Gravelbike unter Strom – C.B.T. Italia BLADE99 im Test

BLADE99 – Pfeilschnell über Schotter

Das BLADE99 ist das neue E-Gravelbike von C.B.T. Italia.

BLADE99 Unboxing

Beim Unboxing des Rades konnte ich gleich feststellen, dass der Carbon Flitzer mit Hinterradnabenmotor ein Leichtgewicht in seiner Klasse ist. Den Karton konnte ich tatsächlich alleine in den Keller tragen und das Rad ließ sich wirklich sehr leicht aus dem Karton heben. Das Rad wiegt mit Motor und Akku gerade mal 13,2 kg. Die sportliche Optik und Eleganz des Rades machte mir gleich Spaß.

Sehr wohl stellte ich aber auch direkt fest, dass die Rakete nur mit maximal 32er Cross Bereifung fahrbar ist. Das Rad hat einen sehr kurzen Radstand und zwischen Rad, Rahmen und Gabel passen auch keine Schutzbleche mehr. Auch gab es kein Anschraubpunkte für sonstige Bauteile, was mich beim Carbonrahmen und der Carbongabel auch nicht weiter verwundert. Das Rad ist wirklich auf Sport und Schotter getrimmt.

Der Hersteller

C.B.T. Italia (Construzione Bicilette Tardivo) wurde Mitte der 1950er Jahre von Giovanni Tardivo gegründet und ist in der Stadt Cuneo im norditalienischen Piemont ansässig. Die Stadt liegt ganz im Nordwesten, fast an der französischen Grenze. Anfang der 1970er Jahre trat sein Sohn Guido in das Unternehmen ein. Man konzentriert sich auf höchste Qualität, bei geringen Stückzahlen bei Rennrädern. Anfang der 1980 er Jahre trat dann auch der zweite Sohn Bruno ins Unternehmen ein. In der Zeit konzentrierte man sich fast ausschließlich auf die Produktion von Rennradrahmen. Die Philosophie des Unternehmens ist heute noch gleich dem Grundsatz Qualität vor Quantität. Neben Aluminium und Carbonrahmen fokussiert sich die Produktion heute aber auch auf Elektrobike und Urbane Mobilität.

Ausstattung BLADE99

Carbonrahmen und Carbongabel mit gerade mal 900 gramm
SRAM Apex 1 HRD Gruppe 1*11 Schaltung mit 42er Kettennblatt und 11-42er Ritzelpaket
DT Swiss R 470 db Road Felge mit 32er Schwalbe CX Pro Bereifung
Hinterradnabenmotor – bürstenloses System ohne Getriebe mit 250 Watt
Maximales Drehmoment 25 Nm
Herausnehmbarer Akku mit 430 Wh (2,23 kg)
Smartwatch mit Steuerung des Motors über den Puls

Der Test

Insgesamt durfte ich das Rad in den Monaten Dezember 2022 und Januar 2023 testen und bin damit rund 1.000 Kilometer gefahren. Die ersten Fahrten hatte ich auf die Wochenenden gelegt um die Langstreckenqualitäten zu testen. Im Januar habe ich das Rad dann auf dem Weg zur Arbeit benutzt, wo ich auf einem konstanten Weg von ca. 27 Kilometern knapp 350 Höhenmeter bewältigen muss.

Langstrecke mit dem BLADE99

Am 24.12.2022 durfte das Rad auf die Langstrecke zum ersten Festive 500 Tag. Die ersten 45 Kilometer bin ich komplett flach durch den Rheingau von Bingen nach Wiesbaden zum Treffen mit der Rheinhessen Rennradgruppe pedaliert. Und genau hier merkt man dann die Vorzüge des BLADE99 im flachen Terrain. Ich brauchte nämlich gar keinen E-Antrieb, weil ich im flachen Rheingau immer > 25 km/h unterwegs war. Ich schaltete den Antrieb auf der Strecke dann auch komplett aus. Dabei entsteht keinerlei Bremskraft des Nabenmotors und das Rad rollt wie ein ganz normales Rennrad. Selbst die 13,2 Kilogramm merkte ich kaum.

In Wiesbaden gesellte ich mich dann in die Gruppe und wir fuhren auf den Rheingauhöhen zurück Richtung Bingen. In der Gruppe konnte ich im Flachen ohne Motorleistung locker mithalten. Selbst auf den Anstiegen ließ ich zuerst den Motor aus um festzustellen, dass ich auch hier durch die Leichtigkeit des Rades sehr gut mitkam. Trotzdem wollte ich ja den Motor testen und konnte auf den steilen Anstiegen dann auch problemlos mit dem Schnellsten in der Gruppe ganz vorne mithalten.

Ein Kollege in der Gruppe hatte sichtliche Probleme am Berg mit seinem Rennrad. Ich bot ihm an, doch mal das E-Gravel zu benutzen. Er lehnte leider spöttisch ab. Sowas kommt für ihn gar nicht in Frage. So fuhr er dann der Gruppe mit sichtlich gerötetem Kopf hinterher. Sicher kennt ihr auch ihr solche Situationen. Ich selbst habe früher immer gesagt: „ein echter Rennradler fährt ohne Antrieb“.

Diese Meinung habe ich seit einiger Zeit geändert, da auch ich ein Cucuma E-Vivo E-Gravel besitze und letztes Jahr auf meiner Commute Strecke damit sehr gut Gewicht abkochen konnte. Das kam zufällig, weil ich Anfang Januar mit meinem Commuter-Esel (Cucuma Casca) gestürzt bin und der dann in die Werkstatt musst. Daraufhin habe ich das E-Vivo meiner Freundin genommen (gleiche Rahmengröße) und stellte schnell fest, dass mein Nüchterntraining für die Bauchfettchallange damit viel leichter von der Hand geht. Mit dem E-Gravel habe ich da einen Durchschnittspuls von unter 130 und mit dem Rennrad liegt er bei ca. 145 auf dieser Strecke, also in einem viel besseren Fettverbrennungsbereich. Aber das ist eine andere Geschichte.

Auf jeden Fall legte das BLADE99 auf den Rheingauhöhen bei ständigen Auf und Ab eine tolle Performance hin. Ich hatte sichtlich Spaß. Nach rund 70 Kilometern trennte ich mich dann wieder von der Gruppe, die zurück nach Wiesbaden fuhr und ich nach Bingen. Da der Akku noch recht voll war und ich noch immer Lust auf Mehr hatte, entschloss ich mich auf der Fähre von Rüdesheim nach Bingen nochmal die bekannte Auffahrt zur Lauschhütte (steiler Anstieg von 50 Höhenmetern auf fast 600 Höhenmeter) mit dem Rad zu testen.

Auf der steilen Rampe stellte ich dann die Assistance auf Stufe 5 (maximal) und ich wurde den Berg quasi hinauf geschoben. Die Dauerlast machte sich auf dem 10 Kilometern Anstieg im letzten Stück dann doch bemerkbar. Die Akkustandsanzeige nahm recht schnell ab und man merkte am letzten Stück, dass der Motor doch zu kämpfen hatte.

Gut, dass es dann nach ca. 85 Kilometern fast nur noch bergab ging. Auch bei steilen Abfahrten ist das Rad steif, gleichzeitig agil und pfeilschnell. Die 32er Crossreifen merkte man fast gar nicht. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sich bei der langen Abfahrt sogar der Akku erholt. Die letzten 5 Kilometer Richtung zu Hause ging es nochmal bergauf. Das machte der Akku aber locker mit, so dass bei dieser Fahrt dann letztendlich 111 Kilometer und 1.199 Höhenmeter auf dem Tacho standen. An der Stelle kann ich schon sagen, dass dieses Rad auch für die Langstrecke gut geeignet ist. Der Akku ist nicht leer geworden. Wenn aber doch, wäre das überhaupt kein Problem, da sich das BLADE99 auch ohne Akku ganz normal fahren lässt.

Kurzstrecke – Commute mit dem BLADE99

Im Januar folgten dann die Kurstreckentests. Mein Weg zur Arbeit beträgt rund 27 Kilometer und 350 Höhenmeter. Auf dieser Strecke kann man natürlich sehr gute Vergleichstests für den Akku und die verschiedenen Assistenzstufen machen. Das Rad hat 5 Stufen. Stufe 1 gibt im Schnitt immer so um die 50 Watt Leistung dazu. Stufe 2 so circa 75 Watt. Auf Stufe 3 bekommt man je nachdem immer so um die 125 Watt supportet und in Stufe 4 dann sogar 175. In den vier Stufen habe bin ich dann konstant die Tour hin und zurück gefahren.

Stufe 1: Nach der Hinfahrt zeigt die Akkuanzeige noch volle 5 Balken an / Nach der Rückfahrt dann noch 2 Balken (rund 55 Kilometer). Die Fahrzeit lag bei 2 Stunden 40 Minuten
Stufe 2: Nach der Hinfahrt zeigt die Akkuanzeige noch volle 4 Balken an / Nach der Rückfahrt dann noch 2 Balken (rund 55 Kilometer). Die Fahrzeit lag bei 2 Stunden 30 Minuten
Stufe 3: Nach der Hinfahrt zeigt die Akkuanzeige noch volle 3 Balken an / Nach der Rückfahrt dann noch 0 Balken (rund 55 Kilometer). Die Fahrzeit lag bei 2 Stunden 27 Minuten
Hier muss man dazu sagen, dass die Fahrt bei -14 Grad stattgefunden hat morgens und ich deshalb vielleicht etwas langsamer war.
Stufe 4: Nach der Hinfahrt zeigt die Akkuanzeige noch volle 3 Balken an / Nach der Rückfahrt dann noch 0 Balken (rund 55 Kilometer). Die Fahrzeit lag bei 2 Stunden 17 Minuten
Bei allen vier Fahrten war der Akku aber niemals völlig leer, obwohl auf Stufe 3 und 4 keine Balken mehr angezeigt wurde. Stufe 5 habe ich in dem Vergleichstest nicht mehr gemacht.

Alles in allem ein ordentliches Ergebnis. Ich habe ja den direkten Vergleich zu meinem Cucuma E-Vivo, dass auch mit einem 250 Watt Nabenmotor (Bafang) ausgestattet. Hier liefern die beiden Bikes wirklich ähnliche Ergebnisse, wobei ich letztendlich den Eindruck hatte, dass der Akku beim Cucuma noch etwas mehr Kapazität hat. Leider hat das Blade 99 keine Prozentanzeige für den Akkuverbrauch und mit den Balken ist ein Vergleich nicht wirklich machbar.

Das Display beim Blade99 ist sehr groß und farbig. Das hat mir sehr gut gefallen, an der Stelle hat der Hersteller einen guten Job gemacht. Die Anzeige gefällt mir wesentlich besser als die Bafang Anzeige von meinem Cucuma. Allerdings klappert die Halterung am Lenker. Hier sollte der Hersteller nachbessern, da einem das Klappern bei dem sonst ruhigen Rad wirklich nervt. Wie oben erwähnt fände ich eine %Akkuanzeige besser. Alles in allem habe ich die Fahrten zur Arbeit mit dem E-Graveler sehr genossen. Gerade bei den Höhenmetern macht das absolut Sinn, und wie schon Eingangs erwähnt, ist der Januar mein Gewichtsreduzierungsmonat und das funktioniert mit geringem Puls beim Nüchterntraining mit dem E-Bike sehr gut.

Pulsgesteuerter Antrieb

Richtig gefreut hatte ich mich auf den Test mit der Antriebssteuerung per Puls. Eigentlich genau das Richtige für mich während der Bauchfettwegchallenge. Mitgeliefert wurde dazu eine Fitnessuhr, die den Puls messen soll und dann die Werte per App an den Radcomputer überträgt und den Antrieb steuert. Leider teilte mir der Hersteller mit, dass bis dato nur die Android App fertig ist und die IOS App noch in Arbeit ist. Man kennt das ja von Apple, dass Hersteller viele Hürden überwinden müssen um eine Freigabe für den App Store zu erhalten. In dem Fall konnte ich als Apple User die Funktion leider nicht testen.

Trotzdem habe ich die Fitness Uhr vier Wochen getragen und schnell festgestellt, dass die Uhr meinen Puls am Handgelenk gar nicht richtig messen kann. Parallel habe ich den Wahoo Tickr Fit Pulssensor am Oberarm getragen. Bei einem Wert >130 über den Wahoo zeigte die mitgelieferte Fitnessuhr nie über 90 Schläge an. Hier sollte der Hersteller die Entwicklung von Interfaces zu gängigen Pulsmessern vorantreiben um hier genauere Messwerte zu erhalten. Denn ohne genaue Messwerte macht das Thema ja keinen Sinn. Ich finde die generelle Funktion aber sehr innovativ und hätte richtig Bock drauf gehabt.

Was hat mir nicht gefallen am BLADE99

Mich persönlich hat am den BLADE99 nur die Reifenfreiheit schon sehr gestört. Wie schon erwähnt ist das Rad sehr sportlich aufgebaut. Trotzdem sollten die Hersteller immer genug Platz für Individualität lassen. Sicherlich fährt sich das Rad auch super mit einer 35er oder sogar 45er Reifenbreite. Daran ist aber leider nicht zu denken. Beim 32er Crossreifen konnte ich nicht einmal ein Steckschutzblech installieren, weil die oberen Enden der Schutzbleche hinten wie vorne nicht mehr zwischen Rahmen und Reifen gepasst hätten.

Gerade beim täglichen Weg zur Arbeit und der Nässe in den Monaten Dezember und Januar doch sehr ärgerlich. So benutzte ich das Rad wirklich nur, wenn es einigermaßen trocken war. Im Sommer sicher kein Problem, da braucht man nicht wirklich Schutzbleche, im Winter macht das so aber keinen Spaß !!! Sicher ein Italienischer Renner braucht Aerodynamik und Geschwindigkeit, aber hier sollte der Hersteller künftig doch mehr Freiheiten zulassen.

Fazit zum BLAD99 Test

Grundsätzlich ist das BLADE99 ein sehr gelungenes E-Gravel Bike das mir im Test viel Spaß bereitet hat, egal ob auf Asphalt, Wirtschaftswegen, oder Schotter. Das Rad ist sehr sportlich und wird bei normaler Fitness auf der Geraden sicher immer über 25 km/h bewegt. Den Antrieb kann man dann sehr gut und punktuell auf den Anstiegen ausspielen, so dass man mit dem Rad tatsächlich auch weite Strecken fahren kann. Bei meinem Tests war es immer recht kühl, bis sehr kalt was auch sicher einen Einfluss auf Akku und die Reichweite hat. Ich hätte das Rad gerne im Sommer gehabt um die Geländegängigkeit noch mehr testen zu können. Im Gelände ist der Motor sicher noch einmal von größerer Bedeutung, weil man in Wald und auf der Wiese wesentlich mehr vom Antrieb hat.

Im Vergleich zu meinen Cucuma E-Vivo ist mir aber auch aufgefallen, dass der Motor des BLADE99 teilweise etwas verzögert reagiert. Oftmals bin ich langsam auf Straßenkreuzungen zugefahren und habe dann stark angetreten, wenn die Fahrbahn frei war. Hier hat sich dann gezeigt, dass ein kurzes Antriebsloch vorhanden war. Sprich es brauchte 2-3 Kurbeldrehungen bis der Motor wieder da war. Da reagiert der Bafang Nabenmotor meines Cucuma wirklich viel freudiger.

Die Geräuschentwicklung des Motors war wirklich sehr angenehm und kaum spürbar, bzw. hörbar. Die Schaltgruppe passt sehr gut zum Bike ließ keine Wünsche offen. Die Schaltvorgänge sind präzise und die SRAM lässt sich auch gut mit dicken Handschuhen schalten. Das Display gefällt gut, ist aber mit den Balken teilweise etwas ungenau und hatte auch mal Sprünge in der Akkustandsanzeige von 4 auf 2 und dann wieder auf 3.

Das BLADE99 ist sicherlich kein Altes Haus (in Bezug auf das Foto mit dem Alten Haus von 1571 in Bacharach am Rhein), sondern ein rassiges E-Gravel Bike und ganz sicher seine Berechtigung im Markt hat. Den pulsgesteuerten Antrieb hätte ich gerne getestet und davon berichtet, weil mich dieses Feature echt begeistert. Gut vorstellbar ist das Bike auch für die gemeinsamen Ausfahrten mit einen nicht so trainierten Partner, weil der Partner durch die Leichtigkeit des Bikes auf der Geraden im Windschatten gut mitkommt und am Berg seine Vorteile durch den Antrieb ausspielen kann.

PROCONTRA
Gewicht (13,2 kg)Eingeschränkte Reifenfreiheit
Große ReichweiteKeine Möglichkeiten für Anbauteile (Packtaschen/Schutzbleche)
Leicht fahrbar mit leerem AkkuAntrittsloch / Verzögerung bei unterbrochener Trittbewegung
Abnehmbarer AkkuHinterradausbau bei der Reifenpanne schwieriger als beim Mittelmotor
Durch den Nabenantrieb sieht man kaum, dass es sich um einen E-Antrieb handelt

Preislich ruft C.B.T. Italia das Bike mit 4.590 Euro auf (Stand Februar 2023). Ich finde den Preis absolut angemessen. Das Cucuma E-Vivo im Vergleich kostete 3.590 Euro ist aber dafür auch in Aluminium gefertigt und wiegt entsprechend 16,9 kg.

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