CyclingOlli – heimlich verliebt?

Cucuma Casca

Allroad? Gibt es die Eier legende Wollmilchsau wirklich?

Letzte Woche schrieb ich über meinen Wunsch, ein neues Fahrrad zu finden – eine neue Liebe. Das Rad soll mit Gepäck zurecht kommen, bei „off-road“ nicht jammern, aber schnell genug auf der Straße sein.

Gibt es sowas? Das Litespeed Cherohala SE meines Bruders Claude kommt meinen Vorstellungen sehr nahe. Aber Titan ist kein günstiges Vergnügen.

Tolles Feedback

Auf meinen Artikel gab es eine Menge Feedback auf Facebook. Ich war echt überrascht. Vielen Dank dafür! Ich habe mir die genannten Modelle im Netz angeschaut und einige gefunden, die meinen Anforderungen entsprechen.

Ein Leser empfahl das Cucuma Casca. Cucuma ist eine Fahrradmarke aus Darmstadt, berühmt für ihre Triathlon-Räder, wie Claude mir erklärte. Mein Bruder war vor zwei Jahren dort, als ein Arbeitskollege seinen neues Cucuma Malagueta Cyclocrosser abholte. Das Modell Malagueta habe ich auf der Hompage von Cucuma nicht mehr finden können. Vermutlich ist das Casca der Nachfolger.

Claudes Kollege Stefan mit seinem neuen Cucuma Malagueta

Darmstadt ist von mir zuhause etwa 70 km weg, also keine Entfernung. Da ich Donnerstag sowieso nach Bad Homburg zur Rad- und Laufbiometrie bei Jens Machacek wollte, kam mir der Gedanke, auf dem Rückweg in Darmstadt vorbei zu schauen. Claude war so spontan, aus Neu-Isenburg die A661 runter zu düsen. So trafen wir uns dort.

Jens Machacek, dem ich während der Laufanalyse vom geplanten Spontanbesuch bei Cucuma erzählte, meinte, dass ich bei Dirk Merz, dem Inhaber von Cucuma, gut aufgehoben sei. So war es dann auch.

Cucuma – ein geiler Laden

Jetzt war ich heiß und konnte es kaum abwarten, die Cucuma-Bikes in Augenschein zu nehmen. Nachdem ich mich durch den Berufsverkehr in Rhein-Main gekämpft hatte, erreichte ich Darmstadt, als es längst dunkel war.

Cucuma befindet sich in einer größeren Halle, in zweiter Reihe von der Straße, hinter einem anderen Fahrradhändler. Gut, dass mir Jens Machacek den Weg erklärt hatte. Alleine wäre ich vielleicht an der Einfahrt vorbei gefahren.

Im Dunkeln suchte ich den Eingang und stand vor der Hallentür. Geil, dachte ich, kein aufgestylter Eingangsbereich, wie man das von vielen Showrooms der großen Marken kennt. Im Gegenteil. Durch diese Tür geht wahrscheinlich der Kunde, der Wert auf Individualismus legt und kein Rad von der Stange kaufen möchte; so viel kann ich nach meinem ersten Besuch sagen.

Mein erster Eindruck bestätigte sich sofort, als ich Dirk kennen lernte, der schon mit Claude auf mich wartete. Der Cucuma-Chef macht sein Geschäft aus Leidenschaft und kann seine Kunden begeistern.

Hinter der Tür

Ausstellungsraum, Büro, Bikefitting-Raum und Werkstatt sind bei Cucuma „Open Space“. Im Gegensatz zum glitzernden Showroom bei Canyon kann man bei Cucuma überall rein, und hinter die Kulissen, schauen. Außerdem gibt es genug Platz, in der Halle ein paar Runden zu drehen.

Claude auf einen Cucuma Casca Alu

CyclingClaude hatte sich ein grünes Rad geschnappt und war kaum runter zu bringen. Also ließ ich ihn fahren, während Dirk mir die Modelle vorstellte.

Casca – das Allround-Bike von Cucuma

Das Rad, das Claude gerade durch die Halle jagte, sei ein Casca Gravel-Bike mit Alurahmen, erklärte mir Dirk. Ich wollte aber zunächst das Casca mit Carbon-Rahmen sehen. Warum? Bisher besaß ich noch nie ein Carbon-Rad, und vom Budget her wäre Carbon drin.

Aluminium vs. Carbon

Claude meinte zwar vor Tagen, dass bei Gravel-Rädern ein Alurahmen reicht, weil die dickeren Gravel-Reifen ausreichend Komfort bieten würden. Ich war trotzdem auf Carbon getrimmt.

Cucuma Casca Carbon in Goldmetallic

Das Cucuma Casca mit Carbonrahmen, fand ich echt geil. Aber Dirk desillusionierte mich schnell. Carbonrahmen hätten in der Regel keine Bohrungen für Gepäckträger und Gepäckträger mit Schellen am Carbon-Rahmen zu befestigen, sei nicht ratsam.

Auf die Möglichkeit, einen Gepäckträger anbauen zu können, will ich nicht verzichten. So waren wir schnell beim Alu-Rahmen.

Außerdem, so vermutete Claude, könnte Alu bald eine Renaissance erleben, zumal Peter Sagan gerade bei der Tour Down Under auf einem Alu-Rad unterwegs ist und einen Etappensieg einheimsen konnte.

Dirk zeigte mir ein rotes Casca in Rahmenhöhe 58, meinte aber ,per Augenmaß, ein 55er würde besser passen. Claude, immer noch in der Halle unterwegs, musste nun runter vom Rad. Das war nämlich auf einem Casca mit 55er Rahmen unterwegs. Ich fuhr ein paar Runden und fühlte mich sofort wohl. Zur Kontrolle bat Dirk mich in den Fitting-Raum. Seine Vermessung bestätigten sein geschultes Auge: Größe 55 war richtig.

Gleich einpacken?

Claude meinte, ich solle mir das grüne Casca (racing green mit goldenen Decals) spontan einpacken lassen. Schließlich passe es wie angegossen und habe eine geile Lackierung.

English Racing Green mit Decals in Goldmetallic

Aber so schnell schießen die Preussen nicht, auch wenn ich zugeben muss, dass ich leicht verliebt bin. Allerdings nicht in das grüne Casca.

Nein. Das rote Bike hat es mir angetan. Italienisch rot, mit weißen Decals, genau wie das 58er Modell, das im Laden stand.

Bei Cucuma kann man jede Farbe haben. Das finde ich klasse. Bei anderen Marken verändert sich Jahr für Jahr die Farbe, auch wenn das Rad gleich bleibt. Kundenindividuelle Farbwahl, eines der Unterscheidungsmerkmale von Cucuma, ist mit kaufentscheidend, je mehr ich darüber nachdenke.

Bei Cucuma kann man aus dem ganzen Farbraum wählen. Nicht nur aus den Farben, die als Beispielrahmen in Laden hängen. Selbst Metallic ist drin. Auch bei den Decals gibt es farblich, und vom Stil, Auswahlmöglichkeiten. Top!

Am letzten Donnerstag blieb es erst einmal bei einem Erinnerungsfoto von der roten Lady, die mir so gut gefällt.

Meine neue Liebe?

Heute, am Sonntag, habe ich schon Sehnsucht. Wie gerne würde ich jetzt mit dem Casca durch den Wald jagen. Hach, ich bin verliebt.

Ausstattungsüberlegungen

Claude riet mir, das durch den Alurahmen eingesparte Geld in einen zweiten Laufradsatz zu investieren. Ein Satz bspw. mit 40 mm Gravel-Reifen und der zweite mit 28mm Slicks. Damit wäre ich optimal unterwegs. Mittwochs, bei der Rennradrunde mit den Freunden auf Slicks, sonst auf den breiten Reifen. Solange die Laufräder identisch sind, sollte der Laufradwechsel in wenigen Minuten vonstatten gehen, ohne bspw. die Bremskörper der Scheibenbremsen nachjustieren zu müssen.

Aber welche Schaltung soll ich nehmen? Eine mechanische Shimano Ultegra oder Di2. Claude rät zur Di2. Wenn schon, denn schon, meint er. V.a. auf Langstrecke sei elektronisches Schalten eine Wohltat. Deshalb steht bei CyclingClaudes Litespeed Cherohala SE ein Upgrade auf Di2 an.

Nun muss ich rechnen und drüber schlafen.

Falls ich bestelle, werde ich wohl vier Wochen warten müssen. Schließlich lässt Dirk seine Rahmen individuell lackieren, zunächst Farbe, dann Declas und dann Klarlack, bevor ein Mechaniker Hand anlegen kann.

Falls ich ja sage, werde ich mich also in Geduld üben müssen. Aber der Gedanke, ein für mich exklusiv aufgebautes Rad einer deutschen Manufaktur zu bekommen, gefällt mir.


Die mobile Version verlassen