Hallo zusammen,
einige Leser von CyclingClaude werden mich noch von früheren Gastbeiträgen kennen. Falls nicht, noch einmal kurz zu meiner Person. Ich bin Benedikt (kurz Bene), mittlerweile 33 Jahre alt, geboren mit Mukoviszidose. 2010 wurde ich Doppel-Lungentransplantiert und seitdem dem Rennradvirus verfallen. Schon immer Fan, war ich ab da quasi selbst auf der Straße zu Hause.
Mein erstes Rennrad, gleich nach der Transplantation, bekam ich von meinem damaligen Mentor, Rudi Altig geschenkt. Der Weltmeister hatte mir immer Mut gemacht. Ich bin immer noch traurig, dass er nun im Radfahrerhimmel seine Runden dreht.
Zuletzt ist es aber still um mich geworden. Das lag daran, dass ich im letzten Jahr ein wenig die Lust am Rennrad fahren verloren hatte. Noch im Mai 2016 hatte ich mir meinen Traumrenner gegönnt, ein Specialized Tarmac mit Ausstattung aus dem oberen Regal. Aber 2017 hatte ich sehr häufig Diskussionen mit dem motorisierten Gefolge. Das Ganze krönte darin, dass ich aus einem vorbeifahrenden Auto sogar angespuckt wurde. Da war erst einmal die Freude am Fahren auf der Straße vorbei. Fast ein halbes Jahr faste ich kein Rennrad an. Ich beschloss, den das Tarmac zu verkaufen und von dem Geld ein geiles MTB zu kaufen. Denn, sind wir mal ehrlich, so ganz ohne Rad geht’s dann auch nicht.
Aber im Frühjahr 2018 kam dann alles irgendwie anders als geplant. Im Februar, bei dem normalen, halbjährlichen Kontrolltermin wegen meiner Lunge, war noch alles Bestens. Das Rollentraining lief schon wieder ganz gut. Aber dann, vier Wochen später, fing meine Lunge an rum zu spinnen. Anfangs vermutete ich einen Infekt, was ja um diese Jahreszeit nicht außergewöhnlich gewesen wäre. Aber irgendwie wurde und wurde es nicht besser. Ende April war es dann so schlecht, dass ich notfallmäßig nochmal nach Hannover in eine Lungenspezialklinik musste. Einige Untersuchungen, Antibiotika- und Cortisontherpien und Nerven später hatte ich dann die schlimme Gewissheit. Meine transplantierte Lunge wollte nicht mehr. Der Körper hatte angefangen dagegen zu arbeiten.
Da die Krankenkasse die Fahrten und Hotelübernachtungen nach Hannover nicht übernimmt, die Hochschule ihre Patienten für die Untersuchungen nicht aufnimmt, war das Geld, was eigentlich für das neue MTB geplant war, schnell dafür drauf gegangen.
Nach dem ersten Schock der Diagnose, immerhin hatte ich gut ZWEI! Liter Lungenvolumen in zwei Monaten verloren, und den ersten knapp zwei Wochen gefühlter Hilflosigkeit, beschloss ich, dass Beste aus der Situation zu machen. Radfahrerblut ist eben keine Buttermilch. Ich bekam nach einem Aufruf hier bei CyclingClaude einen alten Stahlrenner eines Vereinskollegen für meinen alten Tacx Sartori, den ich noch im Keller stehen hatte, und fing wieder mit dem Rollentraining an. Mehr als zehn bis zwanzig Minuten bei 50-60 Watt waren nicht drin. Bei mehr als 60 RPM ging mir schon die Luft weg. Ein so krasser Einschnitt ist auch für den Kopf nicht einfach. Aber ich saß immerhin auf dem Rad. Egal ob Regen oder brütende Hitze draußen, ich saß auf dem Rad … im Schlafzimmer.
Versteht mich nicht falsch, ich will hier nicht jammern oder irgendwas raus haben. Das war noch nie mein Ding und wird es auch nie sein. Ich will nur weiter aufmerksam machen, auf Organtransplantation. Darauf, dass man sich immer daran erfreut, wenn man einfach nur gesund ist. Vielleicht sehe ich das Schreiben hier auch ein bisschen als Therapie. Bestimmt ist es ein bisschen von Allem.
Jedenfalls hat mir Claude hier eine Plattform geschaffen. Unter der Rubrik „Va Bene“, werdet Ihr in Zukunft mehr von mir lesen. „Va Bene“ ist übrigens italienisch und heißt so etwa „okay“. Claude meinte, dass er sich freut, wenn ich „va bene“ antworte, wenn er nach meinem Gesundheitszustand fragt. Aber „Bene“, dass bin natürlich auch ich – Euer Benedikt.
Zur Zeit hat mir mein Radladen um die Ecke ein eBike zum Testen gegeben. Ein Focus Jam². Danke dafür an Bockshop! So hat die Rolle jetzt erst Mal Pause und ich kann jetzt wieder an meiner Radfahrerbräune arbeiten. Zumindest für die nächsten Tage.
So, dass war‘s jetzt erst Mal von mir, ich will euch ja nicht langweilen. Aber seid sicher, ich werde ab jetzt wieder öfter von mir hören lassen. Versprochen!
Übrigens, auf Instagram findet Ihr mich als bene585.
Euer Bene