Die Zukunft der Sportbrille – Smart Glasses
Die Datenbrille Google Glass ist lange Geschichte. Es gab einfach keinen richtigen Use-Case für die Smart Glasses. Die Idee des „Head-up Display“ lebt aber weiter, egal ob bei Garmin mit dem Varia Vision oder dem USEE von O-synce.
Die israelische Firma Everysight hat nun mit der Everysight Raptor eine Sportbrille auf dem Markt, die das Attibut „Smart Glasses“ wirklich verdient.
Auf der Eurobike hatte ich Gelegenheit, mit Yael von Everysight über die Raptor zu sprechen und mich selbst vom Funktionsumfang zu überzeugen.
Die beiden Youtube-Videos findest Du am Ende des Artikels. Beide sind auf Englisch, was für Dich hoffentlich o.k. ist.
Everysight Raptor
Die Everysight Raptor ist eine Symbiose aus Smartphone und GPS-Fahrradcomputer. Alle Funktionen befinden sich in der Brille. Nur Telefonieren kann man mit dem Teil nicht.
Die Raptor bedient sich der Everysight BEAM Projektionstechnologie, die lichtstark die Informationen smarten Brille rechts ins Gesichtsfeld projiziert. Das Display ist digital anpassbar, sodass es optimal für den Sportler sichtbar ist. Je nach Bedarf kann es aktiviert oder deaktiviert werden.
Über Bluethooth 2.0, Bluetooth 4.1 und Ant+ können jegliche Sensoren verbunden werden, wie wir das vom Radcomputer kennen.
Die Leistungsdaten werden vor das Auge projiziert, genau wie Navigation oder Streckendaten. Die Kartennavigation ist schlicht einfarbig gehalten. Die zu fahrende Strecke sieht man gut, da sie farblich abgehoben ist. Die Kartensicht dreht sich immer in Fahrtrichtung. Das ist klasse. Beim Abfahren einer Strecke wird außerdem das Streckenprofil angezeigt und man sieht, wo man sich gerade auf der Strecke befindet, wann der nächste Anstieg folgt etc. Das gefällt mir gut.
Die Raptor hat eine Action-Cam integriert, die in 1080p30, 720p60 oder 480p30 filmt, bzw. Fotos mit 13,2 MP macht. Als Speicher stehen 16 oder 32 GB zur Verfügung.
Der Speicher kann aber auch mit mp3-Musikdateien gefüllt werden. Die Brille verfügt nämlich über zwei Lautsprecher, die die Ohren frei lassen, damit man die Umgebungsgeräusche wahrnehmen kann. Das ist zwar gut, aber eine Bone-Conduction-Technologie, statt herkömmlicher Lautsprecher, wäre m.E. besser.
Außerdem verfügt die Brille über zwei Mikrofone, aber nicht nur für den Ton bei Videoaufnahmen. Über die Mikrofone ist die Steuerung mittels Sprachbefehlen möglich.
Die herkömmliche Bedienung erfolgt durch Streichen über den rechten Brillenbügel, was mit Handschuhen genauso gut gehen soll, wie mit bloßen Fingern. Auf der Eurobike hatte ich leider keine Handschuhe dabei, aber mit den Fingern funktionierte die Steuerung sehr gut.
Visiere gibt es in unterschiedlichen Tönungen und auch ein Optik-Adapter ist verfügbar. Bemerkenswert ist, dass man das das Head-up-Display auch ohne Optikeinsatz klar und deutlich lesen kann, selbst wenn man, so wie ich, normalerweise eine Lesebrille braucht.
Die Brille verfügt außerdem über WLAN, GPS und GLONASS und hat einen Micro-USB-Anschluss, über den die beiden fest verbauten Akkus geladen werden. Diese sollen bis zu 8 Stunden Dauereinsatz garantieren, was aber von der Nutzung abhängig sein dürfte. Mit Navi und Video wird sich die Laufzeit sicher verkürzen. Davon ist auszugehen. Als Betriebssystem dient übrigens Android Lolipop (5.1.1.).
Die Raptor bringt 98 Gramm auf die Waage. Für eine Brille recht viel, was ich auf der Nase aber nicht bemerkt habe. Wie sich das im Dauereinsatz verhält, kann ich aber nicht sagen.
Preislich liegt die Brille über dem, was wir von einem Radcomputer gewohnt sind. 749 EUR kostet das Modell mit 16 GB Speicher. Mit 32 GB sind es 809 EUR.
Mir gefällt das Konzept recht gut. Die Technologie wird sich schnell weiter entwickeln, was Gewicht, Akku und Rechenleistung betrifft. Vermutlich kommen weitere Anbieter auf dem Markt und auch Wahoo und Garmin werden sich Gedanken machen (müssen).
Werden wir in fünf bis zehn Jahren alle solche Brillen tragen? Was meinst Du?