Rennrad – und trotzdem Spaß … auf Gran Canaria

Letztens sah ich Fotos von Gran Canaria, die richtig Bock aufs Rennradfahren machten. Bine, die Gründern
der Facebook-Gruppe „Rennrad – und trotzdem Spaß“ war gerade unten und berichtete „live“ auf Facebook.
Nun freue ich mich, dass Bine einen Gastbeitrag über Ihre Erlebnisse auf Gran Canaria geschrieben hat. Vielen Dank dafür, Bine.

Mein erster Radurlaub auf Gran Canaria …

bzw. mein erster Rennradurlaub überhaupt und so:
Als ich die Ausschreibung auf der Uni-Sportseite sah, dachte ich so naiv bei mir „Oh ja, da mach ich mit“.
Zu meiner Person: Ich (48w) radle so seit ein paar Jahren locker vor mir hin, nur bei Sonne am Wochenende. Schnitt 21 km/h und bis zu 100 km.  Im Sommer bin ich recht fit, im Winter mache ich im Studio mein Training. Ich würde mich also als nicht total unsportlich bezeichnen, aber habe weder Ambitionen, noch einen Trainingsplan. Ich mache Sport um mehr essen zu dürfen.
Wir waren 10 RadlerInnen. Neben mir noch eine jüngere, viel schlankere Frau – der Rest alles top fitte Jungs. Im Schnitt alle 20 Jahre jünger, alles Doktoranden und ich alte Frau dabei. Einer, mit ziemlicher Wampe, bei dem ich dachte „der ist bestimmt nicht schnell“, stellte sich als B-Lizenzler heraus. Wie Frau sich doch dann täuschen kann.
Die Appartements waren in St. Agustin im Süden der Insel, das gut mit dem Bus zu erreichen war. Der ÖPNV ist auf der ganzen Insel sehr gut und nicht teuer.
Die Räder hatten wir von zuhause bei Free Motion gebucht. (Tipp: Unbedingt gleich zusammen mit dem Flug buchen, schnell ausgebucht.) Der Service war, naja – je nach Mitarbeiter – mal gut und zuvorkommend, mal kacke. Cannondale fällt bei Frauen sehr groß aus, mein 51 war mit zu groß, aber mit Minivorbau dann ok (bin 168cm lang).
Zum Einfahren am ersten Tag nahmen wir die GC-500, eine gut ausgebaute Küstenstraße Richtung Westen nach Mogan. Die Autofahrer waren allgemein sehr entspannt und haben immer sehr korrekt überholt. Das Gegenteil waren meine speziellen Freunde mit den blauen ÖPNV-Bussen – immer knapp überholt um mich dann auszubremsen.
Der zweite Tag ging, wegen erneut nicht gelieferten Rades (Dank an Condor – Ironiemodus an!), wieder erst zum Radladen und deshalb spät in der hohen Sonne hoch nach Tunte. Bei km 15 dachte ich so bei mir „Was tust du dir hier eigentlich an? Du bist auf Urlaub?“ Aber die schlaue Hausfrau weiß Rat: Daumen raus und der zweite nette Mini-LKW hielt an. Rad auf die Ladepritsche, 20 km Shuttle nach oben, an meinen jungen Männers grinsend vorbei, um dann oben das Café zu checken. Am Ende waren es doch noch 60 km.

 
Eigentlich war ein Start vor 9:00 Uhr geplant, wegen der hohen Temperaturen im Tagesverlauf. Doch Dank des akademischen Viertels bzw. Dreiviertels meiner Mitfahrer sind wir eigentlich nie vor 10:00 Uhr los gekommen. Entsprechend heiß war es dann immer. Und ich meine nicht normale Hitze! Nein, Dank des Wüstenwindes, der aus der Sahara samt Sand kam, hatten wir teils 46 Grad auf dem Rad in der Sonne.
Auf dem Weg nach Soria gab es weder Schatten noch ein Lüftchen. Meine Jungs, wie immer ca. 10 km vor mir. Ich beschloss, mir unterwegs ein feines Plätzchen zum Sterben zu suchen. Leider konnte ich den Bauarbeiter nicht überzeugen sein Loch auf meine Maße zu vergrößern. So blieb mir letztlich nix anderes übrig als meiner Bande weiter nach oben zu folgen. Nach meinem gestrigen Ritt auf dem LKW musste ich ja auch meinen Ruf wieder herstellen. Oben angekommen hatte mir die Gruppe zuvorkommend einen Platz in der Sonne frei gehalten und vorausschauend eine Cola bestellt. Nachdem ich mein kochendes Hirn erstmal im Waschbecken versenkt hatte, war ich dann auch wieder ansprechbar. Aber später, war ich immer noch so fertig, dass ich die Abfahrt nicht genießen konnte. Übrigens hatte der Wirt versucht, jedem seinen Papayasaft für 4 Euro anzudrehen, egal was er bestellt hatte .

Nächster Tag Ayagaures: Heute etwas gemütlicher, bei nur bei 41°, unterwegs durch ein schönes Tal zu einem ausgetrockneten Stausee. O.k. die 4 km mit 14% Steigung hätten es nicht gebraucht. Dafür tolle Abfahrt zum stilvollen Kaffee am Krematorium am Kreisel als Abschluss. Als Highlight kam dann beim Zähneputzen noch ein 8 cm langer sechsbeiniger Gast vorbei. Daher mein Tipp: Vor dem WC-Gang immer erst das Licht anmachen, damit die Kakerlaken Zeit haben, sich zu verstecken.
Am letzten Tag wagten wir den Versuch, wegen des heißen Saharawindes früher zu starten. Es wurde eine absolute Highlighttour erst wieder durch die Gluthölle fast bis Soria hoch, dann über den Tauruspass in das andere Tal ins Weltbiosphärenreservat, durch Kiefernwälder hinab 30 km Abfahrt und dann zum krönenden Abschluss mit Funzellicht bei Vollmond 35 km die Küste entlang heimwärts. 110 km / 1800 hm. Daher Stecklichter nicht vergessen.

Essen: Es gibt genügend große und kleine gut sortierte Supermärkte die lange auf haben. Sehr zu empfehlen war das Restaurant Rincon Canario in St. Agustin direkt am Meer. Nicht billig aber sehr guter Service und Essen! Auch am Meer gibt es Schnaken, aber nicht wirklich schlimm. Die meisten Einwohner können sich auf Englisch verständigen, manche auch auf Deutsch.
 

Ride for your cookies!!! Bine

Über Bine:

Sabine Crook (48) aus Darmstadt radelt seit einer Laufverletzung vor ein paar Jahren durch den Odenwald und weiter weg, immer auf der Suche nach leckerem Kuchen. Gut zu erkennen auf ihrem pinken Planet X. Nachdem sie sich über das bierernste Gehabe in Rennradgruppen auf Facebook ärgerte, gründete sie kurzerhand eine eigene Gruppe: Rennrad – und trotzdem Spaß mit der Regel Nr. 1 das eigenen Rad in der Wanne zu posten.

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