16.6.2019
Ich stehe am Fährhafen von Trelleborg. Die Stenaline-Fähre ist gerade ausgelaufen.
Weil ich erwartet hatte, dieses Schiff nicht zu erreichen, buchte ich die Nachtfähre. So bekomme ich wenigstens etwas Schlaf, der vergangene Nacht zu kurz gekommen war.
Nachdem ich mit Jana, Moni, Sigi und Axel ein paar Bierchen und Jägermeister gezischt hatte, kam der neue schwedische Dauercamper mit Bier zu mir rüber. Schließlich hatten wir Dienstag vereinbart, ein Bier zusammen zu trinken. So wurde es spät und später …
In der Früh, auf dem Weg zum Sanitärgebäude des Campingplatzes, merkte ich, dass ich 300 km Fahrradfahren in den Knochen habe. Davon war gestern Nachmittag noch nichts zu spüren. Bier betäubt offenbar. 😉
Übrigens war meine gestrige Zeit von 8:35 h brutto auf den 300 km gut, aber es gab noch schnellere.
- 115 blieben unter 6:59 h
- 125 unter 7:29 h
- 682 unter 7:59 h
- 523 unter 8:29 h
- 1.555 unter 8:59h … darunter ich.
Geschätzt waren ungefähr 1.600 von 20.000 schneller als ich. Trotzdem fand mich gut, weil die schnellen Zeiten in großen, eingespielten Gruppen von Radsportclubs gefahren werden. Die ganz schnellen Fahrer sind in der Regel Elite-Fahrer, die erst mittags um 12 Uhr starten, freie Bahn haben und von Begleitfahrzeugen unterstützt werden. Aber auch unter solchen Umständen hätte ich kaum eine viel bessere Zeit fahren können. Vielleicht max. Sub 8 h.
Die 2019er Siegerzeit ist übrigens 6:37 h, gefahren von einem Anders Johansson. Startzeit 12 Uhr mittags.
Damit steht die Rekordzeit von 6:23 h immer noch. Die wurde 1977 vom damaligen Profi Francesco Moser aus Italien erreicht.
Übrigens ist jeder der um den See kommt, egal in welcher Zeit, ein Sieger!
15.6.2019
Das frühe Zubettgehen hat sich gelohnt, genau wie die Laufräder und andere Details, die ich optimierte.
3:18 Uhr ging ich auf die Strecke.
… und 8:35 Stunden später waren die 300 km im Sack. Mehr darüber im Artikel zur Vätternrundan 2019, der irgendwann kommen wird.
14.6.2019
Einige werden den Blogeintrag zum 14.6. vermisst haben. Im Eifer der Vätternrundan-Vorbereitung und meines frühen Zubettgehens, ging er unter.
13.6.2019
Als ich gestern Mittag meinen Blogeintrag tippte, und über das schlechte Wetter lamentierte, wusste ich nicht, was noch kommen sollte.
Fünf Stunden heftiges Gewitter und Windböen mit bis zu 120 km/h, glaubt man der schwedischen Presse. Den Fahnenmast, der unten in meinem gestrigen Video zu sehen ist, wurde aus seiner Verankerung gerissen. Bei mir hoben die Solarpanels ab, die auf dem Dach des Wohnwagens lagen. Der Wind drehte sie einfach um, obwohl sie groß und relativ schwer sind.
Als die Blitzeinschläge immer näher kamen, suchte ich Schutz im Auto. Als ich wieder raus kam, hatte sich die Wiese um meinen Wohnwagen in einen See verwandelt. Hätte ich ein Zelt gehabt, wäre das wohl gestern abgesoffen.
Bei 10 Grad ließ es sich im Schlafsack mit Haselnussschnaps, Bier und Netflix aushalten.
Heute früh war es immer noch bewölkt, aber fast windstill. Gegen 12 fuhr ich mit dem Rad in die Stadt, um Startnummer, Transponder-Chip und Rahmenaufkleber abzuholen. Auf dem Rückweg lieferte ich schnell vier Kwaremont in den Büros der Vätternrundan-Organisation aus und bekam als Geschenk mein Vätternrundan-Trikot in Größe M. Zum Glück hatte man mir eins weg gelegt. Auf der Expo ist nämlich nur noch Größe S vorrätig.
Danach machte ich mein Litespeed T5 fit für den Wettkampf, indem ich eine neue Baranski-Kette montierte.
Die alte, die etwa 700 km runter hat, ist immer noch gut gewachst und kaum schmutzig. Die montiere ich wieder für den Winter auf der Rolle. Die von heute bleibt bis Oktober auf dem Rad und wird mit Squirt Lube nachgewachst, wenn das Molten Speed Wax abgetragen ist. An dieser Stelle noch mal danke an den Kollegen Baranski. Das mit dem Kette wachsen war ein toller Tipp.
Abends ging es mit dem Rad nach Medevi Brunn, wo ich seit nunmehr vier Jahren mit Kreidespray die Straße bemale. So auch heute.
12.6.2019
So schlechtes Wetter wie dieses Jahr hatten wir im Vorfeld der Vätternrundan seit 2012 nicht. Damals war es aber noch etwas schlimmer und auch die Vätternrundan selbst war eine reine Regenfahrt – jedenfalls 200 der 300 km.
Das soll dieses Jahr nicht so sein, glaubt man der heutigen Wettervorhersage. Bitte drückt alle die Daumen, dass sich da nichts mehr ändert. Freitagmorgen und Sonntag ist nämlich Regen angesagt.
Dafür nervt das Wetter momentan umso mehr. Mit 29 km/h pfeift der Wind um den Wohnwagen. In Böen bläst er sogar stärker.
Meine Tätigkeiten, selbst die Fahrradwartung, finden komplett im Wohnwagen statt.
So kann ich mich in Ruhe mit dem Garmin Edge 830 auseinandersetzen.
11.6.2019
Grauseliges Wetter heute. Heftiger Wind, Regen und max. 14 Grad lassen mich im Wohnwagen sitzen. Das Wetter am Vätternsee ist sehr wechselhaft. Man kann einer Wettervorhersage erst am Vortag richtig trauen.
In den vergangenen Tagen wurde für den 15.6., meinem Wettkampftag schon allerhand vorhergesagt. Viel Wind, viel Regen … Sonne und wenig Wind … Derzeit sagt die Wetter-App einen bewölkten Himmel mit moderaten Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad sowie wenig Wind voraus. Freitag früh und Samstagabend soll es aber regnen. Wenn sich das Zeitfenster verschiebt, dann Mahlzeit. Aber ändern können wir das Wetter nicht und jeder, der sich für die Vätternrundan anmeldet, weiß um die Wetterherausforderungen, denen man sich potentiell stellen muss.
Dennoch hätte ich gerne das gestrige Wetter für den Rest der Woche. Geschätzt 24 Grad, Windstille … perfekt!
Mein erster Blick auf den Vättern, Höhe Jönköping/Husquarna, den ich im Vorbeifahren erhaschen konnte, war so, wie ich den See mag. Spiegelglatt ohne Wellen. Bei Regen und Wind ist der Vättern mit der Ostsee vergleichbar. Garstig und rauh.
Egal wie langweilig die Fahrt bis Jönköping war, sobald ich den See sehe, hebt sich meine Laune. Die Vätternrundan-Playlist auf Spotify wird gespielt und ich rocke ab, bis ich in Motala ankomme – jedes Jahr.
Kurz vor Jönköping genehmigte ich mir eine Pause. Die Frage, ob ich meine eigene Kaffeetasse nehmen könne, wurde von der Tankstellenkassiererin verneint. Darauf erwiderte ich, dass ich dann keinen Kaffee nehmen würde. So fragte sie den Manager, der es erlaubte. In Sachen Einwegbechern sind die Schweden leider noch ganz hinten. Vielleicht sollte Greta das mit auf die Agenda nehmen? Auf der Stena-Fähre Rostock-Trelleborg gab es übrigens nur Einwegbecher – aus Plastik! So verzichtete ich auf jeglichen Konsum. Dumm, wenn der Umsatz ausbleibt, liebe Stena-Linie.
Jedenfalls war ich irgendwann nachmittags in Motala auf dem Z-Parken Camping, dessen Rezeption 2019 nur noch bis 12 Uhr geöffnet ist. So fuhr ich ohne Anmeldung auf meinen angestammten Platz.
Der Campingplatz ist in die Jahre gekommen, wie schon seit 10 Jahren. aber egal. Die Lage ist einmalig, direkt am Varamon-Strand. Und wenn man dann Wetter wie gestern hat …
Nach dem Aufbau des Wohnwagens war es mir so warm, dass ich sofort aufs Rad gestiegen bin. Die Swissside Hadron Ultimate 625 laufen auf den Schwalbe Pro One Evolution sehr geil. Tubeless, vorne 4,5 bar, hinten 5. Klasse. Falls Du nach meinem Gewicht fragst: 70 kg.
Später saß ich mit meinen Rüganer Campingplatzfreunden, die ich seit meiner dritten Rundan kenne, bis spät bei Bier und Wein.
10.6.2019
Heute geht es von Malmö weiter nach Motala, zur Vätternrundan.
Malmö hat mich begeistert. Die Stadt ist grün und modern, mit einem fahrradfreundlichen Verkehrskonzept und motorisierten Verkehrsteilnehmern, die Fahrradfahrern in der Regel den Vorrang lassen. Vorbildlich.
Im Vorbeiradeln habe ich dort die Zukunft des urbanen Wohnens entdeckt – genau wie ich sie mir vorstelle. Das Cykelhuset Oh Boy Bostad. Cykelhuset ist schwedisch und heißt Fahrradhaus. Das Oh Boy ist nachhaltig und ressourcenschonend gebaut, mit Baumaterialien aus Südschweden, die lediglich kurze Transportwege nach Malmö benötigten.
Im Erdgeschoss des Hauses befinden sich 31 Hotelzimmer, alle direkt von der Straße aus zugänglich.
Ich riskierte einen Blick durch die offene Tür.
Die Hotelzimmer haben zwei Stockwerke. Im oberen Bereich wird gewohnt und unten geschlafen.
Der Clou sind die 20“-Falträder, welche vor den Hotelzimmertüren auf die Gäste warten.
In den oberen Stockwerken des Gebäudes hat es 55 Wohnungen zur Dauermiete.
Im Eingangsbereich, wenn wundert es, findet man moderne Kunst zum Thema Fahrrad.
Links daneben, die kleine Treppe hoch, befindet sich der Fahrradraum. Top!
An der Wand der gegenüberliegenden Seite des Eingangsbereichs hängen die Briefkästen (rechts) und die Paketboxen (links) – elektronisch zu öffnen. Darüber informiert ein Bildschirm über die aktuellen Verbindungen des ÖPNV. Besser geht gar nicht!