Am 1. Mai 2019 löste Wahoo seinen Ur-ELEMNT GPS-Bikecomputer durch den ELEMNT ROAM ab. Lob bekam der ROAM damals v.a. für sein gut ablesbares Display, das bei allen Lichtverhältnissen einen neuen Standard setzte. Auch das kostenfreie, detaillierte Kartenmaterial und „back to track“, also das Neuberechnen und Zurückführen auf die Route, begeisterte die Nutzer.
Aber es gab auch Kritik. Nur vier Gigabyte Speicher (davon zwei für Karten und eigene Routen) war nicht zeitgemäß und für die Detailkarten zu knapp bemessen. Neben den Karten von Deutschland und Frankreich passte kaum ein drittes Land auf den nicht erweiterbaren internen Speicher. Statt eine aktualisierte Hardware mit mehr Speicherplatz auf den Markt zu bringen, löste Wahoo das Problem auf andere Weise. Die Deutschland- und Frankreichkarten wurden in kleinere Bundesländer- bzw. Departementkarten geteilt. Das genügte den allermeisten Nutzern. Internationale Radreisende waren nicht zufrieden.
Feedback meiner Leser kam auch zur bereits 2019 nicht mehr topaktuellen Micro-USB-Ladebuchse. Mir war das damals egal, schließlich hatte ich kaum Geräte mit USB-C im Haus. 2022 ist mein 3,5 Jahre alter ROAM das einziges Gerät, das noch über Micro-USB geladen wird. Alle anderen Geräte nutzen USB-C. Entsprechend oft suche ich nach einem Micro-USB-Kabel zum Laden des ROAM.
Wahoo ELEMNT BOLT v2 – bisher der bessere ROAM
Der kleinere Bruder des ROAM, der ELEMNT BOLT, bekam 2021 als v2 ein 64-Farb-Display und noch detailreichere Karten spendiert. Mit 16 Gigabyte internem Speicher ist beim BOLT v2 ausreichend Speicherplatz für Kartenmaterial und geplante Routen verfügbar. Auf meinem BOLT v2 sind noch 5,9 GB Speicher frei, obwohl ganz Europa und meine Komoot-Routen auf dem internen Gerätespeicher abgelegt sind.
Im Gegensatz zum BOLT v1 und dem ROAM ist beim BOLT v2 bereits USB-C an Bord.
Mit dieser Ausstattung war der kleinere BOLT v2 eigentlich der bessere ROAM. Mich stört beim BOLT v2 lediglich, dass maximal neun Datenfelder pro Seite angezeigt werden können. Beim ROAM sind es elf …
ELEMNT ROAM v2 – das Spitzenmodell von Wahoo*
Mit dem Marktlaunch des ELEMNT ROAM v2 zieht das Spitzenmodell wieder am BOLT vorbei. Hier erfährst Du was Wahoo beim ROAM v2 besser macht und wie sich das Testgerät in den ersten Tagen geschlagen hat.
Der Transparenz halber sei erwähnt, dass Teststellungen wie diese kostenlos erfolgen, aber an keinerlei Bedingungen geknüpft sind. Wie bei anderen Online- und Printmagazinen gehören Erfahrungsberichte und Produkttests, die auf kostenlosen Testellungen basieren, zum redaktionellen Teil einer Publikation und müssen nicht als WERBUNG gekennzeichnet werden. Der Transparenz halber ist es mir aber wichtig, meine Leserinnen und Leser über kostenlose Teststellungen zu informieren.
Neues und Bekanntes beim Wahoo ELEMNT ROAM v2 (2022)
Äußerlich unterscheiden sich ROAM und ROAM v2 nur unwesentlich. Die Lenkerhalterung ist sogar zu 100% identisch und somit für ROAM v1 und v2 verwendbar.

Ausgeschaltet verraten die drei Bedienknöpfe unterhalb des Displays, um welches Modell es sich handelt. Beim ROAM v2 sind die Knöpfe konvex, also leicht erhaben. Das macht sie etwas einfacher bedienbar – nicht nur mit langen Handschuhen.
Bei identischen Ausmaßen ist der ROAM v2 mit knapp 100 Gramm nur unwesentlich schwerer als sein Vorgänger.
Unter der Abdeckung der Ladebuchse befindet sich nun der zeitgemäße USB-C-Ladeanschluss, den die EU ab 2024 für alle neuen Smartphones vorschreibt. USB-C ist also zukunftssicher.
Eingeschaltet erfreut sich der Nutzer über ein 64-Farb-Display ähnlich dem des BOLT v2, allerdings mit 2,7″ Diagonale und 240x400er Auflösung.
Das Display des Wahoo ELEMNT ROAM v2 (links) ist so gut wie das seines Vorgängers (rechts) und dem des ELEMNT BOLT v2 (Mitte). Damit ist es die Referenz in Sachen Lesbarkeit bei Sonne und im Licht-Schatten-Wechsel, an der sich die Konkurrenz messen lassen muss.
Wie sein Vorgänger und der BOLT v2 verfügt der 2022er ROAM über einen Umgebungslichtsensor, der die Displayhelligkeit optimal steuert. Alternativ kann der Nutzer die Beleuchtung dauerhaft ein- oder ausschalten, bzw. für 5 Sekunden beleuchten lassen.
Die Farben des Displays dienen einerseits der besseren Kartenablesbarkeit, zeigen aber auch farblich, in welcher Leistungs- bzw. Herzfrequenzzone sich der Sportler gerade befindet. Das kennen wir vom BOLT v2. Leider gilt das nicht für die Watt-/HF-Datenfelder auf der Kartenansicht. Auf der Karte sind die Felder nicht farblich hinterlegt – genau wie beim BOLT v2. Warum eigentlich nicht, Wahoo?
Die von Wahoo verwendeten, kostenlos verfügbaren OSM-Karten, scheinen dieselben zu sein, die auch beim BOLT v2 zum Einsatz kommen. Auf dem Kartenmaterial ist Radwegsinfrasturktur blau eingezeichnet und gut erkennbar. Für mich ist das ein klares Plus gegenüber den Karten des ROAM v1, der andere OSM-Karten nutzt.
Die neuen Karten des ROAM v2 haben aber auch eine Schattenseite. Asphaltierte Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften werden auf den Karten des ROAM v1 mit unterbrochenen Linien und gelber Farbe markiert. Diese Darstellung gibt es bei den OSM-Karten des ROAM v2 und des BOLT v2 nicht (vergleiche im Foto die Kartendarstellung rechts, ROAM v1, mit dem neuen ROAM und dem BOLT v2).
Als Gravel-Fahrer ist mir das ziemlich egal, bei Rennradfahrern verliert der ROAM ein Alleinstellungsmerkmal.
Der interne Speicher des ROAM v2 wurde verachtfacht! Statt nur vier hat das neue Modell nun 32 Gigabyte an Bord. Das ist für das weltweite Kartenmaterial ausreichend. Mit dem Betriebssystem, allem Kartenmaterial und meinen selbst geplanten Komoot- und Strava-Routen bleiben auf dem ROAM v2 Testgerät noch 936 Megabyte Platz. Das wäre ausreichend für viele weitere Komoot-Routen. Trotzdem habe ich aufgeräumt und die Karten aller nichteuropäischen Länder gelöscht. Jetzt sind 16,7 GB frei.
Im direkten Vergleich zum Vorgänger, aber auch zum BOLT v2 bemerkt man eine verbesserte Rechenleistung. Augenfällig ist das beim Heraus- oder Hinenzoomen in der Kartendarstellung. Das Nachladen der Kartendaten und Darstellen auf dem Screen läuft wesentlich schneller. Routenneuberechnungen macht der Wahoo ELEMNT ROAM v2 flott, wie man das vom Vorgänger und dem BOLT v2 gewohnt ist. Beim Hochfahren ist der v2 gegenüber dem v1 wenige Sekunden schneller startklar.
Neu beim ROAM v2 ist Dual Band GPS. Die Funktion verbessert die Genauigkeit des Geräts unter schwierigen Bedingungen, v.a. in bewaldetem Gelände, wohl aber auch in den Innenstädten. Gerade im Wald kann es vorkommen, dass das Gerät den Radfahrer leicht abseits des Weges verortet. Das ist nicht dramatisch, weil man den Weg auf dem Display sieht, und sich als Pfeil gleich daneben. Blöd sind die Ungenauigkeiten, wenn man beim Navigieren an einer Abbiegung vorbei rauscht, weil man auf der Karte noch gar nicht dort war.
Mit Dual Band GPS scheint das Vergangenheit zu sein! Bei den ersten Tests war der neue ROAM v2 im dichten Wald immer auf dem Track und bei Kreuzungen und abbiegenden Wegen ziemlich exakt. Das hat mich positiv überrascht. Ich werde die GPS-Genauigkeit im Langzeittest weiter beobachten. Bleibt das so, ist es für mich als Gravelfahrer ein Killerfeature bzw. ein wirkliches Kaufargument.
Beim linken Foto stand ich genau an der Querung, so wie es der ROAM v2 (links im Bild) anzeigt. Beindruckend!
Den Wert des Datenfelds „GPS Präzision“ kann man übrigens nicht vergleichen. Der ROAM v1 kennt nur Werte zwischen 1 und 10. BOLT v2 und ROAM v2 haben eine andere Einteilung, die ich nicht genau kenne. Beim Hochfahren hat mir der neue ROAM v2 Werte von über 200 angezeigt.
Dual GPS ist immer eingeschaltet und nutzt die Signale der unterstützten Systeme GPS, GLONASS, BEIDOU, Galileo, QZSS, SBAS und NavIC.
Nutzer der Wahoo SYSTM Trainings-App freuen sich auf die Wahoo X Integration. Strukturiertes Training über SYSTM ist mit dem ELEMNT ROAM v2 nun auch draußen möglich.
Als Novum hat der ROAM v2 das Supersapiens Glukose-Sensor-System integriert. Die Integration ermöglicht es Sportlern, ihre Glukose-Daten während der Fahrt ständig im Auge zu behalten, ohne das Smartphone bemühen zu müssen.
Ansonsten kann der neue ROAM alles, was auch der Vorgänger konnte: Smarte Navigation, die Darstellung von Strava-Segmenten, KICKR Control, Multisport Handover mit der GPS-Uhr Wahoo Rival, die nutzerfreundliche Einrichtung …
Auch die beiden LED-Streifen (Quicklook LED) am linken und oberen Rand sind nach wie vor vorhanden. Ich nutze einen der LED-Streifen, um meine Durchschnittsgeschwindigkeit im Auge zu behalten.
Die Akkulaufzeit wird von Wahoo mit 17 Stunden angegeben. Damit ist das neue Modell so ausdauernd wie sein Vorgänger. Den ROAM v2 konnte ich im Test noch keine 17 Stunden nutzen. Beim Roam v1 weiß ich, dass er das schafft. Der Nachfolger wird das auch können. Auch wenn 17 Stunden für die allermeisten Sportler ausreichend ist, an die Ausdauer des neuen Garmin Edge 1040 kommt der Wahoo nicht heran. Der Garmin Edge 1040 ist auf dem Papier doppelt so ausdauernd. Das hat aber auch seinen Preis.
Coming Soon
Wahoo verspricht außerdem zwei Software-Funktionen, die wohl noch nicht verfügbar sind:
Die Funktion Summit Segments soll die einzelnen Steigungselemente einer geladenen Route farblich zeigen und Detailinformationen zum gerade gefahrenen Steigungssegment geben. Das finde ich interessant, auch wenn es bei uns in der Gegend überwiegend flach ist.
Auf meinem letzten Bikepacking-Trip hätte Summit Segments vermutlich geholfen, die Kräfte besser einzuteilen.
Mit Route Sharing kann man seine Route über die Companion App mit anderen Sportlern teilen, die in der Nähe sind. Das macht den Umweg des Verschickens eines Komoot-Links über WhatsApp unnötig. Als Funktion der Companion App sollte Route Sharing auch den Nutzern anderer Wahoo-ELEMNT-Modelle zur Verfügung stehen.
Lieferumfang
Beim Lieferumfang hat sich zum ROAM v1 fast nichts geändert. Allerdings liegt statt eines USB auf Micro-USB Ladekabels nun eines für USB auf USB-C bei.
Preis
Mit 399,99 EUR* liegt der UVP des Wahoo ELEMNT ROAM v2 genau 50 EUR über der unverbindlichen Preisempfehlung seines Vorgängers, aber noch weit unter dem Preis des Spitzenmodells des Hauptkonkurrenten.
Spartipp
Wer schnell ist, kann sich im Abverkauf noch einen ROAM v1 sichern, bei Amazon für nur 239,99 EUR*, was noch einmal 10 EUR unter dem Abverkaufspreis bei Wahoo liegt. Allerdings ist die GPS-Präzision des ROAM v2 sein Geld wert. Das sollte man trotz Angebotspreis des v1 bedenken.
Vergleich
Meine aktualisierte Vergleichstabelle zum ROAM und BOLT v1 und v2 findest Du hier ->.
Fazit
Im ersten Test kann der neue Wahoo ELEMNT ROAM v2 überzeugen, schließlich handelt es sich um ein bereits ausgereiftes Gerät, mit Detailverbesserungen. Mit seinem Funktionsumfang deckt das Gerät alles ab, was ambitionierte Straßen- und Gravel-Radsportler, aber auch Radreisende oder Bikepacker brauchen. USB-C ist der neue Ladestandard und 32 Gigabyte Speicherplatz mehr als ausreichend. Das detailreiche, kostenfreies OSM-Kartenmaterial sowie das sehr gut ablesbare Display mit 64 Farben sind Referenz im Markt der GPS-Radcomputer. Schade, dass die OSM-Karten den Straßenbelag nicht zeigen, wie das beim Vorgänger der Fall war. Dafür ist Radweginfrastruktur eingezeichnet.
Für Supersapiens-Integration und Wahoo X Outdoor-Segmente bin ich nicht die Zielgruppe. Andere aber schon – nicht nur im Elite-Bereich.
Die Dualband-GPS-Funktion in einem Gerät in der 400 EUR-Preisklasse ist für mich die wirkliche Überraschung. Auch Garmin Edge 1040 oder die Apple Watch Ultra können das, spielen aber preislich in einer anderen Liga.
Gibt es wirkliche Kritikpunkte? Von mir derzeit nicht, von der Preiserhöhung abgesehen. Aber warten wir den Langzeittest ab. Manchmal wird man auch durch Leser auf Schwächen aufmerksam gemacht, wie 2019 beim Thema USB-C. Deshalb freue ich mich auf Eure Kommentare hier unter dem Artikel.
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