Offener Brief

Offener Brief an Herrn Verkehrsminister Ramsauer in Bezug auf die Aussage ‚Ramsauer will „Kampf-Radler“ stoppen‘
Lieber Herr Minister Ramsauer,
was Sie hier fordern ist platter Populismus. Statt alle Verkehrsteilnehmer näher zu bringen, stellen Sie sich massiv auf die Seite Ihrer Wähler, den Autofahrern.
Schon heute sind wir Radfahrer das rote Tuch auf deutschen Straßen. Wie oft wird man beim Rennrad-Training grundlos angehupt, geschnitten, abgedrängt oder mit Gesten und Worten beleidigt?
Aggressivität sehe ich jeden Tag bei einigen Autofahrern – nicht nur gegenüber Radlern, aber auch allen anderen Verkehrsteilnehmern. Sprechen Sie da auch von Kampf-Autofahrern?
Ziel einer guten Verkehrspolitik müsste es sein, ins Bewusstsein des Autofahrers zu rücken, dass die Straße nicht nur den Autofahrern alleine gehört.
Darüber hinaus müsste aktiv geltendes Recht umgesetzt werden und Radwege nur als benutzungspflichtig zu kennzeichnen, wo es die Gefahrenlage erfordert.
Diese Radwege müssten dann so instand gehalten werden, dass jeder Radfahrer gefahrlos darauf fahren kann. Das beinhaltet auch das Sauberhalten entsprechender Wege.
Andere Radwege sollten und müssten von der Benutzungspflicht befreit werden. Hier ist aktives Handeln gefragt, Herr Minister. Ich möchte nicht länger in einer ‚juristischen Grauzone‘ radeln, nur weil die zuständigen Stellen Radwege, die als benutzungspflichtig gekennzeichnet sind, nicht aktiv neu aussschildern, sodass die Straßenbenutzung erlaubt ist. Genauso wenig möchte ich vor dem Verwaltungsgericht klagen müssen, nur um die betreffende Kommune dazu zu bewegen, die Benutzung frei zu stellen.
V.a. Rennradfahrer sollten gleichberechtigt die Straße nutzen dürfen, selbst wenn ein Radweg neben der Straße läuft – es sei denn, es handelt sich um eine Gefahrenstelle, wie oben beschrieben.
Als Rennradfahrer bewegt man sich mit Geschwindigkeiten im Straßenverkehr, die mit manchen motorisierten Zweirädern gleichzusetzen sind. Das wissen Sie sicherlich. Niemand würde verlangen, dass motorisierte Zweiräder auf Radwegen fahren müssen. In der Regel werden diese von Kampf-Autofahrern auch nicht bedroht. Wir Radfahrer schon.
Rennrardfahrer sind auf Radwegen übrigens oft stark gefährdet oder gefährden andere. Deshalb gehören Radsportler immer dann auf die Straße, wenn es die Gefahrenlage es zulässt.
Bitte arbeiten Sie daran und polarisieren Sie nicht. Genauso wenig wie sie über Kampf-Autofahrer sprechen, sollten Sie uns Kampf-Radler nennen.
Bezüglich roter Ampeln stimme ich Ihnen übrigens zu. Aber erwecken Sie bitte nicht den Eindruck als würden nur Radler rote Ampeln manchmal missachten.
Herr Minister, auch Radfahrer/Radsportler sind Wähler!
Schöne Grüße
Claude Walter

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