Nico … meine schnelle Kollegin

Die schnelle Nico

2014, also vor noch gar nicht so langer Zeit, wollte meine Kollegin Nico alles, alles, alles übers Rennradfahren wissen. Thorsten, ein anderer Arbeitskollege hatte uns bekannt gemacht, weil er von meiner Bloggerei wusste. So trafen wir uns hin und wieder zum Kaffee in der firmeneigenen Cafeteria. Nico erzählte dabei von ihrem Fleiß und Trainingspensum, das weit über meinem lag. Ich konnte es gar nicht glauben und gab ihr den Rat, es als Anfängerin langsamer anzugehen.
Hätte Nico meinen Rat befolgt, würdest Du dieses Interview nicht lesen, dass ich schon im März auf Mallorca begonnen hatte, als ich einen Tag mit Nico gefahren war … an ihrem Ruhetag. Nico war damals schnell und ich schnell müde, weil mein Schwerpunkt auf Mallorquinischem Mandelkuchen lag.
Jetzt, zehn Monate später, haben wir es endlich zu Papier gebracht, natürlich wieder in der Mittagspause beim Kaffee.

Nico und Claude auf der Suche nach dem besten Mallorquinischen Mandelkuchen.

Nico, 2016 bist Du im Team TOUR powered by BULLS gefahren. 2015 hattest Du beim GCC Deine Altersklasse gewonnen. Seit wann fährst Du überhaupt Rad?

2017 wird jetzt mein drittes Radjahr, im Mai 2014 saß ich zum ersten Mal auf einem Renner.

Warst Du davor aktive Sportlerin? Was hast Du gemacht?

Sport habe ich schon immer gerne gemacht, allerdings noch nie so intensiv. Und ja, ich staune auch, was da noch so geht. Spät entdecktes Talent, hahaha. Aber besser spät als nie, da wäre mir tatsächlich etwas wunderschönes entgangen!

In der Schule war es Leichtathletik, im spannenden Teeniealter Basketball mit den Jungs und später dann Volleyball.

Naja, und da ich im schönen Allgäu groß geworden bin, sind auch die Berge eine Leidenschaft von mir, im Sommer kraxeln, im Winter Skifahren und Langlauf.

Mit den Kindern veränderte sich alles etwas. Es häuften sich gemütliche Spaziergänge und Taxidienste von und zu Terminen der Kinder.

‚Dank‘ meines Rückenthemas begeisterte ich mich für einen neuen Sport: Skikes (Langlauf auf Rollen über Asphalt). Unser quasi vor der Haustür entlang führender Rhein-Damm, eignet sich bestens dafür.

Ja, und dann kam ne lustige Zeit, Pubertät und Wechseljahre zogen gleichzeitig im Hause Stöhr ein … Auf zu Neuem, Spannendem, hieß das Rezept. Und so kam ich wohl dann durch einen Zufall zum Rennradsport.

Damit fing dann alles an. Ich stellte mich scheinbar ganz gut an, denn schon bald fuhr ich auf dem Hockenheimring mein erstes Radrennen. Wohlgemerkt noch ganz ohne zu wissen, was es bedeutet, im Feld oder im Windschatten zu fahren. Voller Adrenalin reihte mich hinten ein. Und yeah – die meisten Fotos gab’s von mir, so alleine auf den Runden des Rings. Grins. Es hat mir Spaß gemacht, und ich bin nach 60 km glücklich im Ziel angekommen. Damit war ich dann auch schon mittendrin im Drahtesel-Getümmel.

Wie hast Du es geschafft, so schnell so gut zu werden?

Den Umstand, dass ich so schnell gut geworden bin, hab‘ ich vermutlich der Tatsache zu verdanken, dass ich mich immer an männlichen Hinterrädern fest beißen musste. Jammern hätte höchstens zur Konsequenz gehabt, dass sie mich nicht mehr mitgenommen hätten. Das Durchbeißen hat sich ausgezahlt. Heute ist es ein Training auf Augenhöhe und ich fahre auch schon mal regelmäßig vorne.

Wie viele Kilometer und Höhenmeter stehen 2016 auf Deinem Tacho?

2016 bin ich so in etwa 15000 km geradelt und hab neben den wunderbaren Stunden in der Natur, tolle, neue Freunde kennengelernt sowie ein neues Hobby gefunden, für das ich brenne.

Welche waren Deine Top-3-Events, die Du 2016 gefahren bist? Das müssen nicht unbedingt die mit den besten Platzierungen sein, sondern die, die Dir am besten gefallen haben.

Es war ein Geschenk, dass ich im Team TOUR mitfahren konnte und dadurch an wunderschönen Veranstaltungen teilnehmen durfte.

Die Transalp mit meinem geduldigen Teampartner Wladi war dabei der Höhepunkt. Super schön war auch die Tour de Kärnten zur Vorbereitung, wenngleich ich diese wegen eines Sturzes nicht ganz glücklich beenden konnte. Die Frühjahrsklassiker in Belgien haben auch was, meist allerdings zu viel Regen… Mallorca 312, das war ein einzigartiges Event. Ja, und dann durfte ich meinen Geburtstag wieder in Bad Dürrheim beim Rothaus Riderman verbringen. Eine Veranstaltung mit ganz besonders viel Herz! Ach und dann wären da noch der Highländer, der Tannheimer Tal Radmarathon und nicht zu vergessen, die vielen gut organisierten RTFs, alles Events die jede Menge Spaß gemacht haben.

Es gibt so unzählig viele schöne Veranstaltungen, dass es mir für dieses Jahr richtig schwer fällt, mich zu entscheiden.

Welche Räder hast Du derzeit im Stall?

Mein geliebtes, erstes Rad, ein Ridley, habe ich vor kurzem an eine junge, ambitionierte Sportlerin abgetreten.

Jetzt wechsle ich zwischen meinem Kuota und dem vom Team TOUR zur Verfügung gestellten Bulls mit Scheibenbremsen und Di2. Damit komm ich alle Berge hoch und auch bei Nässe sicher wieder runter.

Ja, und seit ein paar Wochen steht jetzt ein schneller Flitzer in meinem Rennstall. Ich wollte auch mal mit einer Scheibe fahren.

Für welches Team fährst Du 2017?

Einem Team habe ich mich bislang noch nicht wieder angeschlossen. Es gibt Überlegungen, aber bis jetzt hat mich noch nichts so wirklich überzeugt. Meistens gibt es zu wenige ambitionierte Damen, mit denen man gemeinsam durch die Saison gehen kann. Die Jungs haben eher ihre eigene Ziele und sind unterstützend dann selten verfügbar. Die gesamte GCC Serie möchte ich nicht mehr absolvieren, das allerdings ist der Fokus vieler leistungsstarker Teams. Mal schauen, vielleicht ergibt sich das ja noch ganz spontan, denn schön ist es in jedem Fall, die Leidenschaft im Team zu teilen.

Was sind Deine sportlichen Ziele für dieses Jahr?

Im letzten Jahr lag mein Fokus auf den Langstrecken. In diesem Jahr möchte ich gerne an ein paar Zeitfahr-Events teilnehmen und mal schauen, ob ich auch das kann. Alleine mit meiner Kraft und dem Bike auf kurzer Distanz schnell sein, das ist wieder eine neue Herausforderung.

Wie bereitest Du Dich darauf vor?

Vorbereiten möchte ich mich in diesem Jahr mit Watt-gesteuertem Training und um die optimale Kraft aufs Pedal zu bekommen, werde ich im Januar mein neues Bike mit einem Bikefitting bei iQathletik, optimal einstellen lassen. Anfang Februar geht’s dann schon ins Trainingslager auf die so vielfältige Radinsel Mallorca.

Hast Du ein spezielles Ernährungskonzept?

Erfahrungsmäßig ist es so, dass ich gefühlt jeden Abend eine Tafel Schokolade genieße und ansonsten eher kein Mensch von Fast Food bin, in jedem Fall aber gerne gut und ausgewogen esse und auch den Rotwein genießen kann.

Was liebst Du am Rennradfahren?

Die Faszination am Radfahren ist für mich die schnelle Fortbewegung in der Natur. Es gelingt, sehr viele km in relativ kurzer Zeit zurückzulegen . Ich kann mich fit halten, mich anstrengen und auspowern, mich mit Freunden zur gemeinsamen Ausfahrt treffen, viel Eis und Kuchen essen und es ist mein Ausgleich zum Alltag.

In den letzten zwei Jahren warst Du öfter auf Mallorca. Welcher Teil der Insel gefällt Dir am besten?

Welcher Teil auf Mallorca mir am besten gefällt, kann ich gar nicht wirklich sagen. Die gesamte Insel ist zum Radeln einfach perfekt und einzigartig gastfreundlich für uns crazy Biker. Es ist alles möglich, flach durch die schönen Gärten, schweißtreibende Höhenmeter in den Bergen oder entlang der Küstenstraße mit Blick auf’s Meer, das hat alles was von Sportlichkeit und Genuss. Den besten Ausgangspunkt allerdings finde ich neben Alcudia, die Playa. Die Playa ist ein zentraler Punkt von dem man die gesamte Insel erreichen kann. Außerdem finden wir mit Start vom Ballermann oft tolle Gruppen, die uns mitnehmen. Letztes Jahr durfte ich z. B. bei Markus Westhäuser und dem persis-Team mitstrampeln. Das war echt toll und powerful.

Wo auf Mallorca sollte man als Radfahrer mal gewesen sein?

Naja und was du unbedingt als Radfahrer auf Mallorca kennen musst, ist der Ort Petra. Dort triffst du auch Freunde, mit denen du jetzt nicht wirklich gerechnet hast. Vermutlich gibt es auch dort den besten Mandelkuchen, um bei unserem Thema vom vergangenem März zu bleiben.

Landschaftlich und was für’s Auge ist der Krawattenknoten, runter nach Sa Calobra. Dort haben wir auch das Fotoshooting mit der TOUR gemacht und es sind einzigartige Bilder entstanden.

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