Organspende – mal ein etwas anderes Thema

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CyclingClaude ist jetzt Organspender. Und Du?

Ich stehe dem Thema ‚Organspende‘ seit Jahren positiv gegenüber.
Aber ich hatte bisher keinen Organspendeausweis!
Letztens schickte mir meine Krankenkasse einen unansgefüllten Ausweis zu, zusammen mit Informationsmaterial, weil sie gesetzlich verpflichtet sind, dies alle zwei Jahre zu tun.
Einige Tage lagen die Unterlagen auf unserem Esstisch, weil ich sie mir eigentlich ansehen wollte, dann waren sie aber weg und das Thema irgendwie wieder aus den Augen und aus dem Sinn; wie schon seit Jahren.
Gut, wenn man dann mal einen Organempfänger kennen lernt und seine Geschichte hört.
Ohne Organspende würde Benedikt heute kein Rennrad fahren.
Für mich ist Benedikt Anstoß, endlich tätig zu werden.
Hoffentlich werde ich erst in hohem Alter sterben, aber man weiß ja nie. Und ehrlich gesagt, Rennradfahren ist ja nicht ganz ungefährlich. Wenn dann das Unvermeidliche unvermeidlich wird, gibt es danach vielleicht jemanden, der an einem milden 1. Mai mit meinen Organen den Feldberg erklimmt, so wie es Benedikt dieses Jahr bei Eschborn-Frankfurt mit seiner Spenderlunge macht.
Das Ausfüllen des Organspendeausweises kann man online erledigen und das PDF-Dokument direkt ausdrucken.
In 20 Sekunden war ich fertig.
www.organspende-info.de
Übrigens bestelle ich mir noch heute ein Road-ID-Armband, auf das ich neben meiner Blutgruppe auch das Wort ‚Organspender‘ eingravieren lassen werde.

So, nun übergebe ich an Benedikt, der Euch seine Geschichte erzählt. Wir hoffen, dass sich einige Leser angesprochen fühlen, ebenfalls einen Organspendeausweis zu beantragen:
Heute mal ein Thema was etwas, wie sagt man so schön „Off-Topic“ ist, mir aber aus persönlichen Gründen sehr am Herzen liegt. Organspende und Organtransplantation.
Ein Thema, wo man eigentlich nicht viel drüber hört und wenn, dann nur wenn wieder irgendwo, irgendein Schindluder getrieben hat oder sich eine goldene Nase verdienen wollte. Das aber im Jahr 2014 11.000 Menschen auf ein lebensrettendes Organ warteten, etwa 8.000 davon alleine auf eine Niere, weiß kaum Jemand. Wenn man das dann einer Zahl von NUR 3.169 transplantierten Organen gegenüber stellt, kann man sich in etwa ausrechnen was wohl mit den anderen knapp 8.000 passiert.
Aber erstmal genug mit Zahlen. Wie komme ich, Benedikt, auf das Thema. Ich bin selbst mit Mukoviszidose, einer seltenen, vererbbaren Stoffwechselkrankheit, zur Welt gekommen. Sie hat einen fortlaufenden Prozess sodass irgendwann eine Organspende notwendig wird.
2010 war es dann bei mir soweit. Ich konnte vorher nur noch mit Sauerstoffgerät gehen und leben. Eine Beatmung in der Nacht war notwendig. An Sport war nicht zu denken.
In dieser Zeit davor lernte ich durch meine Physiotherapetin Rudi Altig kennen. Sie wusste von meiner eigentlich schon lebenslangen Begeisterung für den Radsport und, wie es der Zufall will, sind die Beiden sehr gut befreundet. Also „schenkte“ sie mir das Treffen zum 18ten Geburtstag. Rudi hat mich danach immer motiviert und mir viele Sachen, wie zum Beispiel mehrere Besuche bei der Tour de France, ermöglicht.
Am Abend des 21.3. kam dann der erlösende Anruf: Herr Schneider, wir haben ein Organ für Sie. Ich kann heute nicht mehr beschreiben, was in diesem Moment in mir vorging. Wenn ich jetzt darüber schreibe kommen mir immer noch die Tränen. Ich war gerettet, dachte ich mir nur.
Also ging’s nach Hannover in die Medizinische Hochschule; OP-Vorbereitung und dann los. Gegen Samstagmittag kam ich aus dem OP. Alles war gut gelaufen. Nachmittags konnte ich meine Mutter schon wieder nach den Bundesligaergebnissen fragen, am nächsten Tag sogar wieder die ersten Schritte laufen… OHNE Sauerstoffgerät!
Ab da wurde es von Tag zu Tag besser. Nach drei Wochen Krankenhausaufenthalt und drei wöchiger Reha kam ich nach Hause. Schon zwei Tage später saß ich das erste Mal auf dem Rad. Zwar nur zehn Kilometer, aber ich wohne im Westerwald. Also war das fürs Erste schon nicht ohne. Als Rudi Altig davon hörte, und auch hörte, mit was für einer Mühle ich unterwegs war, sorgte er recht schnell dafür das ich ein vernünftiges Rad bekam. Felt F1C, Vollcarbon, SRAM-Force-Gruppe. Vielen Dank, lieber Rudi, nicht nur dafür.
Heute fahre ich im Schnitt 3.000 bis 5.000 km Rennrad im Jahr, gehe wieder normal arbeiten und führe eigentlich ein ganz normales Leben.
Mein nächstes Highlight ist der 1. Mai 2015. Dann fahre ich mein erstes Rennen „Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt“. Ich habe mich für die 100-km-Strecke entschieden. Bisher fahre ich alleine. Wer also auch angemeldet ist und noch einen Mitfahrer bzw. Begleiter sucht darf sich gerne melden. Ich würde mich freuen. Vielleicht stehst Du ja wie ich im hinteren Startblock.
Kontaktiert mich unter workhard85 at gmx.de.
Warum schreibe ich jetzt diesen Beitrag? Ich möchte auch mal etwas positives über Organtransplantation erzählen. Das man nicht immer Angst oder ein mulmiges Gefühl bekommt wenn man darüber nachdenkt. Ich verstehe jeden, der sich ungern Gedanken darüber macht. Es hat ja für einen persönlich in gewisser Weise auch was Endgültiges. Aber es gibt auch Lebendspenden bei manchen Organen.
Aber was, wenn man sich selbst keine Gedanken darüber macht? Die Entscheidung muss, je nach dem, dann von der Familie getroffen werden – und diese Bürde finde ich persönlich nicht fair.
Viele haben auch Angst, dass man „absichtlich“ für tot erklärt wird, nur weil das Organ benötigt wird. Falsch! Es werden nur beim Hirntod Organe entnommen. Und dann auch nur wenn, grob gesagt, zwei Ärzte unabhängig voneinander, diesen bestätigen.
Ich finde also, das jeder sich ruhig zehn Minuten Zeit nehmen sollte, um über die Sache nachzudenken. Es kann im Falle des Falles vielleicht Leben retten.
Ich feiere dieses Jahr meinen 30sten Geburtstag. Vor 5 Jahren um diese Zeit, hätte ich fast nicht mehr geglaubt, diesen noch erleben zu dürfen.
Wessen Interesse ich also jetzt geweckt habe, dem sei folgende Seite ans Herz gelegt.
www.organspende-info.de
Hier sind viele Statistiken, Kontaktdaten falls noch Zweifel sind UND, vielleicht das Wichtigste, man kann sich einen Organspendeausweis downloaden oder bestellen. Man kann übrigens auf dem Ausweis der Spende auch widersprechen …
Ein kleines Stück Papier, das im Zweifel Leben retten kann!

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