Everesting Brocken 2016

Everesting Brocken – Klettern  für www.kinderhilfe-ev.de

Veranstaltet vom RSC-Großbeeren

Gastbeitrag und Gastvideo von und mit Matthias Schmitt

Bremen, Samstag 2 Uhr in der Früh, eigentlich keine Zeit das Rennrad aus dem Keller zu holen und ins Auto zu verfrachten – eigentlich!
Am 28. Mai sollte diese aber anders sein. Da hieß aus auf zur „Mission Everesting – Spenden durch Höhenmeter“.
Viele werden sich nun fragen „Everesting – was ist das überhaupt?“. Beim Everesting geht es darum, innerhalb eines Tages an einem Anstieg die Höhenmeter des Mount Everest (8848m) mit dem Rad zu erfahren.
Dieses Jahr veranstaltete der RSC-Großbeeren zum ersten Mal so ein Everesting und kombinierte dies mit einer Spendenaktion zugunsten der Kinderhilfe. Bei dieser suchte jeder Fahrer vorab Sponsoren , die bereit waren pro Auffahrt einen gewissen Betrag zu spenden.
Als ich davon hörte, war ich sofort Feuer und Flamme für die Idee und konnte auch einige Bremer Mitstreiter dafür begeistern (Sören, Bernhard, Dennis und Rene).
links nach rechts Matthias, Bernhard und rene
Durch meinen Besuch beim Alpecin Giro d`Italia day in Bielefeld konnte ich Alpecin Cycling als Sponsor für die Aktion gewinnen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanken!
So kam es also, das Sören mich nach nur dreistündigem Schlaf Samstag um 2 Uhr in der Früh einsammelte und wir uns gemeinsam auf die 260 Kilometer weite Anreise in den Harz begaben.
Die Fahrt selbst verlief außer einem Kaffeestop und einem kurz vorm Ziel über die Straße wechselnden Reh unspektakulär. Dank leerer Autobahn sehr entspannt und mit fast planmäßigem Eintreffen in der diesigen, kalten, grauen Schierker Dämmerung um kurz nach 5.
Außer uns waren noch ein paar andere Fahrer und Kay vom Veranstalterteam vor Ort bzw. seit 4 Uhr auf der Strecke. Also schnell ausgeladen, die zwischenzeitlich ebenfalls eingetroffenen Kollegen Dennis und Rene begrüßt, die Räder montiert und die erste Auffahrt angegangen.

Der Brocken – ist schon ein Brocken

Da ich schon mehrmals in der Vergangenheit die Gelegenheit hatte den Brocken befahren zu dürfen, wusste ich sehr genau was mich erwartet. Die ersten zwei Kilometer wiegt er den Fahrer mit nur 1-3% relativ gerader Strecke durch einen schönen Tannenwald in Sicherheit und verleitet dazu das Tempo zu forcieren. Bevor es nach der ersten Haarnadelkurve ganz plötzlich auf 5-7% anzieht und bis zur Holzbrücke über einen kleinen stetig plätschernden, felsigen Bergbach  mit einer Spitze von 10% das Niveau zu halten.

An dieser Stelle schlägt der Weg wiederum einen rechten Haken um dem Fahrer mit einer gemächlichen 2-3% Steigung eine Verschnaufpause und die Chance zu geben den Wald und  den jetzt an manchen Stellen schon beeindruckenden Ausblick auf das Tal zu genießen.
Danach kreuzt man das erste Mal das Gleisbett der dampfbetriebenen Brockenbahn. Hat man das Glück sie bei ihrer Vorbeifahrt zu erwischen, bietet  sie ein wunderschönes, nostalgisches Postkartenmotiv.
Kurze Zeit später taucht nach einer scharfen Linkskehre der erste wirklich schwere Teil der 10 Kilometer auf. Ca. 500m die es mit in der Spitze um die 16% in sich haben.
Der Kurs flacht danach für eine Erholungspause und 200m Abfahrt in eine leichte Senke kurz ab, um den Puls sofort wieder in einer rechts/links Kehre und 10-14% in den roten Bereich zu treiben.
Vor dem brutalen Schlussanstieg darf man sich auf angenehmen (3-7%) etwas erholen, bevor es nach dem zweiten Bahnübergang und Überwindung der natürlichen Baumgrenze nochmals für 1200m mit 7-15% richtig zur Sache geht.

Nach ca. 9,8 Kilometer wird man auf dem Gipfel bei gutem Wetter mit einem grandiosen Rundumblick auf die im Mai mit zahlreichen Rapsfeldern gelb gesprenkelte Landschaft belohnt.

Unser Kampf gegen den Berg

Bei der ersten Auffahrt an diesem Tag wurde uns dieser Blick leider verwehrt. Der Tag startete grau, schmuddelig, kalt. Zusammen mit der Uhrzeit kein angenehmer aber durch die Einsamkeit des Weges und die Friedlichkeit des Waldes eine ganz ungewohnte Brockenerfahrung.
Dazu setze nach der Hälfte des Weges leichter, stetig stärker werdender Regen ein, der den Fahrern (die Teilnehmer mit Ziel die 18 Auffahrten und 8848 hm zu schaffen waren schon seit 4 Uhr (!!!) auf der Strecke) der die Fahrer auf der bis zu 70 km/h schnellen Abfahrt bis auf die Knochen durchweichte. Und dadurch teils  zu blauen Lippen und zitternden Gliedern führte.
Mental und von den Bedingungen waren solche Umwelteinflüsse der denkbar schlechteste Start in so ein Event. Und nicht nur ich dachte zu diesem Zeitpunkt das eine oder andere Mal ans Aufgeben, würden sich der Wettergott weiter gegen uns verschwören.
Die Meisten bissen aber eisern die Zähne zusammen und versuchten die Abfahrten den Umständen entsprechend schnell hinter sich zu bringen, um sich beim Anstieg wieder warm fahren zu dürfen.
Sören und ein anderer Fahrer hatten dazu noch einen ihnen sehr milde gesonnene Schutzengel, als Sören in der Abfahrt eine Speiche riss und der Mitstreiter gleich an beiden Laufrädern Platten an seinen Schlauchreifen verzeichnen durfte. Beide kamen glücklicherweise mit dem Schrecken und nur dem Materialschaden davon. Für alle waren diese Stunden wohl der absolute Tiefpunkt des Tages.
Wie sagt man so schön: „Wenn es dicke kommt, dann richtig.“
Petrus hatte bei der dritten Auffahrt aber langsam ein Einsehen und bewies ein Herz für den guten Zweck der Veranstaltung.
So wich der Regen nach und nach einem ,erst den Wald mit den moosbedeckten, uralten Felsen und den Tannen in eine beinahe mystische, märchenhafte Szenerie tauchenden Nebel.  Gefolgt von  durch die Wipfel brechenden Sonnenstrahlen, die meinerseits mit einer sofortigen Stimmungsaufhellung und spontanem Jubelruf begrüßt wurden.
Wieder unten angekommen gab es mit dem mittlerweile eingetroffenen Bernhard erst einmal ein großes Hallo und wir starteten gemeinsam mit Sören in seinen ersten Anstieg.

Außerdem hatten die freundlichen Damen des RSC-Großbeeren ein sehr ansehnliches, leckeres Kaffee und Kuchenbuffet (mmh Käsekuchen!). Auch die Versorgung mit Energiergels und -riegeln war gesichert, dank des Sponsors Radhaus Berlin Lichterfelde.

Das aufklarende Wetter lockte nun auch die ersten Wanderer und einige weitere Everesting Fahrer auf die Strecke. Alles aber noch in Maßen.
Oben angekommen gönnte ich mir eine kurze Verschnaufpause, nach der ich Bernhard zu seinen für sein Alter und sein Systemgewicht absolut respektablen 37 min für seine Brockenpremiere gratulieren konnte. Chapeau! Wirklich klasse Leistung!
Mittlerweile, es dürfte ca. kurz vor 10:30 gewesen sein, wurde der Publikumsverkehr nach und nach immer stärker und damit nervender. Es macht im Besonderen auf dem Weg nach unten und an den sehr steilen, im Grenzbereich zu fahrenden Abschnitten keinen Spaß Fußgängern auszuweichen oder sie aus dem Weg rufen zu müssen, wenn diese wie (Zitat eines Mitfahrers) „Schützenlinie vorwärts“, in einer Reihe laufend, den ganzen Weg blockieren.
Da die Mehrheit dieser Spezies aber entweder die Brockenbahn nimmt oder auf den quer den Berg hochlaufenden, per Pedes direkteren Wanderwegen verkehrt, ist dies nur auf den finalen 2000m ein nicht zu ändernder, immenser Störfaktor.
Ab Anstieg Nummer Fünf wurde es für mich auch langsam schwerer und die sehr kurze Nacht machte sich bemerkbar. An den steilen Teilstücken musste ich darum gut kämpfen, die Beine brannten schon ordentlich und der Puls war um ca. 10 Schläge höher als noch am Morgen. Gut, dass der Brocken wie beschrieben immer mal wieder ruhigere Stellen und relative Erholungsmöglichkeit erlaubt.
Mein Gesichtsausdruck glich stellenweise wahrscheinlich dem von Jens „The Jensie aka Mr. Shut up legs!“ Voigt. Aber dank stetiger Gelzufuhr alles noch halbwegs im Rahmen und kein Grund abzubrechen.

Um 15:20 Uhr beendete ich meine siebten und für den Tag leider letzte Abfahrt, da Bernhard (Sören musste wegen eines Termins viel früher los) um spätestens 17 Uhr die Heimreise antreten und ich vorher noch in der örtlichen Jugendherberge duschen und mich ein wenig mit den anderen Teilnehmern unterhalten wollte.
Nach so einem Tag muss man nicht auch noch mit Stress auf die Heimreise starten. So gönnte ich mir endlich ein paar Stücke Kuchen und leckeren Kaffee und plauderte später bei einer runden bleifreiem Weizen mit den ebenfalls den Tag abschließenden Kollegen Bernhard, Dennis und Rene.
Der Tag war trotz des katastrophalen Startes für alle schweißtreibend, schön, mit Höhen und Tiefen, aber eine tolle Erfahrung.

Ein voller Erfolg

Für den RSC-Großbeeren und die Kinderhilfe war die Aktion ein voller Erfolg. Nach ersten Hochrechnungen konnten mindestens 8000 € erfahren werden. Dabei wurden durch die 41 Teilnehmer 262 Auffahrten, 131.000 Höhenmetern und 2550 km absolvier.
Insgesamt 15 „Everest Besteigungen“ und zwei Finisher.
Darum möchte ich besonders dem Team des RSC für die Idee, die super Betreuung, das Engagement, Alpecin Bielefeld, allen die Teilnehmer unterstützenden anderen Sponsoren und meinen Kollegen Sören (fünf Auffahrten), Bernhard (vier Auffahrten), Dennis (drei Auffahrten) und Rene (acht Auffahrten) für die Teilnahme danken.

Ganz großen Respekt auch an die zwei Fahrer die eisern alle 18 Auffahrten und die 8848 hm durchgezogen haben. Was ich gehört habe, waren die noch bis 22 uhr auf der Strecke. Wahnsinnsleistung!

Die beiden echten Everester vom Brocken 2016

Sollte das Event im nächsten Jahr erneut stattfinden sind wir sicher wieder dabei.
Vielen Dank!
Euer Matthias

Video Everesting Brocken 2016

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Links

Kinderhilfe – www.kinderhilfe-ev.de
Veranstalter – www.rsc-grossbeeren.de
Mein Sponsor für das Event – www.teamalpecin.de

Strava Links

Kay – https://www.strava.com/activities/591860935  (18 mal Brocken)
Sören – https://www.strava.com/activities/590907150
Bernhard – https://www.strava.com/activities/591088165
Der Autor – https://www.strava.com/activities/591083312

Die mobile Version verlassen