Da hab ich dann doch die Pläne (na ja, also die kurzentschlossenen Pläne) nochmal umgeschmissen und ließ mich nach Porto locken. Und zum Col de Vergio.
Der Weg nach Porto war total vielversprechend, ich hatte so richtig Bock gleich nach der Ankunft zu starten. Mich irritierten ein wenig die Baumfällarbeiten im „Ort“ und dann ein Schild an einer Kreuzung mit „route barrée“ drauf. Mir kam es so vor, als ob es in meine Richtung zeigte. Gut bzw. schlecht, so war es auch. Dann switchte ich um und dachte, cool, kein Problem, ich nehme die Parallelstrecke auf der anderen Seite der Schlucht, easy also.
Ich umfahre die gesperrte Stelle und komme dann wieder auf die Originalstrecke zum Vergio. Puh, ja, ähm, so ähnlich 🙂 vielmehr Steigung (4 km und bereits knapp 300 Hm zu Beginn) und das süße Bergdörfchen Ota beeindruckte mich zwar, ABER: nach einer tollen Abfahrt war nur noch Kiesel, kilometerlang und das auch noch bergauf. Ich war völlig überfordert mit dem Abwägen, ob weiter und bis zur eigentlichen Straße, Augen zu und durch, hoffen, dass meine Alu LR und die Conti 4 bzw 5 Tsd mir das alles verzeihen werden ODER umdrehen und den Schmarrn nochmal, diesmal bergab und die „tolle“ Abfahrt von vorhin wieder rauf und aus die Maus.
Ich fuhr weiter und kam schließlich auf die geniale Straße zum Col, mit allem Getier, Km- und Steigungs-Hinweisschildern, faszinierenden Ausblicken, wieder mal und extremer Einsamkeit. Nur lustige Schweine und Ziegen winkten am Wegesrand. Was für ein Spaß.
Dass es heute eher One-Way werden würde, war mir klar. Ich konnte auch aus zeitlicher Not (Check-in Uhrzeit und Umfahrung mit einberechnen) nur etwa die Hälfte des Cols machen und bin dann wieder umgedreht. Schade, weil er so smooth ist, aber heute ist ja nicht aller Tage Abend.
Für den Rückweg hieß es volles Risiko, ich wollte ja nicht bergab graveln, ich fuhr daraufhin zur bzw. über die Straßensperre. Die Abfahrt war super und fast gegen Ende, also eh schon vor Porto, war echt ein übler Hangrutsch. Ich dachte, weil die Korsen ja ab und an etwas „launisch“ sind, oh oh, jetzt wird man mich schimpfen, nicht durchlassen, anzünden oder dergleichen. Aber nix, ein Arbeiter kam gleich auf mich zu und pfiff seine Kollegen zum Stopp der Arbeiten, begleitete mich ca 150m durch die Erdhaufen und Steine und trug sogar mein Rennrad über die Baumleichen. Toll, voll lieb! Nebenbei erwähnt, ich habe echt höflich drum gebeten und ihm zu verstehen gegeben, dass die Ausweichroute mein Tod und auch der meines Gefährts sein würde. Nach 1000 Mal danken düste ich weiter.
Weil noch 250 Hm und ein paar km auf 50 fehlten, wollte ich noch unbedingt „vollmachen“. Wer kennt das auch? Gute Idee oder bescheuerte Eigenschaft? Ich mach das oft. Allerdings kam ich dadurch in den Genuss, das empfohlene UNESCO Erbe zu beschnuppern, nämlich die Calanches de Piana! Wow, sag ich nur!
Im Anschluss an meine improvisierte Tour fuhr ich diesen Abschnitt mit dem Auto, bei zum Glück 0,0 Verkehr wohlgemerkt, und es war galaktisch. 100% empfehlenswert! Porto ist ein süßer Fleck, die Umgebung echt spannend und PORTO wird mich ja bald nochmal beschäftigen, darauf freu ich mich sehr.
Et alors, à demain, d‘Ajaccio!