Schon lange nicht mehr hatte ich solche Schwierigkeiten auf der Karte Distanzen einzuschätzen. Es sieht alles so klein und nah aus. Aber dass dem nicht so ist, das erfuhr ich gestern. Es wurden 106 km und 2.200Hm, keine geschundenen km, aber lange hat’s dennoch gedauert, irgendwie!
Ich begann in Ajaccio. Ehrlich gesagt kein Ort, den man wegen dem Ort an sich besuchen soll. Das wurde mir bei der Ankunft am Tag zuvor schon klar. Einen wo man hinfährt und sich gleich wohl fühlt, einer der herzerwärmend ist oder was Einzigartiges zu bieten hat. Ich wählte diesen Fleck rein „funktional“.
Sicher gibt es bessere Ausgangsorte, aber nun war ich schon mal da und meine Unterkunft direkt am Meer und gleich bei den Îles Sanguinaires war nicht ganz so schlecht. Ziel war es und nun zum DD, zum Distanz Dilemma, nach Norden zur anderen Küstenseite zu fahren, weil Komoot meinte, da wären lohnenswerte Abschnitte. Das stimmte auch, nur waren ein paar Rampen auf dem Weg dorthin mit dabei und das zog sich somit. Es sah so nah aus. Hmmm, zu spät. Je weiter weg von der unsympathischen Stadt, desto besser wurde es allerdings.
Ich möchte sogar das schöne Wort fabelhaft verwenden. Besonders der Küstenweg nach der Route d‘Ancône überraschte mich sehr, ich konnte mich kaum satt sehen, also satt fotografieren und filmen. Die Rampe, der lustige einsame Anstieg wieder nach oben zur normalen Straße, nimmt man „locker“ mit nach so vielen Genussmomenten.
Es entstand ein schöner Loop und auf meinem Rückweg haderte ich damit, zu dem Schloss hoch zu fahren, welches da von weitem zu sehen war und so schön thronte. Und laut Komoot ja auch ein Highlight, für Autos noch dazu gesperrt, olé olé! Ich dachte probieren geht über studieren und bog mal rechts weg. Ich hätte mich so dermaßen geärgert, wenn ich die ca 6-7 km bergauf mit 350 Hm mindestens nicht mitgenommen hätte. Was war das denn für fantastischer Anstieg, sanft, viele Serpentinen, bester Belag, Ruhe, Urwald und das kuriose Schloss am Ende.
Ich weiß ja nicht, wer es gebaut hat, aber diese Person hat sich ein ganz geniales Platzerl dafür ausgesucht. Völlige Abgeschiedenheit, klar, unten ist ne Schranke, rundum Blick auf Grün, Meer, Schneeberge. Die ganze Kulisse irgendwie surreal. Hut ab, also Chapeau am Château (de la Punta)!
Abschließend wartete (leider) Ajaccio wieder auf mich ABER dieses Mal obenrum umfahren, um dann von hinten über die Küste zu kommen. Kennt man sich noch aus? Nein? Ich auch nicht! Aber schön war’s, viel besser als „unten“ lang durch den Stadt- und noch dazu Rush hour-Verkehr. Leider hatte ich die Rampe aller Rampen nicht auf dem Schirm. Zwar komplett neu und super edel, aber halt nix für müde Beine und Abendstimmung. Zum Glück war’s schon gegen Ende der Tour, aber ein Abstecher zu den 4 kleinen Inseln mit Türmchen drauf musste nach der 14% Abfahrt von oben dann schon sein. Eine passende Belohnung, fand ich! So entstand ein zweiter Loop.
Ein gelungener, cooler Radltag, nur guter Kaffee fehlt weiterhin! Vielleicht wird’s ja was in Italien.
A plus!