Auto-Bild-Hetzer

Auf Seite 39 der Auto Bild vom 6. Oktober ist großformatig ein „Finger zeigender“ Radfahrer abgebildet; passend zum Thema offenbar ein Kampfradler.

Bildunterschrift
Gestensteuerung:
Ein Radler zeigt deutlich, was er von dem Auto-
fahrer neben ihm hält

Nun, Damen und Herren (sicherlich mehrheitlich Herren) der Autobild-Redaktion:

Der hier ist für Euch!

Bildunterschrift
Gestensteuerung:
CyclingClaude zeigt deutlich, was er von der Auto-
Bild-Redaktion hält

Elende Hetzer

Ihr elenden Hetzer  habt es echt nicht anders verdient. Was hat Euch geritten, mit so einem Titel aufzumachen?
„DIE RADFAHRER SPINNEN – Sie treten, spucken, pöbeln. Sie rasen ohne Helm und Licht. Sie klauen uns die Straße. Sind Radfahrer wichtiger als wir Autofahrer?“
Steht es mit Eurer Auflage so schlecht, dass Ihr gewissenlos den Kampf auf der Straße anstachelt?
Von Seite 38 bis 45 – so wichtig ist Euch das Thema – wird pauschalisiert und gehetzt, dass es kracht. Aus Sicht der Autofahrer und der Fußgänger (seit wann sind die cool für Euch?) wird der Radfahrer nieder gemacht. U.a. von selbst ernannten Verkehrsexperten.
Natürlich gibt es Spackos unter den Radfahrern; unbenommen. Ihr stellt es aber so dar, als wenn das was Ihr schreibt nicht nur an der Tagesordnung wäre, sondern von den allermeisten Radfahrern so gelebt würde.

Damit macht Ihr Radfahrer zum Freiwild auf der Straße!

Ihr kennt sicher den Durchschnitts-IQ Eurer Leser. Was glaubt Ihr, passiert nach dem Lesen Eures Schundartikels?
Der motorisierte Mob fühlt sich im Recht, noch mehr im Recht als sonst. Der motorisierte Mob hupt, schneidet und spielt noch mehr den Oberlehrer bzw. Verkehrserzieher. Blöd nur, dass die selbsternannten Oberlehrer die Verkehrsregeln meist weniger kennen als der Papst ’nen Puff von innen. Aber egal. Mit Eurem Artikel haben sie nun einen Freibrief. Den werden sie ziehen. Der reicht als Legitimation.

Wie viele Radfahrer werden nun zusätzlich vom motorisierten Mob umgenietet, nur weil Ihr ihn aufgegeilt habt?

Da hilft auch nicht die Seite 42, wo der radfahrende Auto-Bild-Redakteur Frank Rosin devot erzählt, wie er sich aus allem raus hält, weil er immer freundlich, zurückhaltend und vorausschauend Fahrrad fährt.
Die Seite liest der gemeine Auto-Bild-Leser sowieso nicht. Dafür sorgt schon die fette Überschrift, die 1/3 der Seite einnimmt: „DAS MACHT DEN RADFAHRER WÜTEND!“
Was sollte Eure Leser auch interessieren, was den Radfahrer wütend macht? Deshalb hat sich Herr Rosin dann auch gar nicht die Mühe gemacht zu schreiben, was den Radfahrer wütend macht. Stattdessen schreibt er vom Stress auf der Straße, den sich Autofahrer gegenseitig machen, mit dem er jedoch als zurückhaltend devoter Radfahrer nichts zu tun hat.
Danke, Herr Rosin. Gut gemacht. In der Redaktionssitzung einen Auftrag bekommen, die Hacken zusammen geschlagen und brav geliefert.
Die Kollegen der Bike-Bild schämen sich heftigst fremd, vermute ich.

Unglaublich

Unglaublich, liebe Leser, was im Artikel drin steht. Bspw. wird der „renommierte Publizist“ Harald Martenstein zitiert, der „in Berlin selbst gern auf dem Rad unterwegs“ ist, und deshalb anscheinend automatisch eine gewisse Qualifikation besitzt, seinen Senf als Experte dazu zu geben: „Fahrradfahrer sind eine Wespenplage – sie werden regelrecht wild, wenn man ihre Kreise stört.“



Auf die Palme bringt mich die folgende Passage: „Kein Vegetarier würde vor einem Steakhouse wutentbrannt mit Bananen auf Gäste werfen. Warum also hämmern einem Fahrradfahrer bei voller Fahrt aufs Autodach, während man sie überholt?“
Hauke Schrieber – so der Verfasser der Hetze – scheint gar nicht kapiert zu haben, was er da schreibt. Erstens würde ein Fahrradfahrer keinem Auto aufs Dach hauen, das einen bei voller Fahrt überholt. So bescheuert ist niemand; einfach zu gefährlich. Zweitens aber, lieber Herr Hauke Schrieber, wenn ein Auto so überholt, dass man mit Armlänge aufs Dach kommt, dann hat das Auto viel zu dicht überholt. Reflektieren Sie das bitte mal.
Nun, ich könnte noch einiges aus dem Artikel zitieren, würde damit aber vielleicht das Urheberrecht verletzen. Das möchte ich nicht.
Stattdessen mein Rat, liebe Leser:  Nicht kaufen, aber nehmt das Schundblatt beim nächsten Supermarktbesuch einfach mal in die Hand und riskiert ein Auge. Aber Vorsicht! Bitte nicht vor’s Zeitschriftenregal kotzen. Das kann nämlich schnell passieren.

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