Wolltrikots sind nur was für die Eroica, oder in der Freizeit auf die Jeans, dachte ich immer. Radreisende bzw. Bikepacker, die mit kleinem Gepäck unterwegs sind, greifen aber immer öfter zu Merino-Trikots. Die Vorteile überwiegen. Dieser Meinung bin ich mittlerweile auch.
Vorteile von Merino
Wärmend: Merinofasern bieten eine hohe Isolierung und wärmt deshalb sehr gut.
Kühlend im Sommer: Im Gegensatz zu synthetischen Fasern absorbiert Merino Schweiß ausgezeichnet. Die Feuchtigkeit kann bis zu einem Anteil von 33% des Eigengewichts aufgenommen werden. Die Feuchtigkeit wird im Faserinneren eingelagert, aber die Faseroberfläche bleibt trocken. Warme Sommerluft lässt die aufgenommene Feuchtigkeit an der Außenseite kontrolliert verdunsten. Dabei entsteht Verdunstungskälte und somit auch ein angenehm kühlendes Gefühl auf der Haut.
Geruchsresistent: Schweiß ist eigentlich geruchsneutral. Erst wenn Bakterien den Schweiß zersetzen, stinkt es. Die Naturfaser bietet Bakterien keinen fruchtbaren Nährboden, indem sie sich festsetzen können. Dadurch kann ein Merino-Kleidungsstück über mehrere Tage getragen werden, ohne widerlich zu stinken.
Das ist für das Bikepacking, die Mehrtagestour ideal. Aber auch für die Umwelt. Wer weniger wäscht, schont diese enorm.
Biologisch abbaubar: Naturfasern wie Merino wolle sind auf natürliche Weise abbaubar. Ein weiterer Vorteil für die Umwelt!
Nachteile von Merino
Trocknet nicht so schnell wie Kunstfaser: Im Regen neigt sie zum Durchnässen und wird aufgrund der hohen Absorbtionsfähigkeit (33% des Eigengeswichts) relativ schwer.
Weniger strapazierfähig: Naturfasern sind etwas fragiler als Synthetikfasern, sind weniger dehnbar und können beim unsachgemäßen Waschen, bspw. mit zu hohen Temperaturen, eher beschädigt werden. Aber Waschen muss man sowieso nicht so häufig.
Teuer: Merino-Kleidung ist in der Regel relativ teuer.
Triban Merino-Trikot aus dem Decathlon
Merino-Kleidung ist relativ teuer, habe ich als einen der Nachteile aufgeführt. Das stimmt. Merino-Trikots von Premium-Anbietern liegen preislich oft über 150 EUR. So viel Geld wollte ich für einen Test nicht ausgeben. Aber muss es immer ein Premium-Anbieter sein, fragte ich mich im relativ kühlen Frühjahr 2021? Warum nicht mal bei Decathlon kaufen? Früher war ich kein Fan des französischen Sportartikel-Discounters. Aber als ich Bikepacking-Zelt, Schlafsack, Matratze & Co im Decathlon gekauft hatte, war ich von Preis-Leistung der Franzosen überrascht. Warum sollte das bei Merino-Kleidung anders sein?
Das Triban Merino-Trikot ist angenehm dünn, fast wie ein Lycra-Trikot. Mit einem Retro-Wolltrikot ist das nicht zu vergleichen. Es ist lange nicht so labberig und auch gar nicht so schwer. Nur 186 Gramm bringt das Triban Merino-Trikot auf die Waage.
Warum das Trikot nicht „labberig“ wirkt, wird klar, wenn man auf die „Zutatenliste“ schaut. 100% Merino ist es nämlich nicht:
Hauptmaterial 70% Wolle, 30% Polyacryl
Einsatz 67% Wolle, 23% Polyamid (PA), 10% Elasthan
Feinrippgewebe 68% Wolle, 29% Polyacryl, 3% Elasthan
Kragen 68% Wolle, 29% Polyacryl, 3% Elasthan
Der Reißverschluss ist durchgehend. Die Ärmelbündchen sind eng, aber nicht „Radprofi-eng“, wenn Ihr wisst, was ich meine. Hinten sind mehrere reflektierende Applikationen aufgebracht. Mittig sitzt eine kleine Tasche für Schlüssel und/oder Geld, die mit einem Reißverschluss verschlossen werden kann. Ansonsten sind die Rückentaschen gewöhnungsbedürftig. Statt drei gibt es nur zwei Taschen. Die linke Rückentasche ist schmal – gerade so breit um ein Smartphone unterzubringen. Mein riesiges iPhone 12 Pro Max passt rein, aber gerade so. Dafür ist die rechte Tasche riesig. Warum es nicht für eine weitere Naht, bzw. eine dritte Tasche gereicht hat, verstehe ich nicht.
Ansonsten gibt es an dem Triban Merino Trikot* überhaupt nichts auszusetzen. Im Gegenteil. Es wärmt, fühlt sich aber auch bei Sonne nicht warm an. Der Schweiß wird gut abtransportiert. Das Trikot trocknet schnell – vermutlich weil es so angenehm dünn ist.
Bei der Größe habe ich M gewählt, wie mir das die Decathlon-Website im Konfigurator vorgeschlagen hatte. Passt! Übrigens habe ich in der Regel bei allen Trikots M, egal ob Bioracer, Rapha, Cuore of Switzerland …
Genial ist aber die „Geruchsresistenz“, obwohl das Trikot nur zu etwa 70% aus Merino-Wolle besteht. Nach Schweiß riecht es auch nach mehrmaligem Gebrauch nicht. Lycratrikots, v.a. die günstigeren, kann man maximal nur einmal tragen. Insoweit ist das Merino-Trikot gut für Radreise oder Bikepacking geeignet. Aber denkt auch mal an den Umweltschutz. Je weniger man waschen muss, umso besser ist es für die Umwelt.
Vorsicht Mulesing!
Decathlon schreibt dazu: „Ein weiterer und vielleicht weitaus bedeutenderer Punkt rund ums Thema Merino ist das Thema Mulesing. Mulesing ist eine gängige Praxis in weiten Teilen Australiens und Neuseelands. Dabei werden den Merinoschafen Teile der Haut rund um den After entfernt oder abgesenkt, um die Infektion durch parasitäre Fliegen zu verhindern. Obwohl es kaum andere Behandlungsmöglichkeiten für die Schafe gibt, die bei einer Infektionen einen langsamen und qualvollen Tod sterben können, wird diese Praxis von vielen als Tierquälerei eingestuft. Verboten ist sie allerdings nicht.
Wir bei DECATHLON haben uns gegen diese Praxis entschieden und beziehen unsere Wolle ausschließlich aus Südafrika. Dort wird Mulesing nicht angewandt, da es den Parasiten dort nicht gibt. Wir können also mit Sicherheit behaupten, dass unsere Merinowolle zu 100% Mulesing-free ist!“
Fazit
Das Triban Merino Trikot* gefällt mir von den Produkteigenschaften so gut, dass ich auch das Trikot in schwarz/orange umgehen bestellen musste. Beim Preis von nur 49,99 EUR konnte ich nicht nein sagen.
Nun denke ich darüber nach, bei Decathlon das Langarmtrikot* aus Merino zu odern, Unterwäsche, T-Shirts … Schließlich naht die Bikepacking-Saison!
Natürlich werde ich auch über diese Kleidungsstücke berichten.
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Ich habe das gleiche Trikot und mir ein paar Wochen später das 7Mesh Ashlu Merino Jersey geholt.
Im Vergleich zum Decathlon ist das nochmal ne ganze Ecke „dicker“. Beim Decathlon hatte ich auch bei leichtem Wind das Gefühl, unbedingt die Windweste überzuziehen. Beim 7Mesh hatte ich das nicht, gefühlt hält es wärmer. (Liegt evtl am größeren Wollanteil?)
Und die Taschen am Decathlon Jersey sind im Vergleich zum 7Mesh deutlich kleiner und unzugänglicher.
Für den Preis ist das Decathlon Merino Jersey aber unschlagbar und wird gerade jetzt im Sommer ein guter Begleiter sein.
Ja, mein Kritikpunkt ist auch die linke Tasche hinten. Die ist knapp und klein für das iPhone 12 Pro Max.
Dass das Trikot recht dünn ist, mag ich besonders. Ich habe mittlerweile auch das Langarmtrikot. Das ist wesentlich schwerer und viel dicker. Das ziehe ich im Homeoffice über. Aber fürs Radfahren ist es mir zu warm. Dann lieber eine richtige Jacke.
Das kurze Feedback zum Langarmtrikot ist sehr interessant, weil ich auch überlegt habe mir das zu holen. Aktuell nutze ich hauptsächlich Arm- und Beinlinge, was okay ist, aber dann doch nicht das gleiche Gefühl wie etwas langärmliges anzuhaben, zumal die Armlinge immer mal wieder rutschen. Ich glaube bei Decathlon wird es mir wichtig sein, die Sachen wirklich mal anzuprobieren. Zum Glück machen die Stores ja jetzt langsam alle wieder auf und man kann mal im Ruhrgebiet schauen, ob dort was auf Lager liegt, was man anprobieren kann.
Die rutschen nicht. Mir ist M eigentlich etwas zu eng.
Bestell dir mal die Merino-Armlinge. Die sind schön warm und etwas dicker. Aber sie sind auch eng. Besser eine Nummer größer nehmen.