Votec VRX G Pro – Gravel Rocker

Ich muss zugeben, als ich vor etwa einem Jahr das neue Votec VRX G Pro von Guilty76 Presidente Flo Jöckel sah, kam schon etwas Neid auf.
Gerade hatte ich ein hochwertiges 29er Hardtail gekauft und wusste, dass ein Gravel-Bike für mich als Rennradfahrer die bessere Entscheidung gewesen wäre.
„Schön blöd“, wirst Du nun sagen, „hättest Du Dir halt einen Crosser gekauft“.
Ganz so einfach ist es aber nicht. Schließlich sind waschechte Crosser fürs Gelände gebaut, wogegen Gravel-Bikes bzw. Gravel-Grinder für den Mischeinsatz auf Straße und unbefestigten Wegen konzipiert sind. Gravel-Bikes haben darüber hinaus eine wesentlich komfortablere Geometrie, verglichen mit einem Crosser.
Vor genau einem Jahr, als ich mein Hardtail bestellte, wusste ich einfach zu wenig über „Gravel-Grinder“. Die Ahnungslosigkeit versuchte ich im Sommer hier aufzuarbeiten.

Votec VRX G Pro – der Gravel Rocker

Ausgiebig testen durfte ich das Votec VRX G auf der Eurobike, als ich für zwei Stunden in den Wäldern um das Messegelände verschwunden war.

Viele schicke Fotos hatte ich damals gemacht, die nach der Reise leider im Datennirvana verschwunden waren. Nur das o.a. Foto war übrig. Leider war damit auch die Lust auf einen schönen Blogbeitrag verflogen … bis gestern.
Gestern war ich nämlich bei Ganesh, einem Leser meines Blogs, der sich ein Votec VRX G bestellt hatte.
Votec ist eine Marke von Internetstores. Die Räder gibt es nur online, entweder bei fahrrad.de oder bruegelmann.de.

Endmontage

Ganesh hatte bei fahrrad.de bestellt und erhielt, versendertypisch, eine große Kiste mit einem Bike, das sich nach Endmontage sehnte.
Um das Rad zum Leben zu erwecken, mussten Sattel, Sattelstütze, Lenker und Vorbau justiert und festgezogen werden. Außerdem war das Vorderrad einzubauen – dank Steckachse ein Kinderspiel.
Zusätzlich waren Pedale und Flaschenhalter zu montieren, die natürlich nicht im Lieferumfang des Rads enthalten sind.
Gut, wenn man Fett und Montagepaste zur Hand hat. An geeignetem Werkzeug sollte es bei der Montage auch nicht fehlen. Das hatte ich alles dabei.
Positiv überrascht war ich, dass Votec einen passenden Drehmomentschlüssel beigelegt hatte. Zwar ist er manuell und kein teures Modell, aber damit kann man schon sehr genau die gewünschten Anzugsdrehmomente aufbringen. Außerdem legt Votec Reifendichtmilch und Ventile bei, um das Rad bei Wunsch auf „tubeless“ umrüsten zu können. Das ist top, Votec!
Nach einiger Feinabstimmung war Ganeshs Votec VRX G montiert und an Ganesh angepasst.

Ganesh hatte sich für einen 54er Rahmen entschieden. Entsprechend „komfortabel“ ist die Sitzposition. Wahrscheinlich wird er in den nächsten Wochen den Gabelschaft kürzen lassen, damit er etwas Sattelüberhöhung bekommt.

Exkurs Fahrradgeometrie

Schaut man sich die Geometriedaten des VRX G an, hätte ihm ein 51er etwas besser gepasst, bzw. eine sportlichere Sitzposition ermöglicht.

Wichtig für die Auswahl des richtigen Rahmens sind Stack und Reach, nicht aber Oberrohr- oder Sitzrohrlänge, wie einen die vermeintlichen Radexperten auf Facebook gerne glauben lassen.
Grob gesagt beschreibt Reach die „Länge“ des Fahrrads und Stack die „Höhe“.
Vergleicht man beim Votec VRX G Pro die Werte des 51er und 54er Rahmens stellt man fest, dass der 51er nur unwesentlich kürzer als der 54er ist.
Reach 377 zu 380 bedeutet, man sitzt bei sonst gleicher Einstelltung des Sattels auf dem 54er nur 3 mm gestreckter.
Stack 564 zu 588 sagt uns, dass die Sitzüberhöhung beim kleineren Rahmen 2,4 cm größer ausfällt.
Woran liegt das? An den unterschiedlichen Werten von Sitzwinkel und Lenkwinkel.
Deshalb kaufe niemals ein Rad bspw. nach Oberrohrlänge, nur weil diese bei einem anderen Rad „gepasst“ hat.
Kennst Du aber Stack- und Reach-Werte, bei denen Du Dich wohl fühlst, kannst Du immer bewerten, ob ein Rad zu Dir passt, bzw. welche Rahmengröße Du wählen solltest.

Zurück zum VRX G

Bis auf die Carbon-Gabel ist das VRX G ein Alu-Rad. Da werden komfortverwöhnte Rennradfahrer die Nase rümpfen. Braucht man aber nicht! Ein Alu-Rennrad ist nicht mit einem Alu-Gravel-Grinder vergleichbar.
Auf seiner 35 mm breiten Schwalbe G-One Gravel-Bereifung, die man mit max. 2,5 bis 3 bar fährt, rollt das Votec VRX G „smooth as silk“. Dank seiner Geometrie macht es auf der Straße einen agilen Eindruck, im Gegensatz zu manchem Crosser, der geometriebedingt träger wirkt.
Insgesamt ist das Rad überdurchschnittlich ausgestattet. Gebremst wird mit hydraulischen Scheibenbremsen der SRAM Rival Gruppe, die mit 160-mm-Scheiben sehr gut verzögern.
Die Laufräder des 2016er Modells kommen von DT-Swiss. Das 2017er VRX G hat SRAM Roam 40 verbaut.
Ansonsten scheint es bis auf die Farbe (2017 in blau/schwarz) keine nennenswerten Änderungen bei den Modelljahren zu geben.
Auch 2017 kommen Sattelstütze, Vorbau und Lenker von Zipp und der Sattel von Ergon.
Gleiches gilt für die Schaltung, die ich persönlich hoch interessant finde. Das Votec VRX G kommt nämlich mit einer SRAM Rival 1×11 daher. Es gibt also vorne nur ein Kettenblatt, ein 44er, und hinten ist eine 11fach-Kassette mit 10-42 Zähnen verbaut.
Zunächst war ich skeptisch, ob 1×11 für mich was ist. Nach zwei Stunden in Friedrichshafen konnte ich die Frage mit einem klaren ja beantworten.
Auch als ich gestern Ganeshs Rad Probe gefahren bin, habe ich den vorderen Umwerfer bzw. 2fach nicht vermisst.
Preislich liegt das Votec VRX G Pro übrigens bei freundlichen 1699 EUR, trotz guter Ausstattung.

Votec VRX G in der Roadbike

In der aktuellen Ausgabe der Roadbike wurde das VRX G 2017 mit gut getestet. Als Minus wurde jedoch die 1×11-Schaltung gewertet: „Mit seinen 35 mm breiten Reifen und der Sram-Schaltung mit nur einem Kettenblatt ist es ganz sicher nichts mehr für auf Vielseitigkeit achtende Tourenfahrer … Doch das Testrad ist andererseits längst nicht so eingeschränkt, wie man vermuten würde“, schreibt Roadbike.
Wenn die 1×11-Schaltung das Rad also gar nicht so einschränkt, wie man vermuten würde, wäre das für mich ein positiver Aspekt – und genau so habe ich das Rad erfahren bzw. erradelt. Deshalb hätte ich irgendwann gerne auch so ein Teil!

Foto: Roadbike 03/2017

Wer mehr darüber lesen will, sollte sich die neue Roadbike zulegen. Testsieger dort wurde übrigens ein Rad von Rose, das mit 2099 EUR ganze 400 EUR teurer als das Votec ist. Darüber hinaus hat das Rose eine sehr sportliche (lange) Sitzposition, was verrät, dass das Rose eigentlich ein Crosser ist, der als Gravel-Bike vermarktet wird. Also genau nicht, was ich suche. Das sieht man auch am Namen: Rose Xeon CDX Cross 2000.

Fazit

Das Votec VRX G Pro ist ein Gravel Bike, wie man es sich wünscht.
Das sieht der Guilty76 Presidente übrigens genauso. Für meinen Artikel im Sommer 2016 hatte er das Votec treffend beschrieben:
„seit ich dieses bike habe, verstaubt mein rennrad. im ernst. ein super bike fuer alle terrains. wenn wochenends die promenaden zu voll sind, ballern wir einfach im wald an denen vorbei …“, erklärt Florian. „wenn ein bike den namen rock n roll verdient hat, dann ein gravel bike.“
Was soll ich sagen, Flo Jöckel hat recht!

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