Kein Tierleid!
Bis vor wenigen Wochen hatte ich mich nicht für vegane Kleidung interessiert. Jedenfalls war meine Kleidung nicht danach ausgesucht und ich hatte keinen Gedanken daran verschwendet.
Zum Nachdenken angeregt
Vor einigen Wochen stand ich mit meinem Faltrad auf dem Bahnsteig, um nach Frankfurt zu fahren. Ich war zu früh und mir war langweilig. So posierte ich mit meiner Faltrad-Rakete vor dem iPhone mit Selbstauslöser.
Da ich auf dem Foto meine neue „Commuter“-Jacke Cannock 3 von Protective trug, die es bei Hibike gibt, hatte ich den Hashtag #vegan gesetzt.
Dass meine neue Jacke „vegan“ war, hatte ich beim Bestellen nicht wahr genommen. Erst beim Auspackend der Sendung fiel mir das Schild ins Auge.
Meine Instagram-Postings landen automatisch auf Facebook. Dort begann eine Diskussion über vegane Kleidung, an der ich mich nur schlecht als recht beteiligen konnte. Ahnung hatte ich nämlich wenig bis keine.
Mission Duck Rescue
Die Protective Cannock-3-Jacke ist vegan, weil sie auf Daunen als wärmende bzw. isolierende Schicht verzichtet.
Das Siegel „Mission Duck Rescue“ garantiert, dass für das Produkt weder Gänse noch Enten leiden mussten.
Bei Protective nachgefragt
Was es mit „Duck Rescue“ auf sich hat, wollte ich genauer wissen, und kontaktierte Protective.
Protective ist übrigens ein deutsches Unternehmen, mit Sitz in Idstein, wo auch Storck residiert. Das weiß ich aber erst seit meiner Recherche.
Die Idsteiner, seit über 10 Jahren am Markt, haben sich, so erzählt man mir in der ersten Antwortmail, in letzter Zeit auf nachhaltige Bike- und Outdoor-Kleidung konzentriert.
Hohlfaser aus der Kapok-Bohne
Das wärmende Futter meiner Cannock 3, ist eine „Pflanzendaune“, die sich Kapok nennt.
Die Hohlfaser wird aus den Früchten des Kapokbaums (Ceiba pentandra) gewonnen, der hauptsächlich in den Tropen Südostasiens, aber auch in Mittelamerika heimisch ist.
Absolut nachhaltig
Die Bäume wachsen zu Riesen von bis zu 60 Metern Höhe heran, ohne speziell angelegten Plantagen oder Bodenflächen.
Kapok ist übrigens auch kein Nahrungsmittel!
Somit hat Kapok perfekte Eigenschaften, um aus ökologischer und nachhaltiger Sicht weiterverarbeitet zu werden.
Funktional einwandfrei
Neben den Umweltschutz-Aspekten, ist die Frucht auch aus funktionellen Blickwinkeln eine ideale Füllung für Bekleidung.
Die Kapokfaser ist großvolumig, mit einem Lufteinschluss von 80%, und gilt nach der Pappelflaum als leichteste natürliche Hohlfaser der Welt.
Kapok ist nicht neu. Schon in den 50er Jahren war die Frucht als Füll- und Polstermaterial bekannt, geriet aber, aufgrund der Entwicklung synthetischer Materialen, in Vergessenheit.
Wiederentdeckt wurde die Kapokfaser von der Firma FLOCUS, die für nachhaltige Produkte steht.
Fluffiger Handschmeichler
Einige Tage nach meiner Anfrage, hatte ich von Protective eine Kapok-Bohne in der Post. Vielen Dank dafür!
Die Bohne ist komplett mit der Hohlfaser und einigen Pflanzensamen gefüllt. Kapok fühlt sich sehr fluffig und weich an.
Außerdem erfahre ich bei meiner Recherche, dass die Kapok-Faser von Natur aus eine Wachsbeschichtung besitzt, Wasser abweisend ist und eine hohe Tragfähigkeit im Wasser aufweist. Manche Segler schwören deshalb heute noch auf alte Helly Hansen Schwimmwesten, die mit Kapok gefüllt sind.
Kapok zusammen gefasst
- 100% NATUR
- TROPISCHER KAPOK BAUM
- OHNE PLANTAGEN
- KEIN NAHRUNGSMITTEL
- WASSERABWEISEND
- ISOLIEREND
Ist diese Bohne nicht wirklich cool?
Tierschutz
Auch wenn der so genante „Lebendrupf“ zur Gewinnung von Gänse- oder Entendaunen in der EU verboten ist, kann niemand garantieren, wo die Füllung von Daunenjacken, Bettdecken etc. letztendlich her kommt. Siegel, die von der Bekleidungsindustrie genutzt werden, halten oft nicht das, was sie versprechen, genau so wenig, wie man sich offenbar an das Verbot von Lebendrupf hält.
Allerding musste ich bei meiner Recherche auch lernen: Selbst wenn Lebendrupf verboten ist, das so genannte „Raufen“ von Enten und Gänsen zur Daunengewinnung ist erlaubt. Unglaublich!
Peta Award
Für alle tierfreien Produkte hat PROTECTIVE von PETA den „Progress Award 2016“ verliehen bekommen.
Last but not least – meine Meinung zur Jacke
Meine Protective Cannock 3 gefällt mir vom Aussehen, der Verarbeitung und der Passform.
Sie ist leicht, fühlt sich gut an und wärmt trotzdem schön.
Der Schnitt ist Fahrrad-typisch eng. Hinten ist sie etwas länger, damit beim Radfahren der Rücken bedeckt bleibt. Die Ärmelbündchen sind eng anliegend. So dringt kein Luftzug ein.
Leichten Nieselregen kann die Jacke ab. Das habe ich schon getestet.
Insgesamt fällt die Jacke klein aus. Mein Rat: Bestelle eine Nummer größer. Ich trage bspw L, obwohl mir meist Größe M passt.
Die Protective Cannock 3 Jacke verfügt über fünf Taschen: zwei auf der Brust, eine im unteren Rückenbereich, jeweils mit Reißverschluss und zwei weitere vorne, ohne Reißverschluss, wo man die Hände rein stecken kann.
Unauffällige Reflex-Elemente auf dem Rücken und um Brustbereich erhöhen die Sicherheit.
Es gibt auch eine Frauenversion der Cannock 3.
Moin,
schicke Jacke, ohne Frage… und vegan. Wenn es jetzt noch jemand schafft, den Anteil des Polyesters durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen, ist sie u.U. auch nachhaltig. Aber das Problem ist hier auch weniger die eine Jacke, sondern die Massen an Jacken, die für kleines Geld in den Consumermärkten hängen, in denen man die ganze Familie preisbewusst jedes Jahr aufs Neue einkleiden kann.
Will sagen… kauft was ihr wollt. Aber tragt die Klamotten so lange wie möglich. Polyester verrottet erst nach 500 Jahren, beim Waschen wird Mikroplastik ausgeschwemmt etc.
LG,
Bernd