Turnschuhklassiker
Der Adidas Samba ist ein Sneaker den fast alle kennen. Aber im Gegensatz zu anderen Modellen ist der Samba ein absoluter Sportschuhklassiker aus dem Jahre 1950. Das glaubt man gar nicht.
Als Pennäler in den Siebzigern war der Samba mein Traumschuh; unerreichbar jedoch. Damals jagte uns der fitte, Samba-besohlte Sportlehrer bis zum erbrechen die Turnhalle rauf und runter. Ich hingegen fühlte mich nicht nur schlecht beschuht, sondern v.a. uncool, in meinen No-Name-Stoffsportschuhen.
Irgendwann Ende der Neunziger bekam ich ihn aber doch. In schwarz natürlich. Zu der Zeit kam der Samba in einer Retro-Welle wieder in den Handel. So wirklich bequem fand ich ihn nicht. Die Ferse schlappte ein wenig und das richtige Schnüren dauerte ewig, sonst saß er nicht richtig. Getragen habe ich ihn trotzdem, cool wie ich war.
Zwanzig Jahre später mein zweites Paar: weiße, leichte Samba in der Primeknit-Version. Die tragen sich wie Socken mit Sohlen und ähneln den Original-Samba nur noch im Aussehen. Top!
Velosamba
Dann brachte Adidas den Velosamba auf den Markt. Anfang März 2021 muss es gewesen sein. Ein Turnschuh für 120 EUR mit der Option für Zweiloch-Cleats in der Sohle? Brauche ich den? Sicherlich nicht. Trotzdem konnte ich geradeso den Haben-Will-Reflex kontrollieren. Aber zum Geburtstag könne man ihn sich wünschen, erzählte ich laut. Blöd nur, dass der Schuh in allen Größen und Farben innerhalb weniger Tage ausverkauft war. Gelitten!
Seit Mitte Juli ist der Velosamba in größeren Stückzahlen erhältlich, nach wie vor exklusiv im Adidas Onlineshop und in Adidas Stores. Außerdem, so Adidas, sei das Produkt „von allen Rabatten und Aktionen ausgeschlossen“. 120 EUR hin oder her, pünktlich zum Sommerurlaub klingelte der DHL-Paketbote.
Velosamba im Detail
Adidas beschreibt den Velosamba als Fahrradschuh für den Pendler, der trotzdem superstylish unterwegs sein möchte. Dafür ist der Schnürschuh aus beschichtetem Leder mit einer durchgehenden, im Sohleninnern liegenden Platte versehen, die Steifigkeit verspricht. Die Sohle selbst ist kompatibel mit Klickpedalsystemen des 2-Loch-Standard, wie bspw. Shimano SPD. Adidas-Streifen und Fersenkappe reflektieren.
Stylisch ist er schon, mein Velosamba im klassischen Schwarz mit weißen Streifen. Erhältlich ist der Schuh auch in Weiß mit weißen Streifen, in Weiß mit schwarzen Streifen und in Weinrot. Gelb gab es zu Anfang, ist aber momentan nicht im Angebot.

Vom Obermaterial, der Schnürung und auch der Passform ist der Velosamba sehr nah am Original-Samba. Nimmt man die Velosamba in die Hand, sind sie ein Klopper. Ist schon der normale Turnschuh-Samba kein Leichtgewicht, bringt der Velosamba satte 551 Gramm auf die Waage, gewogen mit SPD-Cleats und meiner WINSOLE Radschuheinlage. Meine Shimano S-Phyre XC9 wiegen im Vergleich 358 Gramm und die Shimano RX8 360 Gramm – beide ebenfalls mit Cleat und WINSOLE Innensohle. Den Gewichtsunterschied merkt man in der Hand, jedoch weniger am Fuß.

Überhaupt – als Radschuh hat mich der Velosamba überrascht. Die Sohle ist steifer als gedacht, ausreichend für den täglichen Gebrauch, auch wenn es ausnahmsweise mal zwei Stunden auf dem Rad sein sollen. Das ist ein Pluspunkt für den Velosamba.
Umständlich ist die Schnürung. Wie beim Original sind die Löcher für die Schnürung ins Leder gestanzt. Nur unwillig will der dicke Schnürsenkel durch und in Position gebracht werden.
Dass der Schuh trotz richtiger Schnürung beim Gehen ein wenig an der Ferse schlappt, merkt man beim Radfahren nicht. Er sitzt. Gehen kann man trotzdem ganz gut, allemal besser als mit einem richtigen Radschuh. Hier scheint Adidas den richtigen Mittelweg zwischen harter Sohle und Laufkomfort gefunden zu haben. Die SPD-Cleats sind komplett versenkt und nichts klackert beim Bodenkontakt. So ist der Schuh absolut unauffällig. Das Umfeld merkt nicht, dass man einen Radschuh trägt. Damit ist der Velosamba ideal für den Weg zur Arbeit, vorausgesetzt man kann ihn auch bei der Arbeit tragen. Muss man im Büro sowieso Schuhe wechseln, ist es egal mit was man auf dem Rad sitzt.

Nicht ganz so gut gefällt mir die Gummisohle, bzw. deren Profil. Kleine Steinchen haben allzuviel Gelegenheit, in die Ritzen zu wandern und sich dort festzukrallen. Tritt man in Kaugummi, was mir im Urlaub dreimal passierte, wird es übel. Tief sitzen Kaugummi und Steinchen im Profil und lassen sich nur mühsam mit dem Taschenmesser raus kratzen. Vielleicht wäre ein Profil analog der Samba Primeknit (siehe unten) besser geeignet?

Braucht man die Velosamba? Als Radsportler mit Rennrad oder Gravelbike sicher nicht. Wer aber ab und an Abseits des Sports mit Klickpedalen unterwegs sein will, ist mit dem den Velosamba gut beraten, egal ob auf dem Weg zur Arbeit, im Urlaub oder in der Freizeit. Genau desalb würde ich mir den Velosamba wieder kaufen.

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Gegen das „Ferse schlappen“ beim gehen hilft bei mir die Marathonschnürung (etwas): https://lauftipps.ch/ausruestung/laufschuhe/fersenhaltschnuerung/