Ich bin nicht grundsätzlich gegen Scheibenbremsen.
An meinem Mountainbike schätze ich sie sehr. Auch ein Cyclocross-Rad bremst mit Scheiben sicher besser.
Gravel-Bikes mit Scheibenbremsen? Warum nicht.
Selbst am Rennrad haben sie ihre Daseinsberechtigung. Aber …
… nicht bei Rennen, wenn nicht alle Rennräder mit Scheibenbremsen ausgestattet sind. Dafür ist die Bremsleistung bei Nässe zu unterschiedlich, im Vergleich zu konventionellen Bremsen.
… nicht, solange von den offenen Bremsscheiben Gefahr ausgeht. Hier ist die Industrie gefragt!
Verletzungsgefahr bei Scheibenbremsen
Nun führte die Verletzung von Francisco Ventoso bei Paris-Roubaix zum vorläufigen Stopp des Einsatzes von Scheibenbremsen im Profi-Peloton.
Bedenken hatte es seitens der Fahrer schon vorher gegeben. Aber die Profis sind ein gut Stück abhängig von der Industrie und wenn Profis Scheibenbremsen benutzen, kauft sie auch der Jedermann.
Ventoso vermutet, dass seine Schnittwunde von einer Bremsscheibe herrührt, kann es aber nicht mit Bestimmtheit sagen.
Schon versuchen Medien darzustellen, dass die Verletzung des linken Beines wohl kaum daher rühren kann.
Die Verletzungsgefahr durch Scheibenbremsen wird klein geredet. Man verweist dafür auf gefährlich scharfe Messerspeichen und Kettenblätter die schon manches Bein aufgeschlitzt hätten.
Da machen doch zwei rotierende Messer pro Rad den Bock nicht mehr fett, oder?
Verletzungen auch bei Jedermannrennen
Gestern erreichten mich Fotos einer Leserin, die sich beim letztjährigen Giro in Bochum einen Schnitt zugefügt hat.
Auch sie kann nicht 100% sagen, ob die Verletzung durch eine Bremsscheibe verursacht wurde, aber die Möglichkeit besteht, da das andere Rad Scheibenbremsen hatte.
Warum erlauben Veranstalter von Jedermannrennen im Straßenradsport Scheibenbremsen – oder drücken beide Augen zu?
Lest selbst, was sie schreibt:
Ich bin mir bei mir ziemlich sicher, dass es von der Scheibenbremse kommen muss. Bei mir war es einfach ein glatter Schnitt ins Bein. Der Arzt musste nicht mal groß säubern. Er sagte, das Fleisch sei wie mit dem Skalpell durchtrennt. Er musste auch subkutan nähen, weil es eben wie eine OP Wunde war.
Ich selbst kann mich an wenig erinnern. Mein Sturzmitbeteiligter sagte, mir hätte es in einem Schlagloch den Lenker verrissen und er sei dann quer in mich reingefahren. Das passt auch mit der Verletzung am Bein und dem gebrochenen Unterrohr. Beweisen lässt es sich natürlich nicht, das es eindeutig von einer Scheibenbremse kommt. Deshalb hab ich da keine große Welle losgetreten. Aber der Schnitt deutet schwer darauf hin. Es sah aus, als ob jemand mit einem heißen Messer ins Bein geschnitten hätte. Ich kann mich daran erinnern, wie ich auf der Straße saß und den Schnitt zugehalten hatte. Das Bein war sehr tief offen. Ich hatte viel Glück, dass der Muskel nichts abbekommen hatte. Der andere Fahrer hatte definitv Scheibenbremsen am Rad. Ich hatte später noch Kontakt mit ihm und extra nochmal nachgefragt, weil ich mir im Krankenhaus Gedanken machte, wie es zu so einer Wunde kommen könnte, wenn eigentlich keine scharfen Gegenstände an der Strecke oder am Rad sind.
Seit Bochum sind mir Scheibenbremsen sehr suspekt und ich halte sie für absolut gefährlich. Die haben das Potential, ganze Finger zu durchtrennen oder zumindest Sehnen irreparabel zu beschädigen.
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… und dennoch werden viele sagen, Scheibenbremsen sind halb so schlimm. Gut, dass sie verbannt sind.
Ich möchte anmerken, dass ein glatter Schnitt relativ leicht chirurgisch zu versorgen ist und auch kosmetisch wie zu sehen recht ansehnlich verheilt. Die gute Bremsverzögerung durch eine Scheibenbremse in weit aus häufigeren/wichtigeren Fällen ein Quetschtrauma unter oder an einem LKW/Auto/Passanten etc. verhindert!
Scheibenbremsen sind im Normalfall gut dosierbar, funktionieren auch bei Regen zuverlässig, ebenso im Gelände und erzeugen viel Verzögerung! Was will man mehr. Kaufst man sich auch ein stumpfes Messer um Fleisch „sicher“ zu schneiden?….
‚ein glatter Schnitt relativ leicht chirurgisch zu versorgen ist‘
… wie bist Du denn drauf?
…realistisch. Man muss abwägen, was das geringere Übel ist. Scheibenbremsen auf den Straßen erhöhen wahrscheinlich die Sicherheit insgesamt mehr, als sie diese senken durch ihre „scharfe“ Kante und mögliche Schnittfolgen. Dadurch, dass sie bei Massenstarts erlaubt sind, haben sie mehr leute auch privat am Rad. Das erhöht die Sicherheit. Das bei Massenstarts eine Abdeckung sinnvoll sein kann mag sein. Dann kann man das in den Regeln für einen Massenstart vordern, dass diese abgedeckt sein müssen. Das wäre durchaus eine Möglichkeit die Industrie dazu zu bewegen so etwas verstärkt zu entwickeln. Tod unterm PKW ist sicherlich schlimmer, als eine Schnittwunde durch eine Bremsscheibe. So bin ich drauf.