Swiss Side Hadron Ultimate 625 – Formel 1 am Rennrad
Swiss Side CEO Jean-Paul Ballard kommt aus der Formel 1. Er war beim schweizer Rennstall Sauber zuhause, bevor er seine ganze Erfahrung im Bereich Carbon und Aerodynamik in den Rad- bzw. Triathlonsport brachte.
Triathleten, die lange und schnell Rad fahren wollen, ist die Hauptzielgruppe des Schweizers.
Einer, der schon länger auf Swiss Side setzt, ist Patrick Lange. Der Darmstädter, der 2017 und 2018 auf Hawai den Ironman-WM-Titel erringen konnte, blieb 2018 mit einer Zeit von 7:52:39 h als erster Ironman under der Acht-Stunden-Marke auf Hawaii.
Um solche Leistungen zu erreichen, braucht es Willenskraft, eine Menge Training, gute Gesundheit und Top-Material.
Patrick Lange ist sich sicher. Bei seinem ersten Hawaii-Sieg machten die Laufräder den Unterschied.
Das zu hören machte mich geil auf die Laufräder. Schließlich fahre ich Langstrecke, wenn auch nicht Ultra, aber so schnell wie möglich. Auf 300 km können gute Laufräder ganz schön was bringen, v.a. wenn es, wie bei der Vätternrundan, relativ wellig ist.
So hatte ich die Swiss Side Hadron Classic 485 für die Vätternrundan 2018 ins Auge gefasst. Die Hadron Classic 485 sind Carbonlaufräder mit einer Felgenhöhe von 48,5 mm. Im Vergleich zu den Ultimate verzichten sie auf Keramiklager und sind etwas schwerer.
Bei Swiss Side gibt es Hadron Classic und Ultimate in drei verschiedenen Felgenhöhen: 485, 625 und 800 mm. Je höher, desto aerodynamischer, aber auch windanfälliger.
Allerdings rieten Freunde vom Kauf ab. Schließlich würden Felgen gebremste Carbonlaufräder bei Nässe bescheiden bremsen. Das machte mich unsicher und so blieb ich 2018 bei meinen Mavic Ksyrium Pro SL Exalith. Der Laufradsatz ist optisch toll. Nachteil: Er ist flach, also kaum aerodynamisch.
Mit den Mavic brauchte ich 2018 9:45 h brutto für die 300 km der Vätternrundan. Keine schlechte Zeit!
2019 war ich wieder auf der European Triathlon Convention. Jean-Paul, der Swiss Side CEO, zerstreute meine Bedenken bezüglich der Bremsleistung und machte mich erneut heiß auf die Hadron 485.
Kurz darauf erzählte Andreas „Besi“ Beseler (Besi & Friends), der die Swiss Side fährt, wie gut sein Laufradsatz hinsichtlich Steifigkeit, Schnelligkeit und Bremsleistung ist. Nun war ich endgültig überzeugt. Schließlich erzählt Besi keinen Scheiß.
Gerade wollte ich die 485er Hadron Classic bestellen, als mir Swiss Side die Hadron Ultimate 625 als Testlaufradsatz anbot. Cool. Aber waren mir 625 mm nicht zu hoch? Egal. Probieren geht über studieren!
So probierte und studierte ich den Laufradsatz zehn Wochen lang und bin die Vätternrundan 2019 damit gefahren – und zwar schnell.
Im Vergleich zum Vorjahr war ich 80 Minuten schneller unterwegs. 8:35 h brutto auf für 300 km, bei Bedingungen, die mit 2018 vergleichbar waren. Das ist ein Wort!
Natürlich ist die Verbesserung nicht nur den Laufrädern zu verdanken. Es gab es noch andere „Marginal Gains“ wie bspw. die Baranski-Kette oder meine neue Sitzposition von Jens Machacek. Der Swiss Side Laufradsatz hat aber subjektiv den größten Anteil.
Infos und Technische Details
Swiss Side Hadron Ultimate 625 für Felgenbremse
Gewicht / Felge | Vorderrad | Hinterrad | Laufradsatz | Aeroprofilhöhe | Max. Felgenbreite | Breite Bremsflanke |
---|---|---|---|---|---|---|
Werksangabe | 724 g | 889 g | 1613 g | 62,5 mm | 27 mm | 23 mm |
nachgewogen | 744 g | 889 g | 1633 g | 62,5 mm | 27 m | 23 mm |
Speichen
DT Swiss Aerolite and Aero Comp Straightpull Speichen mit DT Swiss pro lock versteckten Aluminiumnippeln.
Vorne (radial gespeicht): 16 Speichen
Hinten (2:1 gespeicht): 21 Speichen
Lager
SINC-Keramikkugellager aus extrem widerstandfähigem, abnutzungs- und korrosionsresistentem keramischem Material, das den Rollwiderstand des Lagers auf ein absolutes Minimum reduziert, bei gleichzeitig verlängerter Haltbarkeit gegenüber herkömmlichen Kugellagern.
Naben
Speziell für Swiss Side gefertigte DT Swiss 240. Abmessungen: 5 x 100 mm Schnellspanner vorn / 5 x 130 mm Schnellspanner hinten
Fahrergewicht
Maximal zulässiges Gewicht für das Gesamtsystem (Bike und Fahrer) beträgt für den HADRON Ultimate-Laufradsatz für Felgenbremsen 100 kg.
Kompatibilität
Shimano, SRAM 10- & 11-Kassetten (Standard). XDR-Freilaufkörper & Campagnolo-kompatibele Freilaufnaben-Kits sind separat erhältlich.
Preis
Alle Swiss Sides Räder, egal ob 485, 625 oder 800 sind felgengebremst oder in Scheibenbremsenausführung zum selben Preis erhältlich.
So kosten alle Swiss Side Hadron Ultimate Laufradsätze UVP 2.198 EUR. Momentan sind sie um 15% auf 1.868 EUR reduziert.
Im Preis enthalten sind zwei Sätze Bremsbeläge, SwissStop Black Prince Flash Pro, und zwei Schnellspanner.
Beim Kauf ist es möglich, einen Satz mit unterschiedlichen Höhen zusammen zu stellen. Vorne 485, hinten 625 ist für manche Radsportler ein Option. Der Preis bleibt in jedem Fall gleich!
Meine Erfahrungen mit den Swiss Side Hadron Ultimate 625
Wenn die 62,5 mm hohe Carbonfelge rollt, ist sie schnell. Beim ersten Test auf meiner Hausrunde legte ich einen 33er Schnitt hin, ohne am Anschlag gefahren zu sein. Sensationell.
Besonders im flachen und welligen Gelände spielt der Laufradsatz seine Stärken aus.
Die Seitenwindanfälligkeit ist erstaunlich moderat. Die 50 mm hohen Dura Ace C50, die ich lange am Rad hatte, waren bei Seitenwind und Sog (bspw. entgegen kommende LKW) merklich nervöser. Erst bei starkem Wind werden die Laufräder es etwas unangenehm. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich mit 70 kg kein besonders schwerer Fahrer bin.
Die Bremsleistung der Swiss Side sind im trockenen sehr gut und im Nassen absolut zufrieden stellend. Natürlich brauchen auch die Swiss Side einen kurzen Moment, bis sie trocken gebremst sind. Man bremst aber gefühlt nicht ins Leere.
Die Schwalbe Pro One Evolution 25 mm, die ich tubeless fahre, waren ohne Montageflüssigkeit relativ einfach zu montieren. Zum Aufpumpen war ein normaler Rennkompressor ausreichend. Die Reifen waren sofort dicht und ploppten sanft in die Felgen. So eine einfache Montage hatte ich bei Tubeless-Felgen bisher nicht erlebt. Großartig.
Als Dichtmilch benutzte ich Tune One Shot. Die kommt ohne Latex aus und soll zehn bis zwölf Monate halten, ohne ausgetauscht werden zu müssen.
Die Tune One Shot hat bei der Vätternrundan ein großes Loch in der Decke des Vorderrads gedichtet, ohne dass ich etwas davon bemerkt hatte. Das Foto rechts zeigt das Loch, aus dem ich die ausgetretene Dichtmilch heraus gekratzt hatte, um die Größe des Lochs zu zeigen.
Die Schwalbe Pro One Evolution 25 mm fahre ich bei 70 kg Körpergewicht mit 4,5 bar vorne und 5 bar hinten. Bei der Vätternrundan pumpte ich 0,5 bar mehr auf.
Swiss Side und DT Swiss
Swiss Side verwendet für Swiss Side optimierte Naben von Speichen von DT Swiss. Obwohl Swiss Side primär Online verkauft ist Kundenservice und Wartung kein Problem. Darum kümmert sich nämlich der Kooperationspatner DT Swiss.
Aber auch DT Swiss profitiert von der Kooperation. Die neuen DT Swiss ARC 1100 DICUT wurden von Swiss Side aerodynamisch optimiert und erinnern stark an die drei Swiss Side Laufradmodelle.
Würde ich die Swiss Side Hadron Ultimate 625 kaufen?
Eindeutig ja. Allerdings hatte ich mir vor Schweden bereits die Ultimate Classic 485 zugelegt.
Hätte ich gewußt, wie kontrollierbar die 625er im Wind sind, wären diese meine Wahl gewesen. Schließlich sind die 625 ein gutes Stück aerodynamischer und damit schneller als die 485.
Allerdings sind auch die die 485er Classic ein Hingucker. Die werde ich wohl im kommenden Jahr in Schweden fahren.
Entdecke mehr von CyclingClaude
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Hi Claude, ich dachte bei der Vätternrundan darf man maximal 60mm hohe Felgen verwenden? Gut, 2,5mm machen keinen wirklichen Unterschied … 🙂
Ist das so?
Stimmt. Gerade gelesen. Habe da schon Leute mit höheren gesehen.
Hallo Claude,
hab mir aktuell mal Deinen Bericht zu den getesteten Laufrädern gegönnt. Schön geschrieben, keine Frage.
Aber wie du in diesem Post eine über 4kmh gestiegene Durchschnittsgeschwindigkeit auf einer 300km Distanz hauptsächlich auf die KPI’s der Laufräder und einer anderen Kette zurückführst, ist außergewöhnlich. Ohne der Darlegung von gleichzeitig erbrachten, durchschnittlichen Leistungswerten, wäre eine solche Geschwindigkeitssteigerung auch leicht eines verbesserten Windschattenfahrens zuzuordnen 😉.
Ich fahre die 485er nun auch schon seit zwei Jahren mit voller Zufriedenheit. Bemerkenswert ist vor allem die super Steifheit der Räder.
Hi Tino, Du kennst mich. Ich fahre ungerne im Windschatten von Leuten, die ich nicht kenne, v.a. in Großgruppe. Die 4 km/h mehr war ein besserer Trainingsstand und Marginal Gains, meist voll im Wind.