Change? Eurobike verlor sich im Konzept!

Time for Change?

Die Eurobike 2018 ist seit einer Woche Geschichte. Geschichte ist auch das „neue Konzept“ mit neuem, frühem Datum und dem gestrichenen Publikumstag. Wer nichts ändert, verliert auf Dauer, das ist klar. „Change“ ist in der Regel positiv. So wollte die Messe Friedrichshafen ihr Produkt „Eurobike“ einer (vermeintlich) veränderten Nachfrage anpassen, um für die Kunden (Aussteller) attraktiver zu sein.
Chinesische Kleinteilezulieferer brauchen anscheinend einen früheren Termin im Jahr. Große Radmarken wollen die Modelle des kommenden Jahres aber nicht schon Anfang Juli zeigen, wenn die aktuellen Modelle noch beim Händler im Laden stehen. Sobald die Nachfolgemodelle vorgestellt werden, sind die aktuellen Modelle nicht mehr aktuell. Rabattaktionen schon im Juli? Daran kann niemandem in der Branche gelegen sein.
Offenbar hat die Messe bei den Ausstellerumfragen 2017 den Fehler gemacht, die Stimmen aller Aussteller gleich zu gewichten. Die Masse der Kleinteilezulieferer hat sich so gegen die großen Radmarken durchgesetzt, die man auf der Ausstellungsfläche braucht, um als Leitmesse zu gelten.
Was für den Termin galt, galt auch für den Publikumstag. Dass asiatische Zulieferfirmen keine Lust haben, am Publikumstag Eier schaukelnd den Stand offen zu halten – jeder Messetag kostet die Aussteller Geld – kann ich verstehen.
Firmen wie Storck, Lightspeed oder bspw. Radreiseveranstalter brauchen aber den Kontakt zum Endkunden – selbst auf der Eurobike.
A propos „Publikumstag“. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass die ortsansässigen Händler seit Jahren gegen den Endkundentag Sturm laufen. Zu oft (?) kam es wohl vor, dass Endkunden aus dem Einzugsbereich am letzten Tag der Eurobike ein Messemodell mit viel Rabatt abstaubten, statt im Radladen vor Ort zu kaufen. Ob das wirklich so war, und ob die ortsansässigen Händler das nachweisen können, kann ich nicht sagen. Mir hat noch nie eine Radmarke am letzten Tag ein Fahrrad zum Messepreis angeboten.
Jedenfalls kam 2018, was kommen musste. Eine Eurobike ohne Endkundenbeteiligung – auf drei Tage gekürzt. Viele Aussteller kehrten der Messe den Rücken. Im Außenbereich der Messe (Freifläche) war es so leer wie nie. Aber auch die Fachbesucher kamen nicht in der erhofften Zahl, wie in den Jahren zuvor. Eigentlich herrscht in den Messehallen absolutes Radfahrverbot. Schließlich ist es in den Gängen zu eng. 2018 war Radfahren in den Messehallen aber unproblematisch. Zwar immer noch verboten, donnerte ich mit meinem Tern Falt-Renner durch die Hallen, von Termin zu Termin, ohne irgend jemandem über die Füße gefahren zu sein.
Dass neben den großen Marken auch die Stars fehlten, weil parallel die Tour de France ausgetragen wurde, ist ein weiterer Grund, warum man über den frühen 2018er Termin nur den Kopf schütteln konnte.

Change 2019

Dass die Eurobike mit dem neuen Konzept mittelfristig am Ende ist, war der Messe Friedrichshafen wohl seit geraumer Zeit klar. Deshalb hatte man bereits vor der Eurobike 2018 verkündet, 2019 den Publikumstag wiederauferstehen zu lassen. Auch der frühe Juli-Termin wurde „teilkorrigiert“. Statt Anfang Juli sollte die Messe 2019 Ende Juli/Anfang August über die Bühne gehen. Zum Termin gab es aber weiterhin Kritik. Immer noch zu früh, meinten diejenigen, die aufgrund des Termins 2018 weg geblieben waren. Außerdem ist eine Messe während der Sommerferien  in einer Urlaubsdestination wie der Bodenseeregion eine Katastrophe, was die Übernachtungsmöglichkeiten betrifft. Welcher Vermieter will schon seine Ferienwohnung in der Hauptsaison tageweise, bzw. von Dienstag bis Sonntag vermieten, wo er doch wochenweise kann?
Ob das schließlich der Grund war, den Termin kfr. wieder in den September zu verschieben? Keine Ahnung. In jedem Fall ist es m.E. die richtige Entscheidung, um die Eurobike als Leitmesse zu retten. Andere Messestandorte (bspw. München), scharren nämlich mit den Hufen und hoffen, dass die Eurobike Friedrichshafen bald am Ende ist. Bei der Outdoor hat man es schon geschafft. Nun warten wir mal ab.

A propos

Ich konnte 2018 trotzdem viel anschauen und habe noch einige Themen im Köcher, über die Du in den nächsten Tagen und Wochen lesen wirst. Allerdings fehlte auch mir der Publikumstag. Nicht unbedingt wegen des Publikums. Aber am Publikumstag hatte ich in der Regel keine Termine mehr und konnte mich u.a. voll aufs Probefahren konzentrieren.

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