Gerade hat Wahoo den neuen Wahoo ELEMNT ACE GPS-Radcomputer vorgestellt. Glaubt man den Werbeversprechen der US-Amerikaner, ist mit dem ELEMNT ACE ein großer Wurf gelungen. Ob das stimmt, durfte ich bereits im November mit einem zur Verfügung gestellten Testgerät für Euch ausprobieren und mir eine Meinung bilden.
In der Pressekonferenz vor einigen Wochen erwähnten die Entwickler, ihren Fokus auf die Felder Zuverlässigkeit, Akkulaufzeit, Genauigkeit und leichte Ablesbarkeit gelegt zu haben.
Die genannte sind mir als Rennrad- und Gravelfahrer wichtig. Genau so zählt aber eine leichte und übersichtliche Bedienung. Bei allen Punkten war mein Wahoo ROAM v2 nicht schlecht, sieht man von den 15 Stunden Akkulaufzeit ab, die mein Gerät nach drei Jahren noch bringt.
Was ist für Dich wichtig? Schreib‘ es mir in die Kommentare. Danke.
Leider war das Novemberwetter mehr als bescheiden und ich habe mir beim Testen den Hintern abgefroren. DC Rainmaker wohnt mittlerweile auf Mallorca und auch GP Lama hatte dank des australischen Frühsommers bessere Testbedingungen. Ich bin auf die Tests bzw. Videos der beiden Ikonen gespannt. Bewerten sie den Wahoo ELEMNT ACE ähnlich wie ich? Finden sie Kritikpunkte, die ich nicht gesehen habe?
Ich bin außerdem gespannt was der GPS-Radler schreibt und in seinem ACE-Video erzählt. Matthias ist der führende Experte für GPS-Fahrradcomputer im deutschsprachigen Raum und hat ebenfalls seit Wochen ein Testgerät in den Händen.
Einige Tage vor der offiziellen Produktvorstellung hatte ich Matthias spontan in der Rennrad-WG zu Gast. Diese Podcastfolge wird parallel zu diesem Artikel veröffentlicht. Viel Spaß beim Zuhören.
Als langjähriger Nutzer verschiedener Wahoo-ELEMNT-Geräte kenne ich die Vorzüge und Nachteile der bisherigen Modelle und weiß, dass eine einfache Bedienbarkeit heute nicht mehr als Kaufargument reicht. Zwar bin ich mir sicher, dass den allermeisten Rennradfahrern, Gravelbikern und Radreisenden der Wahoo ELEMNT ROAM v2 ausreicht, sind die Marktbegleiter von Wahoo auf der Überholspur. Auch wenn Bedienung, Ablesbarkeit und die Genauigkeit der Navigation (Dual Band) des ELEMNT ROAM v2 top sind, kann der Wettbewerb mit seinen aktuellen Topmodellen Garmin Edge 1050* (derzeit 629,00 € statt 749,95 € UVP) und Hammerhead Karoo 3* punkten – nicht nur wegen des größeren Funktionsumfangs. Ohne neues Modell würde sich Wahoo maximal mit Sigma und Bryton um die Plätze schlagen.
Der Transparenz halber sei erwähnt, dass Teststellungen wie diese kostenlos erfolgen, aber an keinerlei Bedingungen geknüpft sind. Wie bei anderen Online- und Printmagazinen gehören Erfahrungsberichte und Produkttests, die auf kostenlosen Testellungen basieren, zum redaktionellen Teil einer Publikation und müssen nicht als WERBUNG gekennzeichnet werden. Der Transparenz halber ist es mir aber wichtig, meine Leserinnen und Leser über kostenlose Teststellungen zu informieren.
Was kann er, der neue Wahoo ELEMNT ACE?
Bereits im Oktober waren erste Fotos der Verpackung des ACE geleakt worden. Manche meiner Leser glaubten an ein Deep Fake. Anndere sprachen vor allem über den Windsensor, der auf der Verpackungsrückseite bei Sensoren aufgeführt ist. Zum angekündigten „Audio Speaker“ hieß es hingegen nur, „o.k. der ELEMNT ACE hat auch eine Klingel, genau wie der Garmin Edge 1050.“ Dabei war die Klingel beim Garmin unwahrscheinlich gehypt worden.
Der Rest der aufgedruckten Produktausstattung, so die vorherrschende Meinung, war „nice“, doch für die meisten Radsportler in meiner Bubble nicht wirklich umwerfend. Ob sie sich da nicht getäuscht haben?
Beim Auspacken meines Testgeräts war ich zunächst erstaunt über das, was ich in Händen hielt. Wer kennt noch die Werbung mit dem „Mann ist der Dickmann!“?
„Boah!“, dachte ich, „Was ist der riesig?“
Und in der Tat, legt man den Wahoo ELEMNT Ace neben ROAM v2 und Bolt v2 wird augenscheinlich, was auf der geleakten Produktverpackung nicht zu erkennen war. Der ACE ist ein Klopper. Das ist ein Nachteil, fand ich, der gerne mit leichten Anbauteilen unterwegs ist. Doch Größe und Gewicht sind Kompromisse, die man eingehen muss, wenn es auf einen großen Bildschirm ankommt, den ich beim ACE mittlerweile zu Schätzen gelernt habe.
Mit den Abmessungen von 126mm x 71mm x 24 mm bringt das Wahoo Flaggschiff (oder soll ich Dickschiff sagen?) 210 Gramm (selbst gewogen) auf die Waage. Verglichen mit den 100 bzw. 70 Gramm der kleineren Geschwister ist das schwer.
Selbst der Garmin Edge 1050 ist 50 Gramm leichter, aber auch etwas kleiner.
Um die 210 Gramm tragen zu können, hat Wahoo dem Gerät eine massive Aluminium-Halterung spendiert, der 61 Gramm auf die Waage bringt und auf die Länge des ACE abgestimmt ist.
Auf der Unterseite der Halterung kann eine GoPro-Aufnahme aus dem Zubehörhandel verschraubt werden. Endlich muss man dafür keine komplett neue Halterung kaufen. Das ist ein Fortschritt.
Leider gab es im Testzeitraum noch keine „Gabel“-Halterung für Aerolenker wie ich einen auf dem Canyon Endurace CFR fahre. Auf Amazon* fand ich ein Chinaprodukt, das mit 165mm Länge für den ACE ausreichend lang ist. Allerdings musste ich den Dremel bemühen, um die Garmin-Aufnahme um 90° drehen zu können. Warum das Ding auf Amazon nur eine Einsternebewertung hat, kann ich nicht nachvollziehen. Dennoch freue ich mich schon auf die Gabelhalterung von K-Edge, die diese sicher bald auf den Markt bringen werden.
Display
DerACE ist mit einem 3,8-Zoll-Bildschirm (9,7cm) im Seitenverhältnis 3:2 ausgestattet. Das ist „supersize“und bietet dem Nutzer 20% mehr Darstellungsfläche als beim Garmin Edge 1050.
Der transflektive TFT-Bildschirm (Thin-Film-Transistor) löst 480 x 720dpi auf und kann bis zu 16 Millionen Farben darstellen. Das breitere Seitenverhältnis des Bildschirms ermöglicht beim Navigieren eine bessere periphere Sicht auf die Karte als herkömmliche schmale Bildschirme. Hervorragend, wie von Wahoo gewohnt, sind Blend- und Entspiegelungseigenschaften, die eine klare Darstellung und tolle Lesbarkeit bei wechselnden Außenbedingungen ermöglichen.
Obwohl das TFT-Display bis zu 16 Millionen Farben darstellen kann, macht Wahoo angenehm dezent davon gebrauch.
Bei der Entspiegelung liegen zwichen dem ACE (links) und dem Garmin 1050 (rechts) Welten.
Bedienung
Touch- plus Tastenbedienung
Neu bei Wahoo ist die Berührungssensiviät des Displays. Einen Touchscreen, mit all seinen Nachteilen, hatten bisher nur die anderen Anbieter.
Touchscreens bei GPS-Radcomputern sind nett, manchmal aber auch nervig. Sie sprechen nicht so gut an, wie der Screen eines Smartphones und lassen sich schlecht mit Handschuhen bedienen. Nun kommt auch Wahoo damit, obwohl die Tastenbedienung der ELEMNT-Geräte viele Freunde hat? Doch ich darf Entwarnung geben. Die Tastensteuerung der Wahoo-Geräte findet sich auch beim Ace wieder. Eine Taste links oben, zwei rechts unten, und drei auf Vorderseite unten. Wie gehabt also. Als ELEMNT-Nutzer fühlt man sich wie zuhause.
Der Touchscreen erweitert die Bedienungsmöglichkeiten des ELEMNT ACE dort wo es Sinn macht – und das ist gut so. Schließlich ist auch der ACE-Touchscreen nicht besser als die Screens der Wettbewerber im Topsegment. Ohne Handschuhe ist der Bildschirm des ACE aber gut bedienbar. Selbst mit Handschuhen funktioniert das Verschieben der Karte recht gut. Aber mit den Tasten hat man eine weitere Bedienoption.
Vermisst Du die LED-Zeilen, die beim ROAM links und über dem Bildschirm angeordnet sind? Die gibt es nicht mehr, können aber elektronisch auf dem Bildschirm dargestellt werden.
Benutzerfreundlichkeit
Am so genannten UX-Design haben die Wahoo-Produktentwickler intensiv geschraubt. Die anderen ELEMNT-Modelle sind bekannt für ihre Benutzerfreundlichkeit, die einfach und simpel ist. Simplizität beizubehalten, wenn der Funktionsumfang wächst, ist aber eine Kunst. Wer sich schon einmal in den Menütiefen eines Garmin-Geräts verloren hat, weiß wovon ich rede. Smart Simplicity ist eine Kunst, die Wahoo besser beherrscht als andere.
Bevor wir zur Bedienung des Geräts kommen, müssen wir über das Zusammenspiel zwischen Smartphone und ELEMNT ACE reden. Dort hat sich nämlich etwas getan. Im Gegensatz zu den bisherigen Geräten, die über die Wahoo ELEMNT App aufgesetzt und konfiguriert werden, übernimmt die „schwarze“ Wahoo App beim ACE den Job. Sie dient zukünftig als Zentrale für alle Wahoo Geräte, egal ob Bike-Computer, Smarttrainer oder Sensoren. Auch die Routen werden nun dort verwaltet, genau wie alle durchgeführten Trainings, nebst Auswertungen.
Zunächst musste ich mich etwas umgewöhnen, aber das Aufsetzen und Verwalten des ACE funktioniert noch besser als in der bisherigen ELEMNT App.
Um die erste Verbindung zwischen Smartphone und ACE herzustellen, scannt man wie gewohnt den auf dem Gerätebildschirm angezeigten QR-Code mit der Smartphone-Kamera. Die drauf folgenden Schritte sind intuitiv, nicht nur für die Verbindung mit dem heimischen WLAN.
Nach erfolgreicher Verbindung zum WLAN, prüft der ACE, ob Updates notwendig sind. Das Gerät unterscheidet zwischen der „Firmware Version“ des Betriebssystems und der „ELEMNT Version“ über die Funktionalitäten hinzu gefügt bzw. aktualisiert werden.
Auch die Verbindung zu unterstützten Apps wie Strava, Komoot & Co. erfolgt kinderleicht.
Natürlich kann man mit der Wahoo-App alle Einstellungen des ACE individuell konfigurieren, von den Profilen über die Trainingsseiten, die Sensoren, bis hin zum Kartenmaterial um das man sich im Grunde nicht kümmern muss. Die 64 GB interner Speicher ist so groß, dass die weltweiten Detailkarten und Overlays ausreichend Platz haben.
m täglichen Betrieb kommt es aber vor allem auf die Bedienung des Geräts an. Lässt sich der ACE genauso einfach bedienen, wie seine Geschwister, obwohl der Funktionsumfang zugenommen hat?
Ready to Ride
Augenfällig ist der neue Ready-To-Ride Startbildschirm, der direkt nach dem Start angezeigt wird. Dagegen sieht der ELEMNT ROAM (links) antiquiert aus.
Mit einem einzigen Tippen auf den Touchscreen lässt sich das passende Trainingsprofil auswählen, eine geplante Strecke oder eine Trainingseinheit aufrufen. Eine krasse Neuerung ist die Darstellung aller verknüpften Sensoren. Sensoren, die aktuell verbunden sind, werden in schwarz dargestellt, Sensoren ohne aktive Verbindung sind grau. Bei den aktiven Sensoren zeigt der Ring den aktuellen Akkustand (hier KICKR Bike und Garmin Varia Radar) und die Stärke des Signals. Das ist stark.
Bei schwachem Akku eines Sensors ist der Ring grau und die Restladung wird in orange angezeigt (siehe unten).
Clever sind die Trainingsprofile, die über die App angelegt und aktiviert werden können. Standardmäßig heißen sie „Rennrad“, „Gravel“, „E-Bike“ etc.
Ich habe sie nach meinen Fahrrädern benannt. Schließlich ist das Canyon ein Rennrad, das Vello+ ein E-Bike und das Litespeed ein Gravelbike. Somit habe ich quasi ein Profil pro Fahrrad.
Aber wofür sind Trainingsprofile gut? Jedem Profil können Seiten hinzugefügt werden, die beim Nutzen des jeweiligen Profils angezeigt werden. Heißt, Seiten und Seitenfelder können pro Profil unterschiedlich gestaltet sein. Gegenüber dem dem ROAM ist das ein gute Neuerung.
Leider kann man den Trainingsseiten keine spezifischen Sensoren zuordnen. Mein Rennrad hat eine Dura Ace Di2, mein Gravel eine GRX Di2. Wähle ich Gravel, bzw. bei mir Litespeed Gravel, sollte nur die GRX Di2 auf der Trainingsseite gezeigt werden, genau wie das Powermeter des Litespeed. Wähle ich Rennrad bzw. Canyon Endurace, würde ich gerne nur die Dura Ace Di2 und das Dura Ace Powermeter sehen. In der Beziehung könnte Wahoo nacharbeiten. Natürlich sollte man Sensoren, wie das Garmin Varia Radar, oder der Pulsgurt mehreren Trainingsprofilen zuordnen können.
Kopfzeile
Erfreulich ist die permanente Anzeige von relevanten Basisinformationen am oberen Rand des Bildschirms, bzw. in der Kopfzeile der Anzeige. Damit hat man Uhrzeit, Temperatur, Verbindung zum Smartphone, WLAN und Satelliten, sowie die Akkuanzeige ständig im Blick.
Die Kopfzeile ist wunderbar, weil diese Datenfelder keinen Platz auf der eigentlichen Trainingsseite weg nehmen. Diese ist nämlich nach wie vor mit maximal 11 Datenfeldern individuelll belegbar (links) – beim ACE sogar je Trainingsprofil unterschiedlich. Wie bisher kann man während der Fahrt die Anzahl der Datenfelder verringern, wobei die einzelnen Datenfelder noch größer angezeigt werden. Allerdings hat man für letzteres keinen wirklichen Bedarf. Schließlich ist der Screen des Wahoo ELEMNT ACE so groß, dass selbst ein Blindfisch wie ich die Darstellung mit elf Datenfeldern ablesen kann.
Eine weitere Verbesserung darf nicht unerwähnt bleiben. Navigationshinweise, die im unteren Bereich des Bildschirms eingeblendet werden, überdecken nicht wie beim ROAM die zwei unteren Datenfelder. Das Hinweis schiebt sich unten ein und die 11 Datenfelder rutschen dafür etwas zusammen.
Weitere Screens
Neben der Trainingsseite sind weitere Screens vorkonfiguriert und können profiindividuell über die App aktiviert oder deaktiviert werden. Gleichzeitig kann man zusätzliche Seiten mit bis zu 11 Datenfeldern anlegen. Das ist umfangreich.
Strava Live Segmente
Einer der zuschaltbaren Screens sind die Strava Live Segmente. Diese wurden von Wahoo komplett überarbeitet und für QOM-Jägerinnen und KOM-Jäger optimiert. Gesehen habe ich den Spaß schon, aber die Funktionalität wird erst im Dezember live gehen.
Was ist neu? Die Chevrons der Strecke sind orange, solange Du auf dem Segment bist. Das hilft, die Kraft einzuteilen. Außerdem die Segmente, die auf der Strecke liegen, mit einem Strava-Symbol markiert. Man kann also vorab überlegen, ob man angreifen möchte. Ein Strava-Segment zu ballern macht aber nur Sinn, wenn die Beine gut sind und der Wind passt. Ob Deine Beine gut sind, weißt Du selbst. Was der Wind macht, sagt Dir der Windsensor des Ace. Details zum Windsensor findest Du im zweiten Teil des Wahoo ELEMNT ACE Tests.
Danke dass Du bis hierher gelesen hast. In Zeiten von Tiktok ist eine hohe Aufmersamkeitsspanne die Ausnahme, nicht die Regel. Ich freue mich über Deinen Kommentar und wenn Du den Artikel auf Social Media teilst. Vielen Dank.
… und falls Du weiter lesen möchtest:
Nachdem Du hier im ersten Teil bereits viele Details zum neuen Wahoo ELEMENT ACE erfahren hast, zeige ich Dir im Teil 2 weitere Features, die teilweise neu sind und für Nutzer Relevanz haben, inklusive des innovativen Windsensors. Mein Testfazit und eine Produktzusammenfassung habe ich im Teil 3 des ELEMNT ACE Tests aufgeschrieben.
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