Sportlerkind – ein toller Zufallsfund
Beim Facebook-Surfen stieß ich vor einigen Wochen auf das Buch ‚Sportlerkind‚ von Tommy und Werner Krappweis. Untertitel: ‚Meine Jugend mit Seitenstechen‘.
Der Titel sprach mich sofort an. Mit Seitenstechen hatte ich als Kind beim Sport ständig zu tun, so kräftig und untrainiert ich damals war. Zum Glück war ich kein ‚Sportlerkind‘ wie Tommy Krappweis, dessen Vater Werner erfolgreicher Amateurradsportler gewesen ist. Meinem Vater hingegen war es in meiner Kindheit unwichtig, ob ich sportlich war; zumindest glaube ich das heute. Fragen kann ich ihn ja nicht mehr.
Vielen Dank an den Knaur-Verlag, der mir zwei Exemplare dieses tollen Buches zur Verfügung stellte. Ein Exemplar war für mein Vergnügen und das andere für einen Leser bzw. Leserin meines Blogs.
Gut, dass ich ein Sportlerkind zuhause habe, Philippe, auf den ich ziemlich stolz bin, auch wenn er statt Radfahren lieber Basketball spielt. Philippe verloste das Leserexemplar und Katrin Kretschmer war die glückliche Gewinnerin, die mir umgehend eine Rezension zum Buch geschickt hat.
Katrin und ich bewerten das Buch als unbedingt #lesenswert! Eigentlich ist es die ideale Urlaubslektüre für diesen Sommer.
Vielen Dank an Katrin für die Rezension, die Ihr unten lesen könnt.
Also, nichts wie ab in die Buchhandlung oder einfach hier bei Amazon bestellen :-).
Sportlerkind
Optisch kommt das Werk ja schonmal gut daher. Braune Pappe – sehr vintagemäßig- soll ja gerade in sein, hab‘ ich gehört. Und ein unglaublich schickes Bild vom jungen Tommy Krappweis vorne drauf, das schon direkt aufs Thema einstimmt: Er steht dort gequält mit einem Kinderrennrad.
Denn in ‚Sportlerkind‘ schreiben Tommy und sein Vater Werner abwechselnd über den Versuch des Vaters, Tommy zum Radsport zu bringen, seine ganze Jugend lang. Immer wieder! Auf verschiedensten Wegen! Nicht erfolgreich!
Klingt irgendwie deprimierend, ist aber sehr witzig und kurzweilig zu lesen. Doch wer sind die beiden eigentlich?
Tommy Krappweis kann man durchaus kennen – als Comedian, Drehbuchautor, Regisseur, Autor, Produzent und Musiker ist er unter anderem Erfinder von Bernd dem Brot, war Ensemblemitglied bei RTL Samstag Nacht und ist auch Preisträger des Adolf Grimme Preises. Und auch Bücher hat er geschrieben. ‚Das Vorzelt zur Hölle‘, in dem er gemeinsam mit seinem Vater die gemeinsamen Camping-Urlaube der Kindheit beschreibt, war 18 Wochen in der Spiegel-Bestseller-Liste. Naja und sein Vater war Rennradfahrer. Kein Profi, aber man könnte durchaus mal von ihm gehört haben. Immerhin war er Bayerischer Straßenmeister U19 und SII, sowie Deutscher Meister SII.
Also beste Vorraussetzungen um das Buch zu lesen. Und Claude hat es mir geschenkt – da will man ja auch nicht nein sagen
Es geht um Rennradsport. Eigentlich geht es aber um Familie und um den Wunsch des Vaters, dass der Sohn die eigene Leidenschaft teilt. Werner beschreibt seine immer währenden Versuche, durch Geschenke, durch Technik und durch Motivation seinen Sohn zu einem großen Rennradfahrer zu machen. Und Tommy beschreibt seine Versuche, durch Verweigerung, Stürze und besonders erfolgreichem Verlieren von Rennrädern, diesem Wunsch zu entkommen.
Das Buch ist zum Teil komödiantisch, denn ich glaube niemand kann sich das Lachen verkneifen, wenn Tommy beschreibt wie er verzweifelt nach einem tollen Ostergeschenk sucht und dabei immer und immer wieder an dem Kinderrennrad vorbeiläuft. Das war das eigentliche Geschenk für ihn, aber so gar nicht erstrebenswert.
Manchmal ist es eher ein Ausflug in die Geschichte des Rennrads, wenn Werner Krappweis aus den Nähkästchen des Amateur-Rennradsports plaudert. Und manchmal ist es so herrlich authentisch, dass sich sicher viele Menschen in die Familie Krappweis hinein versetzen können. Die Beschreibung über den Umgang von Eltern mit Kindern und andersherum ist oftmals so typisch und vorhersehbar, dass man nur darüber und über sich selbst lachen kann.
Herrlich erfrischend necken und widersprechen sich die beiden, geben sich eher selten recht und erscheinen doch wie ein tolles Team. Werner schreibt immer noch mit einer solchen Energie übers Radfahren, über Leistungssport, Wettkämpfe und den eigenen Anspruch, dass man sich sofort aufs Rad schwingen möchte. Tommy schreibt so ehrlich und witzig über seine Versuche dem Leistungsdruck des Vaters zu entkommen, dass man an vielen Stellen mit ihm leidet.
Ich hab es gelesen, in einem Rutsch, mitten im Umzug, zwischen Kisten, beim Essen, vor dem Einschlafen und in jeder Pause. Und Zack war es auch schon durch und ich hatte dabei eine Menge Spaß. Ich bin sehr froh, dass mein Vater mir zwar den Radsport nahe gebracht hat, wir aber in unserer Familie mit viel Spaß und ohne Druck bis heute gemeinsam fahren.
Ich kann das Buch nur empfehlen, vielleicht für das nächste Trainingslager auf Malle, abends auf der Liege?
Katrin Kretschmer
Über Katrin:
Katrin Kretschmer, 29 Jahre alt, arbeitet im Management eines sozialen Trägers und macht ansonsten radelnd das Ruhrgebiet auf RTF und Marathonstrecken unsicher.