CyclingOlli zum Rennrad fahren in Italien
TAG 2, die erste Radtour „Riding on Sangiovese´s Hills“
Freitags war es dann soweit, die erste Radtour stand an. Wir sollten uns gegen 9 Uhr fertig machen zum Start. Ich holte pünktlich, kurz vor 9 Uhr mein Fondriest aus dem Bikekeller und wartete in meinem Guilty 76 Outfit.
Dann kam von Andrea die Nachricht, dass sich unser Guide Alessandro Malaguti etwas verspätet, da er Probleme mit seinem Auto hat. Kurze Zeit später erfuhren wir den Grund. Eine Art Chinchilla hatte es sich im Motorraum seines Wagens bequem gemacht und wohl ein paar Leitungen angeknabbert. Kurzum tauchte er gegen 10 Uhr mit dem Wagen seiner Frau auf. Ich scharrte schon mit den Hufen, weil ich doch endlich die Rennradluft im gelobten Land schnuppern wollte, wo lange vor dem Mallorca Hype die Radrennfahrer Europas ab Februar ins Trainingslager gingen.
Die geplante Tour nannte sich Riding on the Sangiovese´s Hills und konnte nun endlich starten. Sangiovese hörte sich für mich als Weinliebhaber richtig gut an.
Sangiovese ist eine der ältesten Rebsorten Italiens und ihre Trauben dienen zur Herstellung von berühmten Weinen, wie Brunello di Montalcino, Chianti und anderen.
Was sich nach Genuss in Hügeln anhört, änderte sich später zusehends als mir klar wurde, dass man Hills hier eher mit dem Begriff RAMPEN übersetzen muss.
Hier stehe ich wartend vor unserer Unterkunft, dem Clubhotel Sportur mit meinem schicken Mietrad Fondriest R30 CF 105.
PANTANI MUSEUM
Die Tour führte uns von Cervia nach Cesenatico zu einem Zwischenstopp ins Pantani Museum. Marco Pantani auch „Il Pirata“ genannt ist hier um die Ecke in Cesena geboren und unter tragischen Umständen viel zu früh verstorben. Hier in der Nähe seines Geburtsortes bekommt jeder italienische Radsportinteressiere Tränen in die Augen. Hier kann man seine Erfolge bewundern und Teil seiner Radsportkarriere werden. Natürlich ein muss, für jeden Radsportler der sich in der Nähe aufhält.
Hier wurde einem wirklich warm ums Herz. Das ganze Radsportleben von Il Pirata Marco Pantani war hier ausgestellt, Räder, Outfits, Zeitungsartikel, Videos…
Hier nur ein Rad von den vielen mit den Trikots aus dem Abschnitt seiner Karriere.
Im Musemsshop gab es dann auch schöne „Il Pirata“ Socken in rosa zu kaufen. Da CyclingClaude auf rosa Socken steht kaufte ich gleich zwei Paar in rosa, dazu noch je ein Paar in schwarz, weiß und gelb.
Ich finde die haben was. Auch Alex mein australischer Kollege vom Cyclist Magazin kaufte etliche von den Socken. Da wir auf eine Radtour waren, mussten wir die Socken natürlich in den Trikotaschen verstauen,
Danach ging die Tour weiter nach Cesena mit einem kurzen Halt an der Piazza del Popolo, der Geburtsstadt Pantanis, wo eine freundliche Italienerin ein Gruppenfoto von uns machte.
RITT ÜBER DIE SANGIOVESE HÜGEL
Von Cesena ging es dann weiter über San Carlo nach San Vittore über einige heftige RAMPEN hoch nach Bertinoro.
Bertinoro befindet sich am östlichen Abhang des Apennin, wo das hügelige Gelände in flaches Land zur Poebene übergeht. Dementsprechend steil sind hier einige Straßen.
Ja, da war es das Gefühl der italienischen Bergspezialisten. CyclingOlli hing in den Anstiegen eher schwer am Pedal. Das waren andere Climbs, als die von Rhein, Mosel und Hunsrück die ich gewohnt war. Meinen Mitfahrern Zoe und Alex machten die Anstiege wenig aus. Sie fuhren hoch als wäre es nichts, sie meinten in Sydney wäre es auch sehr hügelig. Alessandro Malaguti flüsterte mir später zu, dass er gegen Alex am Berg richtig Probleme hatte, und das aus dem Mund eines Ex-Profi. Die drei hängten mich nach kurzer Zeit im Berg mühelos ab, und ich war froh, dass sie auf den Bergkuppen auf mich warteten. Und nach Radfahrermanier lobten sie mich dennoch, obwohl mir das Ganze doch eher peinlich war.
Gerade auf den Höhen in Bertinoro angekommen überraschte uns ein Regenschauer. Wir konnten uns auf den „balcone della Romagna“ den Balkon der Romagna retten und unterstellen. Glück gehabt.
Der Blick von Bertinoro nach Norden über die italienische Landschaft ist atemberaubend. Noch atemberaubender war die Abfahrt auf nassem Kopfsteinpflaster. Ich bekam es richtig mit der Angst zu tun und kroch fast langsamer runter als den Anstieg vorher rauf, die Bremsen immer fest im Griff. Allerdings war die Abfahrt lang, so dass ich letztendlich sogar Schmerzen in der Hand vom bremsen bekam.
LUNCH
Zum Lunch waren wir dann eingeladen im Grand Hotel Terme della Fratta im Örtchen Fratta Terme Bertinoro.
Wir brachten unsere Bikes in den Bike Keller des Grand Hotels. Auf dem Parkplatz sah man einige Fahrzeuge von Deutschen Radsportgruppen.
Im Grand Hotel wurden wir von der Marketing Chefin, Frau Manuela Weissteiner, eine gebürtige Südtirolerin herzlich begrüßt.
Wir nahmen ein drei Gänge Menü zu uns und tauschten uns mit Manuela aus. Es wurde uns ein sehr leckerer Sangiovese Superior gereicht, der rund um die Hügel von Bertinoro wächst und gedeiht. Für mich als Rotweinliebhaber sehr willkommen, wenn auch mehr als ein Glas kontraproduktiv zum Tagespensum an Radsport war. Leider war der Sangiovese so lecker, dass es letztendlich doch zwei Gläser waren, die sich auf dem Heimweg bitter rächten. Trotzdem ein mehr als leckeres Tröpfchen, der sehr gut zum leckeren Essen passte. Muss ich mir merken und bald mal beim freundlichen Weinhändler nachfragen. Zum Essen gab es die obligatorischen Pasta und gegrilltes Gemüse, danach hatte ich kleine Pulpos in einer pikanten Sosse mit geröstetem Brot und zum Dessert gab es eine leckere Mousse. Derart voll gegessen wollten wir dann eigentlich noch ein Stündchen auf die Couch, aber durch die Verspätung am Morgen war fürs verdauen keine Zeit mehr.
In der Gruppe gibt es noch ein weiteres Hotel, dass Grand Hotel Terme Roseo in Bagno die Romagna.
Beide Hotels sind auf R adrennfahrer und MTB Touren spezialisiert und bieten darüber hinaus noch sehr viel mehr. Auf den Webseiten und auch bei Terrabici könnt ihr die Details entnehmen.
NACHMITTAG
Nach dem Lunch machten wir uns dann auf den Rückweg über das schöne Städtchen Forlimpopoli zurück nach Cervia. Im Stadtzentrum von Forlimpopoli gibt es eine eindrucksvolle Rocca (Burg) in der sich heute die Stadtverwaltung und das Archäologische Museum befinden.
Es gab auf dem Rückweg zwar keine Hügel mehr, aber dafür heftigen Gegenwind vom Meer aus. Alessandro und Alex fuhren in Zweierreihe vorweg und Zoe und ich im Windschatten hinterher.
Weil wir schon spät dran waren gaben die beiden vorne alles. Ich hatte meine liebe Mühe mit einem Tempo > 35 km/h den beiden zu folgen. Vor allem lag mir das Mittagessen teilweise oberhalb des Magens.
Endlich, nach 100 km und knapp 1.000 Höhenmetern war ich wirklich platt. Auch wusste ich, dass morgen das gleiche Pensum anstand bevor es dann Sonntag ins Rennen ging.
Vor allem der Leistungsunterschied zwischen mir und meinen Kollegen machte mir schon etwas Angst.
Die Tour könnt ihr euch bei Komoot anschauen.
EXPO GRANFONDO
Zurück in Cervia vorm Hotel sahen wir schon einige Veränderungen. Die Expo, die morgen (Samstag) ein Tag vor dem Rennen des Granfondo Via del Sale ihre Tore öffnet, war bereits im Aufbau.
Viele Hersteller rund um den Radsport bauten ihre Zelte auf. Noch war es die Ruhe vor dem Sturm.
DINNER
Am Abend trafen wir uns dann zum Dinner in Cesenatico im Restaurant Maré. Maré bedeutet Handwerkskunst, in Form, Inhalt, Konzept und Ausführung. Die Küche verkörpert dies; ein Gericht wird nie das Gleiche sein wie das andere. Der Koch, Omar, ist ein Mann mit Neugier und Gewissheit, Stil und Substanz. Er ist aber zweifellos ein Liebhaber des Geschmacks und hat eine originelle Küche konzipiert, praktisch und intelligent zugleich. Unser Gastgeber war heute Guiseppe Ricci, Chef der Hotelkette Ricci Hotels, ebenfalls spezialisiert auf Radrennfahrer und Mountainbiker. Guiseppe hat vier Hotels in Cesenatico. Die Hotels sind natürlich auch auf der Seite von Terrabici zu finden.
Wir waren wirklich begeistert von den verschiedenen Gerichten, die uns der Koch Omar zubereitet hat.
Zum Abschluss des Abends bekamen wir von Andrea noch ein Versorgungspaket von Ethicsports, damit wir am Sonntag den Granfondo Via del Sale gut überstehen.
Schließlich fiel ich glücklich, aber auch sehr müde in unserer Unterkunft dem Clubhotel Sportur in Cervia ins Bett und schlief wie ein Murmeltier mit der Freude auf die kommende Ausfahrt „Riding on Pantanis Road“.
Bericht zu Tag 3 folgt. in Kürze 🙂