Der Blog-im-Blog KW 30/2020

26.7.2020

Sightseeingtour im Burgund mit dem Rad, obwohl meine Frau nicht so gerne Rad fährt. Aber heute hatte sie sichtlich Spaß und ich konnte mich auch ein wenig austoben.

Aber der Schnitt war ziemlich mies. Das kommt davon, wenn man den Wahoo nicht pausiert und ihn dann in der Rückentasche bei einer Schlossbesichtigung rum trägt.

Aber egal. Wichtiger zu berichten ist unser Mittagessen im „Le Saint Martin“, einem Restaurant in Chapaize, direkt gegenüber der romanischen Kirche.

Der Restaurant-Tipp war von Leser Michael aus Trier, der einige Zeit im Burgund lebte.

Das Restaurant besticht durch eine kleine aber feine Wochenkarte mit Gerichten aus biologischer Landwirtschaft der Region. Geschmacklich war es ein Genuss und der Blick von der Terrasse auf die Kirche sehr schön.

25.7.2020

Morgens kurz mit dem Gravel-Rad zum Bäcker ist besser als faul das Baguette auf dem Camping zu bestellen. Es waren ja nur 12 km, aber immerhin. Es reichte, um den Kopf klar zu bekommen. Gestern Abend gab es nämlich zuviel 1er Cru aus Givry.

Und weil der Wein so gut war, sind wir nachmittags mit etwas Umweg nach Givry. Luisa auf dem E-Bike, ich mit dem Allroad-Rad.

Bei Rückkehr mussten es noch zwei Runden auf dem Campingplatz sein. Dann waren die 40 km voll und Luisa stolz. So viel hätte sie ohne E nicht hin bekommen.

Ich war zufrieden, zumal im Kühlschrank des Wohnwagens kaltes Bier wartete.

Aber gegen Abend gibt es jetzt wieder 1er Cru.

Vielen Dank übrigens an Michael aus Trier, der gestern hier gelesen hatte wo wir sind, und ein paar Tourentipps geschickt hat. Nach Chapaize wollen wir morgen früh, um für abends einen Tisch zu bestellen.

24.7.2020

Ich würde zum Fahrradnazi mutieren, meinte Andi, nachdem er meinen Eintrag von gestern gelesen hatte. Ich weiß nicht, ob er es ernst meinte. Aber es ist so.

Zwar bin ich dafür, dass wir mehr auf Radwegen fahren, auch wenn sie nicht ausgeschildert sind. Aber wenn ich auf der Straße fahre, möchte ich anständig behandelt werden. Fertig.

Heute sind wir mit dem Wohnwagen im Burgund angekommen, wo kleine Straßen die hügelige Weinlandschaft erfahrbar machen. Mein Rad freut sich schon drauf.

Wer jetzt im Sommer noch was sucht, der Campingplatz Moulin de Collogne in Staint-Boil hat noch Platz. Mietunterkünfte gibt es auch. Hier ist zwar alles recht still, aber der Burgunder schmeckt und für Rennrad und Gravel ist es ideal.

23.7.2020

Mit dem E-Faltrad ins Büro – da kann man richtig schön Autofahrer erziehen, ohne dass Rennradfahrer einen schlechten Ruf bekommen. Schließlich bin ich auf dem E-Faltrad nicht als Rennradfahrer zu erkennen.

Bei uns in Dietzenbach gibt es eine „Stadtautobahn“, zweispurig. Erst kommt ein Kreisel. Ab dem wird es zweispurig. Dann folgen drei Ampelkreuzungen, bevor zum Schluss wieder ein Kreisel der überdimensionierten Spektakel ein Ende bereitet. Dazwischen überholen sich die Autos wild, weil man gerne zwei, drei Wagen bis zur nächsten Ampel gewinnen will.

Heute bin ich nach der ersten Ampel von drei Autos eng überholt worden. Sie konnten nicht genug Abstand halten, weil die Spur links neben ihnen ebenfalls befahren war. Solche Situationen sind ärgerlich, aber man gewöhnt sich dran. An der zweiten Ampel, die natürlich rot war, fuhr ich rechts an den drei Übeltätern vorbei. Bei grün war ich der Schnellste und setzte mich mittig auf die Spur. So mussten die drei, die mich vorher zu eng überholt hatten, gedulden. Mit 25er E-Bike-Tempo ging es für mich zügig voran. Die hinter mir kotzten im Strahl, vermute ich. Aber das erzieht.

Auf dem Rückweg hatte ich allerdings eine unschöne Begegnung mit einem Verkehrsteilnehmer, mit dessen Gattung ich eigentlich sympathisiere. Folgende Situation: Rote Ampel, ich fahre rechts an den stehenden Autos vorbei und warte danach rechts neben dem vorderen Kfz an der roten Ampel. Rechts neben mir ist eine Bushaltestelle, die bis zur Kreuzung reicht und dort endet. Fünf Meter nach der Ampel, will ich rechts abbiegen. Es wird grün, ich fahre los. Mit Motor komme ich sofort auf Geschwindigkeit. In der Sekunde vor dem Rechtsabbiegen deute ich mit der Hand die Richtungsänderung an. In dem Moment überholt mich ein Rennradfahrer rechts, mit voller Geschwindigkeit. Wäre ich einfach so rüber gezogen, hätte es einen dumpfen Schlag getan. Der Vollpfosten wollte nämlich auf der Busspur rechts an mir vorbei, schaffte es aber nicht und musste sich dann äußerst knapp an mir vorbei quetschen. Ach ja, einen Helm trug er nicht. Es war ihm wohl zu warm.

22.7.2020

Morgen geht Florian mit dem Marin, das er von mir übernommen hat, auf große Bikepacking-Fahrt. 200 km sollen es morgen werden, damit er dem Regen entkommt, der übermorgen bei Straßburg lauert. Falls er das schafft, sollte es bis ins Burgund trocken bleiben.

Gerne würde ich ihn begleiten, aber ich muss arbeiten. Aber Freitag wird der Wohnwagen angehängt und dann geht es auch für Luisa und mich ins Burgund. Mein Rad wird natürlich im Gepäck sein, weil das Burgund ein prima Rennrad- und Gravel-Revier ist. Dort werde ich dann mit Florian einige Runden drehen … und mit Luisa einige Weinkeller besuchen. Urlaub habe ich nämlich nötig. So was von!

21.7.2020

Ich freue mich, dass mein gestriges „Querdenken“ kontrovers diskutiert wird. Natürlich liegt es mir fern, Rennradfahrer von der Straße holen zu wollen bzw. das „Recht auf Straßenbenutzung“ kampflos aufzugeben. Im Gegenteil. Dennoch glaube ich, dass mit entsprechender Rennradbereifung, auch mal neben der Straße gefahren werden kann, selbst wenn man es nicht muss.

Aber was ist „Rennradbereifung“ überhaupt? 1939 wurde das noch wie in diesem Foto interpretiert. Später wurden Rennradreifen immer schmaler, bei immer höherem Luftdruck. Breiter wurde es erst wieder in der nahen Vergangenheit. Wer vor 20 Jahren auf 23mm-Reifen unterwegs war, wurde von alten Hasen milde belächelt, wenn nicht verspottet. Noch vor drei Jahren erzählte mir einer, er würde nichts über 23mm fahren, und auch nur noch Vredestein, weil diese Reifen für mehr als 9 bar zugelassen seien. Dabei ist längst erwiesen, dass breitere Reifen weniger Rollwiderstand haben und wegen der geringeren Drücke komfortabler rollen. Aber breiter ist nicht gleich schneller. Schließlich verliert man bei breiteren Reifen den Aero-Vorteil und das Gewicht der Reifen ist generell höher.

Ob man aber bei 32er Reifen von „Dampfwalzen“ sprechen muss, weiß ich nicht. Wie ich gestern schon sagte, ist das eine Wahrnehmungssache. Wären alle Profis auf 32ern unterwegs, würde sich unsere Wahrnehmung verschieben.

Zurück zum eigentlichen Thema. In Holland bzw. Niederlande findet Rennradtraining selbstverständlich auf Radwegen statt, selbst wenn die Straße daneben leer ist. Jetzt kann man die Niederlande mit ihrer hervorragenden Radverkehrsinfrastruktur nur dort mit Deutschland vergleichen, wo auch wir gut ausgebaute Wege neben den Straßen haben. Wege, die oft selbst mit 23mm-Reifen optimal befahrbar sind. Steht kein blauer Lolly am Wegesrand, pocht bei uns das Gros der Rennradfahrer auf das Recht, den „Radweg“ nicht benutzen zu müssen. Und ja, man ist im Recht. Aber ist man dabei immer gut beraten? Ein Niederländer auf deutschen Straßen würde in diesen Fällen immer auf dem „Radweg“ fahren.

20.7.2020

„Was wäre wenn?“, frage ich mich schon länger. Was wäre, wenn die UCI für Straßenrennen eine Mindestreifenbreite von 32 mm vorschreiben würde, so wie sie auch die Sockenlänge oder das Gewicht des Fahrrads reglementiert? In Zukunft also maximal mittellange Socken, mindestens 6,9 kg Fahrradgewicht und eine Mindestreifenbreite von 32 mm? Dem Radprofi wäre das egal. Schließlich wird er bezahlt. Bei Amateuren oder Jedermännern ist das was anderes. Aber bei Jedermannrennen werden bzgl. UCI-Vorgaben sowieso beide Augen zugedrückt und für Amateure könnte es längere Übergangszeiten geben.

Aber was wäre dann? Sicherlich würden die Rennradhersteller schnellstmöglich sicherstellen, dass neue Modelle mindestens mit dieser Reifenbreie zurecht kämen und jedes Neurad stünde mindestens auf 32mm-Reifen, oder mehr. Binnen weniger Jahre gäbe es kaum noch Radsportler, die auf dünneren Reifen unterwegs wären.

Was das bringen soll? Weniger Rennradfahrer auf der Straße und damit mehr Sicherheit im Verkehr. Was spricht dagegen, auf dem parallel zur Straße verlaufenden Wirtschaftsweg Intervalle zu trainieren, falls die Bereifung auch mal eine Bodenwelle oder einen Wurzelaufbruch ab kann? Was spricht dagegen, beim Wechsel von Straße auf Radweg, oder umgekehrt, kurz mal abzubremsen? Nichts. Im Gegenteil. Jeder Antritt ist Training.

Du wirst jetzt sagen, der Claude ist bescheuert. Der hat sie nicht mehr alle. Ich glaube aber, es gibt herrliche Trainingsstrecken, abseits der Hauptverkehrsstraßen, die deshalb nicht genutzt werden, weil zwischendrin Teilstücke sind, die nicht optimal mit 23 oder 25mm-Bereifung befahrbar sind. Das ist doch schade.

Dass wir uns damit ein Stück dem Primat des motorisierten Verkehrs unterwerfen, mag sein, ist mir aber eigentlich egal. Schließlich würde die Situation auf unseren Straßen etwas entspannter. Und ich sage ja gar nicht, dass niemand niemals mehr auf der Straße fahren soll. Aber wenn es weniger sind, entspannt das auch die Autofahrer, die uns auf der Straße begegnen bzw. überholen.

Was denkst Du darüber? Wäre das ein Ansatz?

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