Marcel Wüst sagte einst zu mir, er habe als Profi so oft im Regen fahren müssen, dass er sich den Luxus erlauben könne, nur noch im Trockenen zu fahren. Das ist schon länger her, aber ich erinnere mich immer noch gerne an meinen Besuch in Marcels Casa Ciclista – und immer wenn sich Regenwolken am Himmel zeigen.
Regen gab es heute auf Mallorca, und zwar reichlich. Ich wusste das schon letzte Woche. Auf Kachelmanns Wetter-App Verlass. Früher, im Trainingslager, gab es nichts Schlimmeres als nasses Wetter. Heute ist es mir egal. Ich halte es mit Marcel Wüst und fahre nicht.
Nach einem langen und entspannten Frühstück im Hotelrestaurant legte ich mich an den Pool, so wie ich vom Frühstück kam. Dabei entstand endlich der Artikel zum Knog Scout. Das Video hatte ich schon länger fertig und letzte Woche schon auf Youtube veröffentlicht. Nur der Artikel fehlte noch.
Von Kachelmanns Wetterapp wusste ich aber auch, dass es spätestens um 15 Uhr trocken sein sollte, jedenfalls rund ums Hotel und der näheren Umgebung.
Bereits 14 Uhr regnete es nicht mehr. Nur waren die Straßen noch nass. Aber egal, ich zog mich um und war kurz darauf auf dem Bike.
Wieder ging es das Delta hoch, den Puls stets im Blick. In der Tat ging es heute schon etwas besser, wenn auch nicht gut. Mühsam nährt sich das Eichhörnchen.
Direkt nach dem Delta bog ich nach links ab, Richtung Llucmajor / ehemaligem Hilton Sa Torre. Gestern war ich gerade aus auf der Hauptstraße weiter gefahren und bin dann hinten rum zur Windmühle von Sa Torre gekommen.
Ich fahre gerne auf diesen „Schildkrötenwegen“. Die heißen so, weil es dort Schildkröten gibt, worauf Schilder am Wegesrand hinweisen. Schildkröten sind eine geschützte Spezies, heißt es auf den Schildern. Nur habe ich in all den Jahren, seit ich auf die Insel komme, nur einmal eine lebende Schildkröte gesehen – eine kleine Babyschildkröte. Im letzten Jahr fand ich eine platt gefahrene Babyschildkröte, kaum größer als fünf Zentimeter.
Heute hatte ich mehr Glück. Ein größeres Tier war gerade dabei, die Straße zu queren. Bis zur Mitte der Fahrbahn hatte es das Tierchen schon geschafft. Ich bremste zum Fotografieren. Aber bevor ich ein Foto machen konnte, kam ein Auto angerauscht. Ich signalisierte mit meinen Armen, dass der Autofahrer Geschwindigkeit raus nehmen und aufpassen soll. Das machte er auch irgendwie, wobei er die Schildkröte zwischen die Reifen nahm, statt komplett links an ihr vorbei zu fahren. So ein Arsch, dachte ich.
Direkt danach das zweite Auto. Ich winkte wieder. Der Fahrer stoppte und stieg aus. Ich fragte, ob man Schildkröten anfassen dürfe, was er bejate. So griff ich mir den Kollegen und setze ihn auf der anderen Straßenseite ab. Dort waren Löcher in den Mauern, vermutlich als Schlupflöcher für die Schildis.
Bevor wir die Schildkröte frei ließen, zählte der Autofahrer die Segmente auf der Unterseite des Panzers. Er meinte, man könne daran das Alter des Tiers ablesen. Sechs Jahre soll Schildi alt sein.
Einmal habe ich dann meine mallorquinische Hausrunde auf dem Plateau gedreht, dort wo die Profis Zeitfahren üben. Danach wäre ich gerne noch über Llucmajor bis zu Beginn des Gartenweges nach Randa gefahren, bevor es zurück gegangen wäre. Aber die Regenwolken über Llucmajor sahen böse aus. Und da ich nicht nass werden wollte …
So wurden es heute nur 55,5 km, eine Streckenlänge, für die ich mich früher geschämt hätte. Heute hingegen war alles gut.
Nach der Fahrt war ich wieder beim Frank. Dessen Speisekarte hat noch bürgerliche Preise und das Essen ist echt lecker.
Übrigens ist für morgen wieder Regen angesagt.
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Mehr Informationen… und wer jetzt das Video mit Marcel nochmal sehen möchte, hier ist es:
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