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Eins vorweg: Nachdem ich die Geräte Garmin Edge 500, 800, 1000, 820 (in dieser Reihenfolge) jahrelang am Rad hatte (den 1030 habe ich nur kurz getestet), bin ich seit zwei Jahren zufriedener Benutzer der Wahoo-ELEMNT-Modellfamilie. Warum? Die Software der Garmin Edge Geräte, mit Ausnahme des Edge 500, raubte mir den letzten Nerv. Die extrem langsame Prozessorleistung des Edge 820 gab mir den Rest!
Abstürze, Einfrieren der Anzeige, umständliche Bedienung? All das kenne ich von Wahoo nicht.
Sicher liegt das auch daran, dass Garmin den Funktionsumfang seiner Edge-Modelle mit jeder Gerätegeneration erweitert. Zusatzfunktionen, für einzelne interessant, sind schick und erhöhen die gefühlte Attraktivität des Geräts. Man sollte sich als Käufer aber fragen, was man davon wirklich braucht.
Ein hoher Funktionsumfang führt zwangsläufig zu noch komplexerer Software und immer höheren Anforderungen an die Hardware. Außerdem ist auswuchernde Funktionsvielfalt der Tod jeglicher Benutzerfreundlichkeit. Das Vorgängermodell des 830, der Edge 820 war dem nicht gewachsen.
Genau darauf zielt DC Rainmaiker, der aufzeigt, dass Garmin selbst sein größter Konkurrent ist, nicht aber Wahoo.
Der größte Konkurrent von Garmin ist Garmin selbst. Oder genauer gesagt, Garmins mangelnder Fokus auf das Lösen von Fehlern, die letztlich die Verbraucher zu ihren Konkurrenten führen. In der Tat wette ich, dass die überwiegende Mehrheit der Personen, die sich für ein Nicht-Garmin-Produkt statt für ein Garmin-Produkt entscheiden, nicht wegen der Funktionen oder des Preises wechseln. Es liegt daran, dass diese Person zu oft von Fehler behafteten Garmin-Produkten enttäuscht wurden.
DC Rainmaker
Im Test auf CyclingClaude fokussiere ich mich auf die für Rennrad/Gravel-Fahrer relevanten Funktionen des Garmin Edge 830. Ich schaue bspw. auf die Akkulaufzeit, die Navigations- bzw. Routingfunktionen, die Kartendarstellung, das Einrichten des Geräts, die Bedienerfreundlichkeit …und alles, was mir beim Testen zufällig über den Weg läuft. Natürlich vergleiche ich das ein oder andere mit dem neuen Wahoo ELEMNT ROAM, den ich parallel fahre. Alles zum Wahoo ELEMT ROAM findest Du übrigens hier.
Dieser Artikel zum Garmin Edge 830 Test wird während des Testzeitraums erweitert bzw. aktualisiert. In einer Woche übergebe ich das Gerät an Harry von der Rennrad-WG, der sich mit Garmin noch besser auskennt und sicher noch tiefer rein schauen wird.
Softwareversion
Ich habe den Garmin Edge 830 vor dem Test von Version 2.4 auf 3.2 aktualisiert. Das „Change-Log“ zeigt eine Latte von Änderungen/Aktualisierungen. Es sind nicht zwangsläufig Fehlerbehebungen. Der Bug, der gelegentlich bei meinem Gerät auftritt, siehe unten, ist auch nach dem Upgrade noch vorhanden.
Die Inbetriebnahme des Edge 830
Hierzu hatte ich schon einen ersten Artikel nebst Video veröffentlicht.
Im Gegensatz zu den Wahoo-Geräten, die über eine Smartphone-App selbsterklärend aufgesetzt und angepasst werden können, setzt Garmin immer noch auf die Philosophie, alle Einstellungen und Anpassungen am Gerät selbst vorzunehmen. Das funktioniert, ist aber nicht selbst erklärend, v.a. wenn man noch nie ein Garmin-Gerät in den Händen hatte.
Warum Garmin die Geräteeinrichtung nicht über die Garmin Connect App erlaubt, verstehe ich nicht. Zu Beginn des Einrichtungsprozesses muss man den Edge 830 mit der Smartphone App verbinden. Das funktioniert überraschend unkompliziert. Vom Edge 820 kannte ich das noch anders. Nun wäre es nur noch ein kleiner Schritt, auf dem Smartphone die Fahrradprofile und Aktivitätsseiten zu konfigurieren. Auch die Sensoren könnte man über die App prima verwalten, statt sich auf dem Gerät in der Menüführung zu verlieren. Schade eigentlich, Garmin. Da hoffe ich auf mehr für die nächste Edge-Generation.
Aber gut, eigentlich meckere ich auf hohem Niveau. Hat man sich erst einmal durch alle Menüs gekämpft und den Garmin Edge 830 an die eigenen Bedürfnisse angepasst, hat man Ruhe … es sei denn, das Gerät friert ein und man muss einen „Hard Reset“ durchführen. Schwups ist alles wieder im Auslieferungszustand. Aber so was passiert beim Edge 830 nicht, hoffen wir mal. Bei meinem Edge 820 war das anders. Bei Routenberechnungen stieg das Gerät oft einfach aus und ließ sich erst durch ein Reset wieder zum Leben erwecken. Alle Einstellungen waren futsch. Jedes Mal. Wären die Einstellungen damals in der Smartphone App gespeichert gewesen, hätte mir das mein Garmin-Benutzer-Leben sehr vereinfacht.
A propos Bedienerfreundlichkeit bei der Einrichtung. Seit Jahren frage ich mich, nach welchem Kriterium der Garmin-Softwareentwickler die Länder bei der Sprachauswahl sortiert hat. Alphabetisch sicher nicht, oder? Solche Kleinigkeiten nerven einfach.
Ähnlich sieht es in den Menüs aus. Allerdings beschleicht mich das Gefühl, dass manche Menüs in der englischen Ursprungsversion alphabetisch sortiert sind (rechts). Nur in der Übersetzung halt nicht mehr. Da behält man die ursprüngliche Sortierung einfach bei. Je länger ein Menü, umso mehr scrollt man auf dem Touchscreen hoch und runter, um den gewünschten Menüpunkt zu finden.
Übrigens, falls Du zur Einrichtung Deines Garmin Edge 830 ein Benutzerhandbuch suchst, findest Du es hier: Benutzerhandbuch Garmin Edge 830
Die Gerätehalterungen
Hier punktet Garmin gegenüber Wahoo auf ganzer Länge. Die Garmin-Lenkerhalterung ist sehr stabil. Das Gerät lässt sich satt eindrehen und sitzt sicher in der Halterung. Von unten kann ein spezieller Akku an die Halterung gesteckt werden, der den Garmin Edge 830 direkt mit Strom versorgt. Das ist klasse, v.a für Brevetfahrer. Der Rest, ich also auch, sollte mit der normalen Akkukapazität hin kommen. Dazu aber später mehr.
Neben der Lenkerhalterung hat Garmin noch zwei so genannte „Quarter-Mounts“ beigelegt (eine davon unten im Foto), mit denen man das Gerät bspw. auf dem Vorbau oder direkt auf dem Lenker befestigen kann. Wahoo liefert ebenfalls solch eine „Zweithalterung“. Die von Wahoo wird aber mit Kabelbindern befestigt. Die Lösung von Garmin mit den zwei Gummiringen finde ich besser.
Akkulaufzeit
Für viele ist dies ein Hauptkriterium für die Kaufentscheidung. Die Werksangabe für den Garmin Edge 830 wird mit bis zu 20 Stunden angegeben – „im GPS-Trainingsmodus“, also ohne Navigation bzw. Routenberechnungen.
Der Wahoo ELEMNT ROAM soll auf 17 Stunden kommen. Jedoch gibt Wahoo nicht an, ob das im „GPS-Trainingsmodus“ ist, oder gar mit laufender Navigation.
Bei der Vätternrundan 2019 hatte ich beide Geräte am Lenker, mit automatischem Lichtmodus, ohne Navigation, also im „GPS-Trainingsmodus“, wie Garmin das nennt. Der ROAM hatte zusätzlich Puls, Trittfrequenz und Powermeter verbunden, der Garmin Edge 830 lief einfach mit.
Für die 300 km, benötigte ich 8:35 Stunden. Zusätzlich war ich etwa 25 Minuten vor dem Start vom Campingplatz los gefahren. Insgesamt kamen so 9 Stunden Dauernutzung zustande.
Der Garmin Edge 830 hatte nach den 9 Stunden noch 47% Ladung übrig – laut Anzeige. Der ROAM ganze 56%. Beides ist top und allemal ausreichend.
Allerdings: Inwieweit man der Garmin-Batterieanzeige trauen kann, wage ich nicht zu sagen. Nach meiner ersten Fahrt wurde nach 90 Minuten immer noch 100% Ladung angezeigt. Das kann nicht sein, dachte ich mir. Und so war es auch. Am nächsten Tag, direkt nach dem Einschalten, zeigte das Gerät 91% an. Aha. Ob das ein Softwarefehler ist? Gewollt kann es nicht sein.
Der Bildschirm
Der Farbbildschirm des Garmin Edge 830 hat eine Größe von 2,6 Zoll. Er ist damit nur unwesentlich kleiner als das Display des Wahoo ELEMNT ROAM, das ebenfalls Farben zeigen kann. Die Betonung liegt auf „kann“, was beide Geräte betrifft. Datenseiten werden in der Regel schwarz auf weiß/hellgrau bzw. im Nachtmodus invers angezeigt.
In der Kartenansicht klotzt der Edge 830 mit Farben und Details. Der Wahoo ELEMT setzt nur dort Farben ein, wo sie die Sichtbarkeit erhöhen, oder den Informationsgehalt verbessern. Straßennamen lese ich auf dem Edge für meinen Geschmack zu viele. Mir ist es egal, ob die Straße rechts „Am Schwimmbad“ heißt, wenn ich lediglich daran vorbei fahre.
Plastisch möchte ich das Verwenden von Farben an folgendem Beispiel zeigen: Die Open-Street-Map von Wahoo stellt Wege außerhalb geschlossener Ortschaften durch zwei gestrichelte Parallel-Linien an. Bei Garmin sieht man immer einen grauen Strich. In meinem Heimatrevier, aber auch in Schweden (um Malmö und Motala ausprobiert), sind die Wege mit einen festen Straßenbelag (Teer, Zement …) gelb hinterlegt. Der ROAM zeigt mir, wo ich entlang fahren kann. Die Karte des Garmin leider nicht. Alle Wege sind grau, auch der den Du rechts im Bild siehst. Links im Foto die Wegedarstellung auf den Karten beider Geräte.
Als Rennradfahrer, der gerne dem Verkehr aus dem Weg geht, fahre ich mit dem Wahoo ELEMNT ROAM stressfrei auf Feld- und Wirtschaftswegen. Ich muss nur auf die Karte achten.
Ob man beim 830 eine der Wahoo-Karte ähnliche OSM-Karte aufspielen kann? Das wird Harry ausprobieren. Dafür muss dann aber eine der gespeicherten Karte weichen. Der Speicher des Garmin ist nämlich annähernd voll.
Das Farbdisplay des Garmin Edge 830 ist das beste, das ich je gesehen habe … könnte ich fast behaupten, hätte ich den Wahoo ELEMNT ROAM nicht zum Vergleich.
Der Garmin-Bildschirm ist hell und leuchtet intensiv. Im Vergleich zum ROAM spiegelt der Bildschirm aber mehr (links) und ist im Schatten etwas schlechter ablesbar (rechts). Wer den Unterschied nicht kennt, wird mit dem Garmin-Display dennoch seine Freude haben.
Display Bug
Sporadisch werden Abbiegehinweise, die sich von unten ins Display schieben, verwaschen angezeigt. Fotografieren kann man sie schwer. Anhalten, iPhone raus, Kamera-App wählen, schwups ist das Overlay wieder verschwunden. Der Fehler tritt aber nur selten auf und ist nicht einfach reproduzierbar.
Routenplanung und Navigation
Im Gegensatz zum Wahoo ELEMNT ROAM kann man die Karte nicht nur zoomen, sondern auch in alle Richtungen verschieben. Das ist hilfreich, wobei der der Touchscreen dafür gewöhnungsbedürftig ist. Ob dieses Bewegen der Karte auch beim Edge 530 funktioniert, der – analog zum Wahoo ELEMNT ROAM über Knöpfe bedient wird, kann ich derzeit nicht sagen. Weiß das schon wer?
Bei geladener Strecke geht das leider nicht mehr ganz so gut. Das Display ist recht sensibel und ich habe auch nicht gleich begriffen, dass man dafür erst auf das Handsymbol tippen muss.
Im dritten Video zeige ich, wie der Garmin Edge bei der Routenplanung ein „RoundTrip-Routing“ erstellt, basierend auf bevorzugten Wegen, die auf Daten von Garmin Connect Uploads beruhen. Den Test habe ich in Motala gemacht, wo jedes Jahr 20.000 Radfahrer zur Vätternrundan kommen. Dort müsste genug Datenmaterial vorhanden sein. Nur drei Strecken zur Auswahl zu bekommen, nach 3 Minuten Wartezeit? Das kann o.k. sein. Ich hätte mehr erwartet. Übrigens läuft das Video in 8facher Geschwindigkeit.
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