Garmin Edge 830
Unboxing? Fällt aus. Übernahme von Claude, der ihn vor und auf der Langstrecke Vätternrundan einsetzte und bedingt begeistert war.
Zum ersten Mal in der Hand kommt der 830 geschmeidig daher. Ein tiefschwarzes, hochwertiges Gehäuse mit mittig unten platziertem Mini-USB-Anschluss. 3 Tasten, 1 links als On/Off-Schalter, 2 unten für Start/Stopp und Lap/Reset.
Eine Anmerkung vorab: der Edge 830 ist wie sein Vorgänger und der Edge 1030 ebenfalls ein Standalonenavigationsgerät, das weder ein Smartphone noch einen Computer braucht, um zu navigieren. Das reine Routing nach einer woanders hergestellten Strecke kann der 830 natürlich ebenso gut. Highlight bleiben aber das unabhängige und mittlerweile schnelle Roundtriprouting. Nach Vorgabe der Streckenlänge und Himmelsrichtung generiert der Edge 830 innerhalb weniger Minuten drei unterschiedliche Routen unter Berücksichtigung der Heatmap. Die von mir abgefahrenen Rennrad-Strecken waren sehr brauchbar, allerdings wünschte ich mir auf manchen Abschnitten ein Gravelbike mit breiteren Reifen und weniger Luftdruck, um schlechte Radwege, dickem Schotter und Treppenpassagen zu passieren.
Die Unterschiede zum Vorgänger 820
- Display 2.6 statt 2.3“
- Akkulaufzeit 20 statt 15h
- Prozessor
- Heatmaps
- ClimbPro
- Workout
- Hydration/Nutrition Alert
- Battery Pack Support
- Bluetooth Sensor Support
- Bike Alarm
- Find my Edge
- MTB Daten: Grit, Flow, Jump
- Trailfork
- Forksight
Display
Das Display lässt kaum Wünsche offen. Es war stets perfekt ablesbar und spiegelte wenig. Auch durch unterschiedliche Brillentönungen einwandfrei. Lt. Claude ist das Display des neuen Wettbewerbers noch einen Tick besser, aber hey, der Edge 830 hat ein starkes Display.
Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit war bereits nach zweimaligem Aufladen gut brauchbar. Zwar schaffte ich die 20-Stunden-Marke mit 3 Sensoren, Routing und Tracking nicht, dennoch traue ich Garmin in 2-3 Updates, das Versprechen einzuhalten, zu. Indoor als reiner Radcomputer ohne GPS hielt das Gerät deutlich über 35h.
Schneller Prozessor
Der erheblich schnellere Prozessor macht sich in allen Bereichen bemerkbar. Ob beim Scrollen durch die Menüs, dem Roundtriprouting oder der Umsetzung der Befehle auf dem Touchscreen, es läuft regelrecht spielend leicht.
Heatmaps
Heatmaps lassen sich bekanntlich nur schwer kritisieren. Wie auch schon Komoot schickte mich nun Garmin völlig unnötig durch mit dem Rennrad fast unbefahrbare Passagen. Insgesamt aber ein gut erweiterbares Feature, das im Bereich Rennrad feiner zu unterteilen wäre: Gravel, Cross, Race, TT.
ClimbPro
In den Genuss des ClimbPro Assistenten kam ich eher zufällig, als ich eine Route abfuhr. Auf einer Datenseite wurden die 3 Steigungen bereits angekündigt. Diese Datenseite kann mit eigens konfigurierbaren Datenfeldern ergänzt werden. Ich entschied mich für Watt/kg und Trittfrequenz. Der Anstieg selbst wird ähnlich wie ein Strava Segment abgespielt.
Sonstiges
Das zusätzliche Akkupack, das bereits beim 1030 für extralange Laufzeiten sorgte, passt nun auch dem Edge 830. Der dafür nötige Aerohalter gehört zum Lieferumfang.
Neu ist auch die Akzeptanz von Bluetoothsensoren. Damit passt sich Garmin dem Markt an und versieht gleichzeitig die 2. Generation der hauseigenen Speed- und Kadenzsensoren mit beiden Protokollen.
Neugierig machte mich der Bikealarm. Er funktioniert tadellos, falls irgendwer auf die Idee kommt, das Rad mit dem Edge oder auch nur den Edge zu bewegen. Im Menü lässt sich der Alarm einstellen. Ebensolche Meldungen sind dann auch auf dem Smartphone sichtbar.
Beim kinderleichten Einrichten des Edge 830 in der Garmin Connect App durfte ich gleich mehrere Notfallkontaktdaten einrichten. Während der ersten längeren Ausfahrt schließlich, löste ein spontanes Bremsmanöver meinerseits den Alarm aus. Es piepste, es blinkte, doch das Abbrechen des Vorganges, das ja kein Unfall war, ließ zu wünschen übrig. So ereilte mich dann der dringende Anruf meiner Mutter, während ich mit über 75km/h Friedberg verließ. Den folgenden Dialog könnt ihr Euch denken, vorausgesetzt man informiert Betroffene nicht rechtzeitig.. Bei 3 weiteren Fehlalarmen setze ich den Status auf „noch nicht ausgereift“.
Die Find my Edge Funktion basiert auf einer bestehenden Bluetoothverbindung zwischen Edge und Smartphone. Bei Aktivierung dieser Funktion werden die letzten GPS-Koordinaten auf einer Karte in der Connect Mobile App angezeigt. So kann man vielleicht nachvollziehen, wo er verloren oder vergessen wurde. Befindet sich der Edge in Bluetoothreichweite, gibt er ein deutlich hörbares Signal von sich mit dem Hinweis gefunden worden zu sein.
Zusätzlich erwähnenswert sind die Datenseiten. So lassen sich nun 12 Felder auf einer Seite anzeigen. Frei konfigurierbar sind sowohl die Stravasegmentseite als auch die ClimbPro Seite. Sensorlimits konnte ich bisher keine feststellen. Die Verbindungen hielten zuverlässig.
Fazit
Insgesamt eine Menge Neues und Verbessertes. Nahe an der Perfektion. Für Rennradler stehen der ClimbPro-Assistent, der neue Prozessor, die Versorgungsanzeige und die Akkulaufzeit im Vordergrund. Die neuen MTB-Funktionen, die ich mangels Zeit und Rad nicht testen konnte, liefern Datenfetischisten gewiss weitere tolle Erkenntnisse.
Über Harry
Als Teil der Rennrad-WG, dem Podcast von CyclingClaude, gehört Harry zur Crew. Harry ist in der Fahrradbranche zuhause und testet für CyclingClaude alles was Spaß macht.
Servus Harry,
ich besitze den 830 seit „Erscheinen“ ;-).
Eines vorneweg – Garmin hat sehr vieles zum Besseren entwickelt wie:
– Akkulaufzeit
– deutlich schnellerer Prozessor
– hochwertige Verarbeitung
– unglaublich viele Features die unter Umständen dann auch mal ins negative drehen können (komplexität der Software)
Was sich deutlich für mich persönlich verschlechtert hat, ist die funktion Roundtrip Routing!
Ich habe irrtümlich gedacht ich könnte eine Vorauswahl der vorgeschlagenen Strecken über die Angabe der Kilometer und Himmelsrichtung auch die Beschaffenheit der Wege und Straßen beeinflußen…. leider geht das bei diesem Gerät nicht :-(!!!
Bsp.
Ich fahre mehrere mal im Jahr zum MTBen an den Gardasee. Und wenn ich mal eine schnelle Runde „ums Hotel“ drehen wollte habe ich meinen „alten Edge Touring“ eine Rountripberechnung machen lassen. Das/die Ergebnisse konnten sich sehen/sehr gut fahren lassen!
Beim ET kann ich im Vorfeld die Art des Fahrradfahrens einstellen und aufgrund dieser Einstellungen schlägt er mir dann 3 Routen mit unterschiedlichen HM´s vor.
Der 830 suggeriert das zwar, dass er das könne aber leider Fehlanzeige :-(.
Auch die Karte die Garmin in aller Regelmäßigkeit updatet könnte besser sein (z.B. wie beim freundlichen Marktbegleiter WAHOO, das Anzeigen unterschiedlicher Untergründe und sich nur auf die wirklich relevanten Informationen beschränken“ ;-).
Als MTBler ist diese Funktion schier gar völlig uninteressant weil er dich zu 95% über geteerte und manchmal extrem stark befahrene Straßen führt (Heatmap).
in diesem Zusammenhang finde ich es auch völlig „Sinnfrei“ in den „vermeidungsoptionen“ Autobahnen BEI EINEM BIKE-NAVI“ anzugeben?????
Garmin sollte sich mal entscheiden – also entweder für Biker oder für „Alle“?!
So oder so ähnlich habe ich es auch dem Support (der übrigens sehr freundlich und kompetent war) mitgeteilt.
Ansonsten ein prima Wurf von Garmin mit weiterem „Entwicklungspotential“.
Gruß
Jürgen
P.S.
von Harrys Bericht hätte ich mir etwas mehr “ MTB-spezifische-Tiefe“ gewünscht 🙂
Danke für Deinen Kommentar, Jürgen. Da weder Harry noch ich MTB fahren, können wir Geräte nicht so gut MTB-spezifisch testen. Tut mir Leid, wenn Du diese Erwartung hattest. Wir sind aber reine Rennrad-/Gravelfahrer.
Die Round-Trip-Funktion hat mich persönlich ebenfalls enttäuscht. Ich hatte das Gerät zum Test mit in Schweden bei der Vätternrundan. In der Woche davor, wollte ich ein paar neue Strecken um Motala erkunden. Leider gab der 830 nur 3 klägliche Vorschläge. Da in und um Motala sehr viel Rad gefahren wird, hätte ich mir auf Basis der in Connect vorhandenen Daten etwas mehr erwartet.
Beste Grüße, Claude