Le Tour de France 2018 en passant

Tour de France 2018

Die 105. Auflage der Tour ist gestern auf der Champs-Élysées in Paris zu Ende gegangen. Mit frischen Eindrücken von der Tour de France 2018 sitze ich im ICE von Paris nach Frankfurt und mache mir so meine Gedanken.

Spannung

War die Tour de France 2018 spannend? Zumindest nicht an der Spitze. Team Sky beherrschte die Tour wie gewohnt, nur gab es einen anderen Sieger; den Waliser Geraint Thomas. Geraint ist ein Top-Fahrer und hat den Sieg allemal verdient. Aufgrund der Finanzkraft des Teams hat ein Klassement-Fahrer eines anderen Teams aber nur dann Chancen, wenn es für Team Sky absolut Kacke läuft. „Zu viel Geld vergiftet den Wettbewerb“, schrieb die Liberation heute. Wie sollte man dem begegnen? Mit einem Budget-Deckel? Vermutlich würde man Wege finden, den zu umgehen. Aber einfallen lassen muss man sich was. Irgendwie.
Spannend war es aber trotzdem, denkt man bspw. an die verdammt geile Roubaix-Etappe, die viele am TV verfolgen konnten, weil sie an einem Sonntag ausgetragen wurde.
Tragisch-spannend war das „Aussortieren“ der Sprinter. Wobei es sicher etwas arg war, was in den Bergen abverlangt wurde. Das Zeitlimit sollte ggf. im nächsten Jahr etwas ausgeweitet werden. Andererseits, wenn ein Lawson Craddock mit gebrochener Schulter im Zeitlimit über die Berge kommt, warum nicht ein …?

Froome

Nach seinem Freispruch hatte ich gesagt, dass ich ihn während der Tour nicht beachten werde. Wäre er gestern im gelben Trikot auf der Champs durchs Ziel gerollt, hätte ich aber im Strahl gekotzt – und mit mir tausend andere. Da bin ich mir sicher.
Das dürfte auch dem Sponsor Sky klar gewesen sein. Durfte Froome deshalb nicht gewinnen? Bitte versteht mich nicht falsch. Geraint Thomas ist ein würdiger Sieger. Aber ein Geschmäckle hat die Sache für mich.
Sky, der Geldgeber, pumpt ne Menge Kohle in das Team. Ein erneuter Tour-Sieg Froomes, v.a. nach dem unerwarteten Freispruch, hätte nicht nur negative Auswirkungen auf das Ansehen des Radsports oder die Tour de France gehabt. Auch der Namessponsor wäre in Mitleidenschaft gezogen worden. Da bin ich mir sicher.

Doping

Im Zusammenhang mit Froome sind wir indirekt auch wieder beim Thema Doping. Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass das Team Sky, allen voran Froome, unter Dopingverdacht, fährt. Allerdings drängt sich (mir) der Eindruck auf, dass es das Team Sky ganz besonders versteht, die Grenzen des Legalen 100% auszuloten. Und schießt man aus Versehen darüber hinweg, ist die Macht des Geldes so stark, dass mit exzellenten Anwälten und medizinischen Gutachten einiges machbar ist. Genau wie beim Team-Budget ist hier die Frage, wie man dem entgegen treten kann. Es kotzt den ehrlichen Sportler genauso an wie den Fan.
Übrigens bin ich ganz fest der Meinung, dass im Profiradsport viel weniger gedopt wird, als in anderen Sportarten. Gut, Vergleichen macht keinen Sinn. Es ärgert mich aber, dass v.a. beim Radsport die Doping-Sau durchs Dorf gejagt wird, die beim Fußball (Achtung Wortspiel) keine Sau interessiert.
Dass Anstiege wie der nach L’Alpe d’Huez in der heutigen Zeit langsamer bezwungen werden, als zu den Hochzeiten des EPO-Dopings, lässt sich leicht an Zahlen belegen. Das interessiert aber weder Presse noch (nicht Radsport-interessierte) Öffentlichkeit.

Was ich geil fand

  1. John Dege Degenkolbs geilen Ritt nach Roubaix und die emotionalen Momente nach dem Etappensieg.
  2. Johns zweiten Platz beim Finale der Tour de France 2018 in Paris. Auch wenn einer stärker war. John hat mit diesem zweiten Platz bewiesen, dass er wieder ganz der Alte ist. Sein Tour-Auftritt war konstant stark.
  3. Der 25. Gesamtplatz von Simon Geschke. Der Simoni hat mich echt beeindruckt. Saustark gefahren. Bedenkt man, dass er als Helfer bei Sunweb Tom Dumoulin unterstützt, nicht immer so durfte, wie er gekonnt hätte …
  4. Taylor Phinney, der trotz gebrochener Nase in Paris ankam und auf den ersten Runden in der Ausreißergruppe war. Mann, was habe ich den auf der Champs angefeuert. Irgendwann war er dann aus der Spitzengruppe raus – und in der nächsten Runde wieder drin. Chapeau! Auch wenn er am Schluss durchgereicht wurde. Das war schon eine geile Show. Mit blauer Nase vorne dabei. Das muss doch bei jedem Pflasterstein in der Nase geschmerzt haben, so wie das Pavé einen durch rüttelt.
  5. Lawson Craddock. Der Mann mit der roten Laterne. Letzter von der ersten, bis zur letzten Etappe. Aber großartig, dass er durchgehalten hat. Mit gebrochener Schulter seit Etappe 1, jeden Tag wieder aufs Rad, jeden Tag spontan durch seine Ankunft Spenden gesammelt. Der ist ein verdammt geiler Sack!
    Interessant, dass gerade das Fußballmagazin KICKER ihm einen Artikel würdigt. Bedenkt man, wie Neymar sich bei der WM gewälzt hat …
  6. Peter Sagan. Aber den finde ich eigentlich immer geil.
  7. Tom Dumoulin. Klar, der einzige, der noch Siegchancen hatte. Sunweb hat schon ein gutes Team zusammen, hätten sie aber ein Team auf Augenhöhe mit Sky, wäre Tom mein absoluter Favorit für 2019.

Was ich weniger geil fand

Nun, einiges habe ich oben schon geschrieben. Am wenigsten geil fand ich bei der Tour de France 2018 aber, dass ich arbeitsbedingt viel zu wenig von der Tour de France 2018 im TV sehen konnte.
Gut, die spannende 9. Etappe fand an einem Sonntag statt. Aber die anderen Hammer-Etappen waren alle unter der Woche. Warum kann man das nicht anders legen. Warum geht es nicht samstags oder sonntags rauf nach Alpe d’Huez. Da könnten viel mehr Radsportfans vor dem Fernseher hocken, nachdem man vormittags selbst auf dem Rad war. Darüber sollte die A.S.O. echt mal nachdenken.
Wenig geil war auch, wie André Greipel direkt nach der Tour von seinem Team Lotto Soudal aussortiert wurde. Wenig geil fand ich außerdem das ingesamt bescheidene Auftreten des Teams Katusha Alpecin. Mann, Mann, Mann, da hat wohl mehr nicht gestimmt als nur die absolute Form von Marcel Kittel. Das ist so schade!

Zum Schluß

… weil ich gerade daher komme und jedem einen Besuch bei der Tour de France 2019 empfehlen möchte.

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