreihe. Zurück zum ersten Teil kommst Du hier ->.
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