… oder elektro-infiziert?
Tag 2 am Monte Amiata
Erneut beginnt der Tag nach einem sehr guten Frühstück. In Italien – wenn es nicht gerade eine 4 oder 5 Sterne Hotel ist – ist das Frühstück recht einfach und bescheiden. Nicht aber im Hotel Albergo le Macinaie. Das Frühstück ist recht umfangreich, es gibt sogar frisches Obst. Klasse ist natürlich der morgendliche Espresso, der in Italien niemals fehlen darf.

Mit dem super Frühstück kann der zweite Tag am Monte Amiata beginnen. Ich habe gut geschlafen, hatte keinen Kater vom Rotwein und das Wetter war super. Also eigentlich der perfekte Morgen … wenn es da nicht den Vortrag gegeben hätte. Ich war am Montag der einzige ohne eBike. Sobald es bergauf ging, war ich meist einsam unterwegs. Silvia unsere Organisatorin der Pressetour hatte Mitleid und begleitete mich bei den doch recht intensiven und kurzen Anstiegen des Vortags.

Zudem sollte der zweite Tag im Bezug auf den Höhenmeter recht anspruchsvoll werden. Keine Trails, aber dazu später mehr …
Ich entschied mich für ein eBike, Marke Haibike, und es war für mich ein echtes Erlebnis damit zu fahren!
Die Freeride-Station am Monte Amiata, hat eine sehr große Auswahl an aktuellen eBikes (Fully oder Hardtails) im Programm. Man darf nicht vergessen, dass die Bikestation auf knapp 1.300 hm liegt, aber die Toskana an sich mit den Dörfern auf ca. 500 bis 700 hm angesiedelt sind. Wenn man Hobbyfahrer ist und „mehr“ als nur den Berg Monte Amiata sehen möchte, dann ist das E-MTB das perfekte Sportgerät.

Die elektrisierte Tour ging erst einmal „nur“ bergab durch den dichten Buchen- und Kastanienwald in Richtung „Castel del Piano“. Das Licht in den Wäldern ist wirklich einmalig und malerisch.

Ich kenne kein Waldgebiet in Deutschland, welches diesem ähnelt. Die Wege sind breit und auch für Gravelbikes oder Crosser super geeignet. Keine schweren Trails, aber eine Scheibenbremse ist dennoch zu empfehlen, weil es oft recht lange abwärts geht.

Nach knapp einer Stunde bergab änderte sich die Landschaft und aus Mischwald „Buche und Kastanie“ wurde ein Kastanienwald. Ein wirklich wunderschöner Baumbestand, ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Einige Italiener waren dort vor Ort und haben säckeweise die Kastanien einzeln von Hand gesammelt. Es sind Rentner, die ihre doch spärliche Rente aufbessern und Kastanien auf den Märkten beziehungsweise beim Großhändler verkaufen. Was ich nicht wusste, dass man die Kastanien auch „roh“ essen kann. Schale ab und reinbeißen, ein Genuss!

Nach einer knappen halbe Stunde ging es weiter bergab zur einer Stadtbesichtigung in „Castel del Piano“. Ein kleines Städtchen mit knapp 5.000 Einwohnern, ca. 10 km vom Hotel entfernt und bereits im Jahr 890 geschichtlich dokumentiert. Bekannt wurde der Ort wohl durch Pferderennen im 17. Jahrhundert. Die werden heute noch in der Stadt bestritten.

Es gibt auch ein Museum „Nerucci Palast“ – nicht sehr groß – aber auch mit „moderner Kunst“ in Form von 20 Karikaturen aus dem Jahr 1950 vom Künstler „Edo Cei Pinacoteca“.

Nach der Besichtigung von „Castel del Piano“ ging es weiter in Richtung „Seggiano“. Wir sind nun auf knapp 600 hm und die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt. Tolle Fernblicke in die Täler, viele Olivenbäume und landschaftlich wie man sich die Toskana entsprechend vorstellt. Auf halben Weg gab es einen Zwischenstopp. Die Räder wurden „geparkt“ und es ging dann zu Fuß in eine kleinere Schlucht mit einem Wildwasserbach.

Ohne entsprechende Ortskenntnis findet man diesen „Spot“ nicht. dafür gibt es die geführten Touren der Freeride-Station.
In „Seggiano“ – einem kleinen aber wunderschön gelegenen Städtchen mit ca. 1.000 Einwohnern – gab es die wohlverdiente Mittagspause. Dank des eBikes war es sehr einfach dieses Städtchen zu erobern.
Super Essen gibt im „Restaurant Prodotto Tipici“ ganz in der Nähe der Kirche. Tipp: probiert das Oliveneis! Es schmeckt phantastisch! Ich konnte mir eine Kombination aus Eis und Olivenöl so nicht verstellen.
Und nun sind wir auch beim Stichwort „Olivenöl“. Geprägt ist die Gegend durch das Olivenöl und das bekannteste ist das Olivenöl „Extra Vergine aus Seggiano“.
Die Führung durch das kleine Städtchen zeigte, wie man früher Olivenöl hergestellt hat. Außerdem gab es eine Verkostung von Olivenöl.

Dabei habe ich gelernt, dass das anschließende Kratzen im Hals ein Qualitätsmerkmal für gutes Öl ist. Ein echtes Extra Vergine Olivenöl schmeckt fruchtig, leicht bitter und muss ein Kratzen im Hals hinterlassen. Wieder was gelernt!
Am späten Nachmittag ging es schließlich zurück zum Hotel. Ich war echt glücklich ein eBike unter dem Hintern zu haben. Wir hatten knapp 800 hm vor uns – alles auf geteerter Straße – aber bis zum Sonnenuntergang war nicht mehr viel Zeit. Mit einer knappen Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 18 km/h bergauf ging es zurück zum Hotel. Erwähnenswert war, dass wir frisch aufgeladene eBikes hatten. Die Freeride Station hat uns während der Mittagspause die Akkus aufgeladen. Echt nett!

Nach 1,5 Stunden waren wir zurück bei der Bikestation und es gab das anschließende obligatorische Abschlussfoto.

Nach dem Abschlussfoto ging es dann mit dem Auto auf den Gipfel des Monte Amiata, auf 1.700 Meter über N.N. Mit dem Rad hätte ich es nicht mehr geschafft, selbst mit dem eBike nicht mehr.
Franz alias Francesco – der Ex-Stuttgarter – war wieder vor Ort und begrüßte uns mit einem Prosecco. Leider war es wolkig und schon recht kühl. Der Fernblick wurde uns verwehrt.
Am nächsten Tag war Abreise. Bevor es zurück Richtung Flughafen ging, haben wir uns Musem Miniera di Abbadia in San Salvatore angeschaut. Früher wurde dort „Quecksilber“ abgebaut. Besucher sehen anschaulich, wie sich die Geschichte der Mine über die mehrere Jahrzehnte entwickelt hat.

Nach der Minenbesichtigung gab es eine weitere Besichtigung des Klosters „San Salvatore di Monte Amiata“; gegründet im 8. Jahrhundert als Benediktinerkloster. Interessant wurde es dort im 18. Jahrhundert, weil ein Großherzog das Kloster nicht mehr anerkannte und daraus Wohnungen machte. Neudeutsch bezeichne ich das als Enteignung und Umwidmung. Später jedoch konnte die Stadt San Salvatore das Kloster wieder übernehmen und hat es in den späten 60’er umfassend wieder hergestellt und renoviert.
Das waren die wirklich sehr wunderschöne Tage in der südlichen Toskana, rund um „Monte Amiata“. Diese Gegend bietet viel, weit weg vom Trubel rund um Pisa und Florenz.
Monte Amiata ist ein Eldorado für MTB und Gravel, aber auch für Essen, Trinken und allerhand Genüsse :-).
Ich habe die drei Tage mit den Guides, den Journalisten und Organisatoren super genossen. Ich durfte tolle Menschen kennen lernen!
Danke an CyclingClaude, dass ich dort hin durfte :-). Ich warte schon auf den nächsten „Außeneinsatz“ für CyclingClaude :-).
