Beim Radfahren höre ich oft Musik, Podcasts oder lasse mir von Komoot die Navigationshinweise ansagen. Nur telefonieren geht schlecht. Zwar höre ich den Anrufer gut, der mich aber nicht, weil die Windgeräusche zu stark sind.
Wenn ich darüber schreibe, heben meine Leser mahnend den Finger. Manche entrüsten sich sogar. Du wahrscheinlich auch. Mit Recht!
Es gefährlich, sich auf dem Fahrrad mit Musik von der Außenwelt abzuschotten. Verboten ist es außerdem. Schließlich besagt § 23 StVO u.a., dass das Gehör eines Fahrzeugführers nicht durch die Besetzung, Tiere, die Ladung, Geräte oder den Zustand des Fahrzeugs beeinträchtigt werden darf.
Deshalb trage ich es seit Jahren Kopfhörer bzw. Headsets der Marke Aftershokz. Die übertragen den Ton mittels Knochenleittechnologie und lassen den Gehörgang frei. Das bestätigt auch Jörg von ilovecycling.de, dem ich die Air während der Eurobike 2018 ausprobieren lies.
Knochenleit-Technologie
Bei der Bone-Conduction-Technologie produzieren so genannte Transducer Schwingungen, die man als leichte Vibration auf der Haut wahrnimmt. Diese Schwingungen werden über die Schädelknochen ans jeweilige Innenohr bzw. die Gehörschnecke übertragen. Je höher die Lautstärke und basslastiger die Musik, je mehr kribbelt es. Daran gewöhnt man sich schnell.
Die Transducer sitzen nicht auf, sondern vor dem jeweiligen Ohr. So bleibt, im Gegensatz zu herkömmlichen Kopfhörern, der Gehörgang frei.
Für den Sound hat das einen kleinen Nachteil. Die Bässe kommen nicht so gut. Verschließt man die Ohren mit Fingern oder Gehörschutzstopfen, hört man den Unterschied. Die Musik klingt voller.
Die Transducer müssen nicht direkt auf der Haut aufliegen. In der kalten Jahreszeit ist das von Vorteil. Mütze über die Ohren, Kopfhörer drüber, passt. Die Schwingungen kommen trotzdem an.
Vorteile
(+) Verkehrs-/ Umgebungsgeräusche bleiben hörbar
(+) Können über der Mütze getragen werden
Nachteile
(-) eingeschränktes Klangerlebnis mit wenig Bass
(-) leichtes bis stärkeres Kribbeln an den Auflageflächen der Transducer
Aftershokz Trekz Air
Auf der Bike-Expo von London100 kaufte ich 2012 mein erstes Aftershokz-Headset, Modell Trekz Bluez 2. Das war noch relativ groß und drückte nach einer gewissen Zeit an den Auflageflächen und hinter dem Helm. Außerdem brach nach zwei Jahren einer der Bügel, was ich notdürftig mit Panzertape flicken konnte.
Abgelöst wurde das Headset durch den Nachfolger Trekz Air Titanium. Dieser Kopfhörer hatte einen besseren Klang, war durch sein Titan-Innenleben flexibel und die Gefahr des Bügelbruchs nicht mehr vorhanden. Außerdem drückte er, selbst bei langer Tragezeit, so gut wie nicht mehr. Mit nur 36 Gramm war er ausgesprochen leicht. Alles gut, also.
Aber auch ein gutes Modell kann man verbessern. Der Aftershokz Trekz Air, der 2018 auf den Markt kam, ist mit 28 Gramm federleicht. Wer glaubt, dass man den Unterschied nicht merkt, irrt.
Das Fliegengewicht kann stundenlang getragen werden, ohne dass es drückt.
Die Tragezeit wird nur durch die Akkuleistung eingeschränkt. Die beträgt gute sechs Stunden, was für den Alltagsgebrauch, aber auch für einen Marathonlauf reicht. Fährt man Radmarathon, bspw. zehn bis zwölf Stunden, dürfte es etwas mehr sein.
Das Headset arbeitet mit Bluetooth 4.2 und kann mit zwei Geräten gleichzeitig verbunden werden. So bin ich auf dem Weg zum oder vom Büro über das private Smartphone genauso zu erreichen, wie über das dienstliche. Einschränkend ist zu sagen, dass man zum Telefonieren anhalten muss. Aufgrund der Windgeräusche hört der Anrufende kaum etwas.
Anrufe werden über den Bedienknopf, der sich außen auf dem linken Transducer befindet, angenommen.
Ich halte das folgendermaßen: Meldet sich der Anrufer namentlich, halte ich bei Wichtigkeit an. Ist es nicht dringend, erkläre ich, dass ich auf dem Rad bin und später zurück rufe.
Bedienung
Die Bedienung ist super einfach. Über den Knopf zur Anrufannahme, auf dem linken Transducer, springt man im Musikbetrieb zum nächsten Song. Hinter dem rechten Ohr, unten, gibt es zwei Bedienknöpfe, (+) und (-), für Lautstärke. Der Plus-Knopf dienst außerdem zum Ein- und Ausschalten des Geräts und, durch langen Druck, zum Bluetooth-Pairing. Mehr muss man zur Bedienung im Grunde nicht wissen.
Akku
Geladen wird der eingebaute Li-Ion-Akku über eine micro-USB-Buchse, die sich ebenfalls unten rechts befindet. Die Ladedauer beträgt ca. zwei Stunden. Dann ist das Gerät wieder für sechs Stunden fit. Stand-by bleibt das Headset übrigens bis zu 20 Tage betriebsbereit.
Schweiß abweisend
Das Gerät ist IP-55 zertifiziert. Deshalb ist Schweiß kein Problem. Für mich als Sportler ist das besonders wichtig, v.a. seit ich das Headset beim Indoortraining trage. Schließlich schwitzt man bei einer anständigen Zwift-Session ordentlich.
Discord
Das Trekz Air Headset ist prima für die Sprachübertragung mit Discord geeignet. Meine Zwift-Mitfahrer verstehen mich in der Regel sehr gut.
Preis
Den Aftershokz Trekz Titanium Kopfhörer hat einen UVP von 169,90 EUR. Das ist nicht günstig.
Aber Amazon hat derzeit mit knapp 120 EUR ein super Angebot.
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Mehr Informationen
Ja, ich hebe mal mahnend den Zeigefinger und korrigiere Dich: verboten ist es nicht, auf dem Fahrrad mit Kopfhörer Musik oder gesprochenes Wort zu hören. Es darf nur nicht so laut sein oder so abgeschottet, daß Umgebungsgeräusche nicht mehr wahrgenommen werden können.
Abgesehen davon kann das Hören von allem Möglichen, das nicht mit dem Verkehr zu tun hat, ablenkend wirken. Zum Beispiel Mitfahrende im Auto, die was erzählen 🙂
Danke, Regine. Aber bitte lese genau, was ich geschrieben habe.
„Es gefährlich, sich auf dem Fahrrad mit Musik von der Außenwelt abzuschotten. Verboten ist es außerdem.“
Deshalb fahre ich mit den Aftershokz. Die schotten nicht ab.
Sollte ich das klarer darstellen?
Claude, es geht Regine um das „Verboten ist es außerdem.“
Thomas, es ist verboten, sich auf dem Fahrrad mit Musik von der Außenwelt abzuschotten. Es ist nicht verboten, mit Kopfhörern zu fahren.
Jep, mir geht es um die Formulierung mit dem Verbot. Claude, Du hast recht, ich habe rein formal und wortwörtlich nicht genau genug gelesen. Allerdings gibt es auch, soweit ich weiß (lasse mich gerne korrigieren), kein ausdrückliches „Verbot der Abschottung“ in der StVO. Es gibt eine Pflicht zur Aufmerksamkeit bzw gegenseitigen Rücksichtnahme. Und zwar nicht nur für Radfahrende, sondern für alle Verkehrsteilnehmenden. Gäbe es ein Verbot der Abschottung könnten zum Beispiel Schwerhörige nicht am Verkehr teilnehmen und wären in ihrer Mobilität unnötig stark eingeschränkt. Deine Formulierung könnte die Assoziation hervorrufen, daß andere Kopfhörer als der von Dir Empfohlene verboten seien. Und ich vermute, daß Du das auch nicht sagen wolltest.