Eschborn-Frankfurt

Nachdem ich im vergangenen Jahr auf der 70-km-Strecke einen Schnitt von 32,5 km/h gefahren war (nicht schlecht für einen Anfänger), wollte ich dieses Jahr eine Schippe drauf legen und unbedingt einen 35er Schnitt raus hauen. Das ‚unbedingt‘ brach mir dann aber fast das Genick. Los ging es um kurz nach neun aus Startblock D. Diesmal sollte ich also nicht das Feld von hinten aufrollen, was mich 2010 viel Kraft gekostet hatte, weil ich in der zweiten Runde oft alleine von Gruppe zu Gruppe fahren musste.
Das Wetter war im vergleich zu 2010 besser, wenngleich nicht optimal. Es war trocken, dafür aber mit 11 Grad relativ frisch und ziemlich windig. Aber Wind macht ja in der Gruppe wenig aus. Nun denn. In einer guten Gruppe ging es vom Start weg relativ flott los und ich habe sicherlich etwas übertrieben, indem ich das Tempo mit ging. Bis Frankfurt rein hatte ich einen 39er Schnitt und sicherlich den Großteil der D-Gruppe hinter mir gelassen. Leider fuhr mir die Gruppe dann aber minimal zu schnell und ich ließ abreißen. Am Ginnheimer Spargel hatte ich aber wieder eine gute Gruppe, mit der ich flott Richtung Oberursel unterwegs war – Puls meist über 170 bpm. Meine Mitfahrer hatten alle eine schwarze Startnummer; waren also auf der 100-km-Strecke unterwegs. Also fuhren sie in Oberursel geradeaus – und ich links. Damit war ich erst einmal alleine auf weiter Flur (2010 lässt grüßen), bis auf vereinzelte 42-km-Fahrer, die bereits im Endspurt auf den letzten Kilometern waren.  Allerdings hatte ich bis dahin immer noch einen 37er-Schnitt auf dem Tacho. An Eschborn vorbei ging es dann wieder Richtung Frankfurt; immer noch alleine. Vor Frankfurt wurde ich dann von einer Vierergruppe aus dem D-Block überholt. Die waren allerdings zu schnell für mich. Einer der Gruppe konnte das Tempo aber auch nicht halten. Der hängte sich dann bei mir ans Hinterrad und gab mir auch eine Weile Windschatten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ging dabei immer weiter runter. Aber ich wollte die 35 ins Ziel retten. Wissend, dass es von Frankfurt nach Oberursel lange bergauf geht, was Zeit kostet, bin ich dann im flachen Frankfurt wieder nach vorne und habe das Tempo verschärft, um Zeit gut zu machen. Der Gegenwind war höllisch und ich merkte bald, dass es ein Fehler war. Langsam wurden die Waden fest und ich hatte Angst einen Krampf zu bekommen. Richtung Oberursel habe ich mich dann mit meinem Leidensgenossen in der Führung abgewechselt. Aber wir waren beide ziemlich blau. Oben in Oberursel angekommen, aber auf einen 35-irgendwas-Schnitt gesackt, haben mich zwei, drei Leute überholt – und ich bin hinterher. So konnte ich meinen Schnitt wieder steigern. Irgendwann waren wir dann auf der Eschborner Straße, auf der es nur noch bergab geht. Zu meinem Nebenmann sagte ich noch ‚jetzt haben wir es geschafft‘ und bin in gutem Tempo weiter gefahren. Dann kam das gelbe 1000-Meter-Schild und drei Leute sind an mir vorbei gefahren. In beherztem Antritt wollte ich mich in deren Windschatten hängen. Tempo 60 hatten wir bestimmt. Da kam er dann, der Wadenkrampf rechts. Mann, was war das ein Schmerz. Treten ging gar nicht und ich musste erst einmal aus dem Klickpedal um den Muskel zu dehnen. Wieder rein ins Pedal und weitere Fahrer überholten mich. Peng, Wadenkrampf links. Ich gab auf. Zum Glück musste ich nur noch ins Ziel rollen. Aber etwa 50 Leute überholten mich derweil. In der Wertungsliste sind 20 Leute mit nur vier Sekunden vor mir, in meiner Altersklassenwertung immer noch 10. Ohne Krämpfe hätte ich also einige Plätze besser da gestanden.
Aber egal; mit Schmerzen im Ziel bekam ich dann beim Absteigen den nächsten Krampf, weshalb ich wohl nicht gleich meine Zeit angehalten hatte. Nach zwei Bananen und einem ersten Foto mit den Freunden von Rennrad FFM habe ich mir dann meine selbstgenommene Zeit angeschaut. Ich war unter 2 Stunden geblieben und hatte einen Schnitt von 35,4 geschafft. Damit war ich dann doch zufrieden.
Noch besser war aber, als ich nachmittags im Internet die offizielle Zeitnahme und meine Platzierung sah:
70. Platz in meiner Altersklasse, 181. Platz insgesamt und ein Schnitt von 36,620 km/h. Außerdem hatten wir mit Rennrad FFM 2 den 10. Platz bei der Teamwertung erreicht (Rennrad FFM 1 wurde 6.). Die Mühen hatten sich also gelohnt.
Schön war das Rennen trotzdem nicht. Aber Schmerzen vergisst man bekanntlich ja schnell – und in 2012 darf ich bestimmt aus Block C starten.

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