Sportlicher Erfolg durchs Ketten wachsen
Gewachste Ketten, das hat sich mittlerweile rumgesprochen, haben weniger Reibung. Das reduziert nicht nur den Verschleiß des Antriebs. Man gewinnt auch einige Watt. „Marginal Gains“, die mit zu einem sportlichen Erfolg beitragen. Sportlicher erfolg ist mir mittlerweile ziemlich egal. Ich fahre nur noch aus Spaß.
Saubere Sache
Ich bin „Waxer“ und nutzte gewachste Ketten aus einem einzigen Grund. Der Antrieb bleibt sauber. Sieht man von etwas Wachsspäne ab, die Kettenstrebe und Kassette ziert, bleiben Finger und Wade sauber. Wer kennt nicht die „Anfängertattoos“ rechts hinten, die man sich auch nach 20 Jahren Rennradkarriere immer mal zuzieht?
Auch das lästige Reinigen der schwarz verfetteten Kassette kennen Waxer nicht. Das ist so.
Aber Achtung: Bloss nicht Nachschmieren. Egal was man später auf eine gewachste Kette appliziert, ist feucht und trocknet nie ganz aus. Was passiert? Schmutz bleibt haften und Kette nebst Kassette werden schwarz. Besonders möchte ich vom Nachschmieren mit Squirt Lube abraten. Dieses Schmiermittel ist wachsbasiert, trocknet aber nur langsam und produziert im Zusammenspiel mit Dreck schmierige Wachsklumpen, welche sich an der Kassette ablagern. Squirtlube-Staubgemisch ist ziemlich hartnäckig, wenn es ums Entfernen geht. Also Finger weg.
Aber was macht man sonst, wenn eine gewachste Kette nach einer Laufleistung von 400 bis 700 km (je nach Wetter und Einsatz) verloren hat? Die Antwort ist einfach. Man wechselt sie gegen eine frisch gewachste Kette. Waxer haben nämlich immer neu gewachste Ketten zur Hand und rotieren. Ich habe drei bis vier pro Rad (weil unterschiedliche Kettenlängen). Sobald zwei, drei oder vier „abgefahrene“ Ketten zusammen sind, wandern diese Zwecks Reinigung ins Benzinbad, werden danach getrocknet und wandern dann erneut ins Wachsbad.

Kette wachsen ist (k)ein Riesenaufwand
Die Baranski-Methode
Baranski, der deutsche Kettenwachspapst, bei dem man Molten Speed Wax und allerhand anderes nützliches Zeug beziehen kann, zelebriert das Wachsen in Vollendung:
- Alte Kette runter
- Antrieb des Rads akribisch von Öl- und Schmutzresten säubern (falls man vorher kein Wachs genutzt hat)
- Neue Kette montieren
- Die neue Kette für eine Stunde auf dem Indoor-Trainer einfahren
- Mit einem Tuch die eingefahrene Kette abwischen (und nicht wundern, wie schwarz das Tuch werden wird)
- Kette demontieren
- Kette in Waschbenzin entfetten (in einem Gurkenglas für einige Minuten schütteln)
- Kette trocknen lassen
- Ketten im Ultraschallbad reinigen
- Kette trocknen lassen (ggf. im Backofen)
- Kette in heißem/flüssigen Molten Speed Wax baden (im Schongarer)
- Gewachste Kette trocknen lassen
- Vom Wachs versteifte Kette Glied für Glied aufbrechen bzw. gängig machen (bspw. mithilfe eines Besenstils)
So habe ich das früher auch gemacht. Es ist viel Arbeit und kostet Zeit. Aber es lohnt. Kleiner Trost, bei den nachfolgenden Umläufen der Ketten, ich sprach oben von Rotation, reduziert sich der Aufwand. Man fängt bei Punkt 6 an.
Die CyclingClaude-Faulenzer-Methode
Meine These: Bei neuen Ketten reicht das Schwenken bzw. Auswaschen in Waschbenzin. Das entfettet die zu wachsende Kette sicher nicht komplett, aber im heißen Wachs verdrängt das Wachs die verbliebenen Fettreste. So habe ich es seit 2021 mit meinen Ketten gehalten und habe keine merkbar schlechteren Ergebnisse erzielt. Ob die Faulenzer-gewachste Kette genauso leicht läuft? Ob die Wachsschicht genauso lange hält? Ich kann es nicht sagen. Messen kann ich es nicht und vom Gefühl habe ich keine Unterschiede festgestellt.
- Neue Kette zum Entfetten ins Benzinbad (im Gurkenglas mindestens fünf Minuten schütteln)
- Kette trocknen lassen
- Kette in heißem/flüssigen Molten Speed Wax baden
- Gewachste Kette trocknen lassen
- Vom Wachs versteifte Kette Glied für Glied aufbrechen bzw. gängig machen
Selbst wenn die Performance meiner Faulenzer-gewachsten Ketten nicht auf Baranski-Niveau sein sollten … na und?


Was brauchst Du alles?
Einen Schongarer. Ohne ist doof! Sparbrötchen würden das Wachs vermutlich auf dem Herd im Kochtopf erhitzten. Geht alles. Der Schongarer schmilzt das Wachs, kocht es aber (idealerweise) nicht. Ein günstiger Schongarer reicht. Meiner ist von Amazon* und so billig, dass er 100 Grad garantiert nicht erreicht. 😉 … und das ist die Hauptsache. Mein Tipp: Nimm einen mit 3,5 ltr. Inhalt. Dann kannst Du die Ketten flach im Topf schwenken.
Eine Kettenschlosszange ist auch angesagt. Das Werkzeug sollte Kettenschlösser öffnen UND schließen können. Diese hier von Rose* ist sehr günstig und gut.
Waschbenzin* zum Entfetten gibt es in jedem Baumarkt, oder eben online. CyclingOlli fragte mich, ob es auch Aceton sein darf. Ja.
Außerdem benötigst Du geeignetes Wachs, bspw. das Molten Speed Wax vom Baranski oder das SILCA Secret Chain Blend. Das Wachs von Silca ist der Testsieger aus der Tour. Aber Molten mischt mittlerweile auch Wolframdisulfit zu und ist damit wohl auf Augenhöhe. Ich merke keinen Unterschied und messen kann ich es nicht.
Noch was für Faule
Wer zu Faul ist für die Baranski-Methode, mag vielleicht auch nicht gerne lesen. Deshalb hier ein kleines Video für Dich mit der Bitte um ein Like und dem Abonnieren meines Kanals. Danke.
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jau, gefällt mir die Faulenzer Methode. Tauscht du stumpf nach km oder „merkst“ du wenn du tauschen musst/willst ?
Habe ca 250 runter und bilde mir ein es wäre lauter, der Vorbote von quietschen zu hören…
Ich mache das nach Gefühl. Aber eigentlich kann man die Faulenzer-Ketten bei Trockenheit ebenfalls mindestens 600 km fahren, selbst wenn die Gravelstrecken staubig sind.
Fahre einfach mal weiter. Da quietscht nichts.
Vielen Dank, sehr anschaulich!
Wie geht es nach der Prozedur mit dem Wachs weiter? In flüssigem Zustand zurück in die Originaltüte, und wie oft kann man das so verwenden?
Mich würde auch interessieren, wie es im Winter mit der Funktionalität aussieht, hast Du da Erfahrungen?
Hi Marcus, das Wachs lasse ich im Schnellkocher erkalten. Fertig. Ich nehme ihn nur zum Wachs schmelzen. Gekocht wird darin nicht.
Im Winter laufen die gewachsten Ketten, wie im Rest des Jahres.
Beste Grüße
Claude