Das Pedal als Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine
Eine der wichtigsten Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine ist das Pedal. Hier wird der Druck aufgebracht, der über den Antrieb in Vortrieb umgewandelt wird.
Beim MTB bin ich immer SPD, den Quasi-Marktstandard aus dem Hause Shimano gefahren. Selbst beim Umstieg aufs Rennrad fuhr ich die ersten Monate mit SPD-Pedalen und MTB-Schuhen.
Was mir bei all meinen unterschiedlichen SPD-Modellen gut gefallen hat, ist der einfache Ein- und Ausstieg. Weniger gut fand ich, die immer etwas wackelige Verbindung zwischen Schuh und Pedal. Außerdem ist bei SPD der Druck direkt auf dem kleinen Cleat (Schuhplatte). Bei harten Sohlen ist das kein Problem. Bei weichen Sohlen hingegen, wie bspw. meinen Pearl Izumi mit Sohlen ähnlich normaler Turnschuhe, ist das ein Problem. Fährt man mit solchen Sohlen länger als eine Stunde, merkt man es unangenehm unten im Fuß. Selbst wenn das Pedal einen Käfig, und damit eine breitere Aufstellfläche hat, besteht das Problem.
Shimano SPD fahre ich übrigens, weil viele Händler gar nichts anderes auf Lager haben. Statt guter Beratung bekommt man den Marktstandard ans Rad geschraubt und gut ist es. Schade eigentlich.
Neues Rad, neue Gelegenheit
Als im Mai das Marin Four Corners Elite geliefert wurde, mussten neue Pedale her und ich wollte endlich mal was anderes ausprobieren.
(Außerdem – bei einem Rad aus Kalifornien, mit amerikanischer Schaltung usw. muss doch nichts aus Japan dran, oder?)
Bei Facebook fragte ich meine Leser nach ihren Erfahrungen mit Alternativen von Time, Look, crankbrothers, Speedplay etc.
V.a. die Pedale von crankbrothers wurden hoch gelobt. Eggbeater, so erfuhr ich, fahren einige sogar am Rennrad, weil sie so schön stramm sitzen, fast wie ein Rennradpedal.
Ich wollte aber ein Pedal mit Käfig, damit man etwas mehr Aufstandsfläche hat und zur Not auch mit normalen Schuhen fahren kann.
Solche Modelle hat crankbrothers unter dem Namen „candy“ am Start. Es gibt candy 1, 2, 3, 7 und 11. Je höher die Zahl, desto leichter das Pedal, besser die Lager und edler das Design.
candy 3, die Mittelklasse, sind sicher eine gute Wahl und zum Kurs von ca. 90 EUR zu haben. candy 11, das Top- bzw. Profimodell, preislich mit 450 EUR für mich persönlich indiskutabel.
candy 7 hingegen, vom Aufbau mit Traction Pads etc. ähnlich den candy 11 Pedalen, eine interessante Alternative. Mit 320 Gramm sind sie zwar 90 Gramm schwerer als die candy 11, bei denen v.a. Titan und Aluminium verbaut ist, dafür aber um einiges billiger. Ca. 110 bis 120 EUR werden online für die candy 7 aufgerufen, je nach Farbkombination.
Für mein Marin Four Corners Elite – das Rastafari-Gravel/Commuter/Reiserad – die richtigen Pedale.
crankbrothers candy 7 Pedale
Die candy 7 Pedale haben, wohl wie alle crankbrothers-Pedale einen Float, also eine seitliche Bewegungsfreiheit, von 6°.
Ausklicken kann man, wie man es kennt, indem die Ferse nach außen gedreht wird. Interessant bei crankbrothers ist, dass man die Wahl hat, ob man die Ferse 20° nach außen drehen muss, bis das Pedal auslöst, oder nur 15°.
Gesteuert wird dies über die Cleats (Schuhplatten). Eines der beiden Cleats ist mit zwei Punkten markiert. Schraubt man dieses Cleat unter den rechten Schuh und das ohne Punkte unter den linken, lösen beide Schuhe bzw. Cleats nach einer 15°-Drehung aus. Tauscht man die Cleats, sind es 20°.
Das ist eine coole Sache. Ich fahre derzeit mit 15°, weil die Schuhe generell stramm auf den Pedalen sitzen und ich mich bei 15°-Auslösung sicherer fühle. Ich komme dann einfach schneller raus.
Vor dem Ausklicken kommt aber der Einstieg. Der Funktioniert ähnlich wie bei Shimano. Eigentlich muss man nur etwas Druck nach unten abgeben, wenn das Cleat über der Klammer des Pedals steht. Einfacher geht es, wenn man dabei gleichzeitig den Fuß ein wenig nach außen dreht. Gefühlt geht das Einklicken bei Shimano SPD etwas leichter. Es ist aber nur Gewohnheitssache.
A propos „strammer Sitz“. Ist man eingeklickt, fühlt es sich an, als wären die Schuhe mit einem starken Magneten an den Pedalen befestigt. Dreht man den Schuh, beim seitlichen Float, oder beim Ausklicken, geht das recht schwer. Das ist eher rennrad-typisch und gefällt mir gut, v.a. für’s Gravel-Bike.
Die Pedalkäfige der candy 7 Pedale haben so genannte „Traction Pads“, die standardmäßig 1 mm hoch sind. Mitgeliefert werden aber auch Pads mit 2 mm Höhe, damit die Pedal-Schuhverbindung perfekt ist. Zusätzlich kann man über eine Unterlegplatte, die zwischen Cleat und Schuhsohle gebaut werden kann, das Höhenniveau weiter verfeinern.
Somit dürften die meisten Schuh-Pedal-Kombinationen optimal passen.
Hier ein Blick unter das Pedal, bei eingeklicktem Suplest-MTB-Schuh.
Oft fahre ich aber mit meinen Pearl-Iszumi-Schuhen, mit eingelassenen Cleats. Die haben eine sehr weiche Sohle. Mit Shimano-SPD-Pedalen fühle ich nach kurzer Zeit zentral den Druck unter den Cleats. Bei den candy 7 ist das überhaupt nicht der Fall. Fahrten von vier bis fünf Stunden sind bei dieser Schuh-Pedal-Kombination ohne Schmerzen möglich. Das gefällt mir ausgezeichnet.
Ob das bei den eggbeaters, die ohne Käfig daher kommen, genauso ist, werde ich demnächst probieren. Die kommen dann ans MTB. Shimano-STB gehört dann im Hause CyclingClaude der Vergangenheit an.
Fazit
Die candy 7 sind tolle Pedale (nicht nur) für den Gravel-Bereich. Die Schuhe sitzen satt auf dem Pedal – fast schon wie bei Rennradpedalen.
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